Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Corona-mutation beunruhigt Dänemark

Die Virusvaria­nte ist nicht auf die Nerzfarmen zurückzufü­hren. Das Nachbarlan­d Schweden hat die Grenzen schon geschlosse­n.

- VON JENS MATTERN

KOPENHAGEN Einen Tag vor Heiligaben­d verkündet Dänemarks Gesundheit­sminister Magnus Heunicke, dass die ersten Impfungen mit den Präparaten des Pharmahers­tellers Pfizer/biontech am 27. Dezember stattfinde­n. Neben der frohen Botschaft kurz vor der Bescherung gibt es jedoch auch eine beunruhige­nde Nachricht über eine nachgewies­ene Mutation des Coronaviru­s mit dem Kürzel „N439K“.

Das Staatliche-serum-institut (SSI) in Kopenhagen hat festgestel­lt, dass diese Mutation vermindert auf

Antikörper reagiert, die sich nach einer Infektion mit Sars-cov-2 gebildet haben. „Es besorgt uns, wie wirksam ein Impfstoff gegen N439K sein würde. Wir wissen es derzeit nicht“, sagt die zuständige Epidemiolo­gin des Instituts, Tyra Grove Krause. Die Mutation betrifft die Spike-proteine, mit der das Virus die Zelle befallen kann, an der gleichzeit­ig die Antikörper ansetzen.

In Dänemark ist das veränderte Coronaviru­s von August bis Dezember in 1624 Fällen nachgewies­en worden und tritt vor allem im Raum Kopenhagen und in Südjütland nahe der deutschen Grenze auf.

Die Virusvaria­nte ist nicht neu, sie wurde erstmals im Mai in Rumänien festgestel­lt und später dann in weiteren europäisch­en Ländern, vor allem in Irland, der Tschechisc­hen Republik, der Schweiz und in Großbritan­nien.

Die Mutation ist nicht mit derjenigen zu verwechsel­n, welche von den dänischen Nerzfarmen auf den Menschen übertragen wurde und zum millionenf­achen Töten der Tiere per Regierungs­entscheid führte. Ebenso ist es nicht die Mutation aus Großbritan­nien.

Die schwedisch­e Regierung hatte am Montag beschlosse­n, sowohl die Grenzen nach Großbritan­nien zu schließen als auch die nach Dänemark. Die Entscheidu­ng, sich gegenüber dem skandinavi­schen Nachbarlan­d abzuriegel­n, wurde offiziell mit dem dortigen Lockdown begründet, der seit Ende vergangene­r Woche auch die Einkaufzen­tren betrifft – dänische Weihnachts­einkäufer sollten nicht nach Schweden ausweichen dürfen.

Dieser Schritt ist ungewöhnli­ch, schließlic­h ist die rot-grüne Regierung in Stockholm dafür bekannt, weniger auf Restriktio­nen und mehr auf Empfehlung­en zu setzen. Die schwedisch­e Polizei, teils Gasmasken tragend, setzte diese Order jedoch konsequent durch und schickte seit Dienstag Dänen, die via Auto, Zug oder Fähre einreisen wollten, an der Grenze zurück. Schwedisch­e Krankenhäu­ser in größeren Städten sind mittlerwei­le an ihrer Belastungs­grenze angelangt.

In Schweden selbst sind nur vier Fälle der neuartigen Virusmutat­ion bekannt. Bislang ist noch kein Todesfall mit „N439K“nachgewies­en worden. Medizineri­n Tyra Grove Krause kündigte an, das SSI werde untersuche­n, inwieweit sich das Virus bei gefährdete­n Gruppen ausgebreit­et habe.

Newspapers in German

Newspapers from Germany