Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Spahn hat Impfaktion schlecht im Griff
In der Krise schlägt die Stunde der Exekutive, heißt es. Und lange schien es, als könne sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn als oberster Manager in der Pandemie profilieren. Manchen gilt er gar als die bessere Hälfte des Duos Laschet/spahn, das sich um den Cdu-parteivorsitz bewirbt. Vor allem zu Beginn der Krise stand Laschet wegen des Umgangs mit dem Ausbruch in Heinsberg und des schulpolitischen Schlingerkurses in der Kritik. Längst gibt es Forderungen aus der CDU, Laschet möge Spahn doch im Duo den Vortritt lassen. An der Frage der Impfung wird sich nun entscheiden, wie gut Spahn wirklich ist. Dass er beherzte Tv-auftritte kann, hat er gezeigt. Aber wie gut kann er eine Krise managen?
Der holprige Start der Impfkampagne setzt Fragezeichen. Als Fehlentscheidung muss schon jetzt gesehen werden, dass der Bund bei dem Tübinger Hersteller Curevac eingestiegen ist. Ein Staatseinstieg ist immer problematisch – und hier hat die Bundesregierung auf das falsche Pferd gesetzt. Während Biontech schon liefert und Moderna nächste Woche loslegen könnte, hat Curevac gerade mal seine Phase-drei-studie gestartet. Dass die Eu-behörden den Biontech-impfstoff gründlicher geprüft haben als die Briten, verteidigt Spahn zurecht. Aber wenn es stimmt, dass die EU erst im November bei Biontech geordert hat, während die USA schon im Juli alles klarmachten, ist das peinlich für Spahn – zumal Deutschland die Eu-ratspräsidentschaft innehatte. Ob der Impfstoff nun drei Tage früher oder später kommt, ist nicht entscheidend. Dass aber bei Priorisierung, Anmeldung und Impfzentren in Deutschland nun doch jedes Land macht, was es will, dass die Liefertermine unklar sind, dass die über 80-Jährigen seit Wochen hingehalten werden, ist kein Ruhmesblatt für den Münsterländer. Besseres Handwerk, weniger PR ist jetzt gefragt.
BERICHT IN NRW BLEIBT ES BEI ZWEITER IMPFUNG, TITELSEITE