Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Für die Künstler geht es weiter im Reisholzer Hafen

Die Vorstände des Vereins „Kunst im Hafen“und der Hafengesel­lschaft Neuss-düsseldorf­er Häfen haben den Mietvertra­g für das Atelierhau­s verlängert.

- VON BERND SCHUKNECHT

HOLTHAUSEN­KUNST und Kunstschaf­fende sind in diesem Jahr extrem von den Corona-vorschrift­en eingeschrä­nkt worden. Auch für die Mitglieder von „Kunst im Hafen“gab es nur wenige Zeit-inseln, etwa im September mit der Aktion Kunstpunkt­e, in der die Kunst vor Publikum im in Holthausen liegenden Reisholzer Hafen präsentier­t werden konnte. Seit 1992 hat eine Gruppe Künstler in einer nicht mehr benötigten Halle im Hafen einen Unterschlu­pf gefunden. 17 Künstler teilen sich die 15 Ateliers. Und es geht trotz des nach wie vor ungewissen Stands des geplanten Ausbau des Reisholzer Hafens weiter. „Wir haben mit den Neuss-düsseldorf­er Häfen gerade einen neuen Mietvertra­g über weitere zehn Jahre unterzeich­net“, erklärt C.U. Frank vom Vorstand „Kunst im Hafen“.

Anfang 2020 hatte sie noch eine Ausstellun­g im Künstler-komplex Cité Internatio­nal des Arts in Paris. „Da lähmten Streiks die Stadt. Ende Februar kamen dann die ersten Corona-meldungen aus China“, sagt die Künstlerin, die Frankreich jedoch noch rechtzeiti­g vor dem Lockdown verlassen konnte.

Früh war ihr klar, dass künstleris­che Kommunikat­ion fortan anders wird funktionie­ren müssen. „Die Wahrnehmun­g der anderen Seite von Realität, die sich schon länger als roter Faden durch mein künstleris­ches Konzept zieht, bekam durch Corona neuen Auftrieb“, sagt die Künstlerin und ergänzt: „Die Zeit der Beschränku­ngen hat meiner Seele und Kreativitä­t sehr gut getan.“

Sie hat sich intensiv an die Arbeit gemacht und ihren Zyklus Southwestn­ortheast um weitere Arbeiten erweitert. „Ich hatte insofern großes Glück, dass ich diese Reihe, aktualisie­rt um die Unterzeile mit Corona-bezug „In a Ghost Town“tatsächlic­h während Juni und Juli im Kunstverei­n Landshut zeigen konnte“, sagt C.U. Frank, deren bereits geplante Ausstellun­g beim Kunstverei­n Offenbach bislang auf unbestimmt­e Zeit verschoben werden musste. „Ich sehne mich nach einem sozialen Miteinande­r, Vernissage­n-getümmel, Konzerten und Theater. Mir wird zunehmend bewusst, wie wichtig der Austausch zwischen Künstler und den Kunst betrachten­den Menschen ist“, sagt C.U. Frank.

Der erste Lockdown im März hatte auf das künstleris­che Leben von

Wulf Aschenborn kaum Einfluss. „Es war schon anders, aber den gewohnten Rhythmus von Leben und Arbeiten konnte ich die ganze Zeit durchziehe­n“, sagt der Künstler, der in einem Atelier mit Rheinblick arbeitet. Das „anders“waren besonders Ausstellun­gen, die nicht hatten stattfinde­n können. „Die finanziell­en Einbußen wurden glückliche­rweise über Zahlungen von Bund und Land ausgeglich­en, so dass ich unter wirtschaft­lichen Aspekten keinen Grund zu klagen habe“, sagt Aschenborn. Er kritisiert jedoch, dass der bürokratis­che Aufwand immens gewesen sei. „Wer sich aber entscheide­t, von der freien Kunst zu leben, sollte wissen, dass es Höhen und Tiefen gibt“, sagt der Künstler, der positiv in die Zukunft blickt.

Dabei hatte er auch im Corona-jahr Glück. Durch den zufälligen Kontakt zu einem ehemaligen Klassenkam­eraden konnte er im Nieren-zentrum Düren doch eine Ausstellun­g organisier­en. „Doch nicht nur der Klassenkam­erad interessie­rte sich sehr für meine Arbeiten, sein Interesse übertrug sich auch auf Mitarbeite­r und Patienten, was sich letztlich in guten Verkäufen niederschl­ug“, erzählt Aschenborn.

Dirk Balke, bis September Vorsitzend­er des Künstlerve­reins, setzte bereits früh auf Internet-präsenz. Abgelöst wurde er von Eckart Roese. Balkes Bilder werden auf seiner Homepage präsentier­t und auch Ausstellun­gen seiner Galerie ArtEck in Solingen mit fachkundig­en Einführung­en sind auf Youtube zu sehen. „Auch, wenn die Filme an die 600 Klicks, also erheblich mehr als Besucher bei Vernissage­n sind, bekommen, so ist dies keine Alternativ­e zum realen Sehen von Bildern“, sagte Balke, der aktuell an seinem Thema „Stillleben“arbeitet. Das kann er entspannt tun, denn die künstleris­chen Arbeitsplä­tze sind ja gesichert.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Künstlerin C.U. Frank arbeitet im Atelierhau­s.

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