Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Krefeld könnte Anwalt der Menschenaffen sein
Kaum vorstellbar: Es gab Zeiten, da wurden exotisch aussehende Menschen im Zoo zur Schau gestellt.
Was vordergründig der Bildung diente, war nichts anderes als menschenverachtende Geschäftemacherei. Die Opfer konnte sich kaum wehren. Sie wurden zunächst gewaltsam, später mit falschen Versprechungen ins Land geholt. Der Vergleich mit dem Schicksal der Wildtiere heute verbietet sich. Dennoch stellen Tierschützer die Frage: Dürfen die Primaten, die nächsten Verwandten des Menschen, als Schaustücke missbraucht werden?
Der Tierschutzbund übt heftige Kritik am Krefelder Zoo, der nach der Brandkatastrophe das Affenhaus wieder aufbauen will: Größer, schöner, moderner soll die neue Heimat für mehr als 30 Tiere werden. Bei aller Modernität aber bleibt das Konzept Teil der Zoowelt. Frei sind die Tiere trotz aller Großzügigkeit nicht. Was den Tierschutzbund stört, bewegt auch Zoobesucher: Wie fühlen sich die Menschenaffen in Gefangenschaft? War Massa – der beliebte, beim Brand getötete Gorilla – in Krefeld glücklich? Beantwortet wird diese Frage gern mit dem Hinweis auf artgerechte Haltung und internationale Vorgaben. Das mag stimmen. Es befreit den Zoo jedoch nicht von der Verantwortung für das Schicksal seiner Schützlinge. Der Tierschutz sähe die Affen am liebsten in der Wildnis. Aber auch dort lauern Gefahren – der Lebensraum schrumpft, Wilderer schlagen zu. Die schnelle Entscheidung zum Wiederaufbau des Affenhauses bedarf einer Überprüfung. Zeit dafür ist vorhanden, denn so bald werden die benötigten Millionen kaum aufzutreiben sein. Krefeld könnte sich in diesem, am besten mit einem Symposium begleiteten Denkprozess, einen Namen machen: als Anwalt der Menschenaffen. Wie wäre es mit einem digitalen Dokumentationszentrum, in dem die Menschen alles über die Faszination ihrer nächsten Verwandten erfahren? BERICHT TIERSCHUTZBUND RÜGT PLÄNE..., TITELSEITE