Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Nur am Testzentrum ist etwas los
Der Flughafen ist vor Weihnachten normalerweise voller Menschen, die sich auf die Festtage mit ihren Lieben freuen und Last-minute-geschenke kaufen. Nicht so in diesem Jahr. Ein Ortsbesuch.
LOHAUSEN Weihnachten ist eine Zeit der Besinnung, der Hoffnung, des Beisammenseins – aber auch des Konsums, der Märkte und Geschenke. All das kam in den letzten Jahren wie in einem Brennglas am Düsseldorfer Flughafen zusammen. Tausende flogen zu ihren Familien oder kamen an, um mit ihren Angehörigen in Düsseldorf, NRW oder ganz Deutschland Weihnachten zu feiern. Im Abflug- und Ankunftsbereich lagen sich die Menschen in den Armen, um sich zu verabschieden oder freudig willkommen zu heißen. Weihnachtliche Stimmung verbreiteten Tannenbäume und Lichterkette, in hell erleuchteten Geschäfte konnte man Last-minute-geschenke erwerben.
In diesem Jahr allerdings macht sich Nüchternheit breit. Nichts ist festlich geschmückt, Umarmungen sind verboten, kaum ein Geschäft hat geöffnet. Der Lockdown hat auch Düsseldorfs Tor zur Welt fest im Griff. „Der Flughafen Düsseldorf hat in diesem Jahr aufgrund der Situation rund um die Corona-pandemie auf eine großzügige festliche Weihnachtsdekoration verzichtet“, sagt Sprecher Marcus Schaff. „Alle Passagiere werden derzeit zentral über den Flugsteig A abgefertigt, in dem passend zur Jahreszeit eine Winterbeleuchtung installiert ist.“
Wer sollte sich auch an stimmungsvoller Beleuchtung erfreuen? Am Tag vor Heiligabend stehen nur knapp 70 Starts und Landungen auf dem Plan, am Dienstag wurden rund 120 Flugbewegungen notiert. Der größte Flughafen in NRW rechnet zum Jahreswechsel mit rund 100.000 Passagieren – knapp ein Viertel des für diese Zeit üblichen Aufkommens. Vom 18. Dezember 2020 bis zum 3. Januar 2021 werden rund 1500 Starts und Landungen erwartet. Dazu kommt das Einreiseverbot für Menschen aus Großbritannien. „Aktuell stehen im Zeitraum vom 23. bis zum 31. Dezember noch vier Flüge von bzw. nach Großbritannien im Flugplan des Düsseldorfer Flughafens. Ursprünglich hatten die Fluggesellschaften in diesem Zeitraum knapp 40 Flüge geplant“, sagt Schaff.
Da überrascht es nicht, dass die Stimmung am Flughafen wenig festlich ist. „Für uns ist es ein Trauerspiel“, sagt Apotheker Stephan Schreiner. „Nicht nur die Reisenden fallen weg, sondern auch viele Flughafen-mitarbeiter. Wir müssen offen halten, obwohl es völlig unwirtschaftlich ist. Apotheken gehören zur notwendigen Infrastruktur.“
Vereinzelt bilden sich dann doch vor einigen Check-in-schaltern Schlangen, aber nur, weil die Reisenden auf den Mindestabstand achten. „Wir fliegen nach Griechenland zu unseren Kindern. Wir haben sie seit zehn Monaten nicht mehr gesehen. Deshalb sind wir unterwegs“, sagt einer von ihnen. „Eigentlich sind wir häufiger am Flughafen und erfreuen uns am Gewusel. Aber aktuell ist hier nichts los, es ist total tote Hose.“
Nur an einem Ort gibt es jede Menge zu tun: Im Corona-testzentrum können sich nicht nur Reisende testen lassen. „Es kommen auch viele, die sich vor dem Besuch bei der Familie absichern wollen“, sagt eine Sprecherin des Unternehmens Centogene. „Deshalb gibt es bei uns auch manchmal Wartezeiten von einer Stunde.“Auch in der Warteschlange kommt aber keine vorfreudige Stimmung auf, kaum einer spricht.
Die Flughafen-seelsorge versucht, das nüchterne Ambiente ihres Schalters mit einer Art Adventskette etwas weihnachtlicher zu gestalten. „Es überrascht nicht, dass wir im Vergleich zum Vorjahr weniger Gespräche führen“, sagt Mitarbeiterin Ute Clevers. „Viele Geschäfte haben dicht gemacht, die Passagierzahlen sind eingebrochen. Für uns ist die Krise der Reisebranche und Gastronomie augenfällig.“
Da bleibt nur die Hoffnung auf ein besseres Jahr 2021. Aber Hoffnung ist ja auch eine weihnachtliche Stimmung.