Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Das Drama der Juliane Koepcke
Der Tag, der das Leben von
Juliane Koepcke prägen sollte, begann mit einer ärgerlichen Verspätung. „Wir waren alle wütend, denn das Flugzeug war spät. Sieben Stunden zu spät, aber das ist fast normal in Peru“, so erinnerte sich Juliane Koepcke 40 Jahre später in einem Interview. Die damals 17-Jährige wollte mit ihrer Mutter am 24. Dezember 1971 von Lima nach Panguana reisen, einer Forschungsstation mitten im Regenwald. Dort lebte sie mit ihren Eltern, beide waren Biologen und von Deutschland nach Peru ausgewandert. Die Familie wollte in Panguana Weihnachten feiern. Doch auf dem Flug geriet das Flugzeug in einen Sturm, wurde von einem Blitz getroffen und brach in 3000 Meter Höhe auseinander. Juliane wurde aus der Maschine geschleudert, angeschnallt in ihrem Sitz. Wie durch ein Wunder überlebte sie. 15 Stunden später erwachte sie aus einer tiefen Bewusstlosigkeit – allein im Dschungel. Sie konnte weder das Flugzeugwrack noch andere Überlebende finden. Dann geschah das zweite Wunder: Die 17-Jährige fand einen Wasserlauf und schöpfte Hoffnung. Von ihrem Vater wusste sie, dass die Chance, auf Menschen zu treffen, an einem Fluss am höchsten war. Sie wanderte am Wasser entlang und fand schließlich den Unterstand von Waldarbeitern. Dort wurde sie elf Tage nach dem Absturz gefunden. Sie war die einzige Überlebende, auch ihre Mutter war umgekommen. Nach dem traumatischen Erlebnis zog sie zunächst zu Verwandten nach Deutschland, um die Schule zu beenden. Juliane wurde Biologin wie ihre Mutter und widmete einen Teil ihres Arbeitslebens wie ihre Eltern der Erforschung des peruanischen Regenwaldes.