Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Rückblick auf übersehene Platten
Pop Ist natürlich gar nicht schlimm, dass 2020 vorüber ist, aber zur Ehrenrettung zumindest in musikalischer Hinsicht: Ein paar schöne Platten sind dann ja doch erschienen. Manche wurde allerdings weithin übersehen. „Workaround“(Foto) von lon etwa. Das Album erschien auf dem tollen Berliner Pan-label, und wenn man es unter Techno einsortiert, führt das ein wenig in die Irre. „Workaround“bietet glänzende Rhythmusstudien, die man sich wie Bilder vorstellen kann. Die Op-art-künstlerin Bridget Riley nennt Dillon denn auch als Vorbild. Bitte unbedingt „Square Fifth“als Erstes hören.
Ebenso gut: „Taken Away“von Moodymann. Der Produzent aus Detroit ist der legitime Nachfolger von Prince. Er macht Funk mit den Mitteln des Techno. Eine Klasse für sich ist ebenfalls aus Detroit. Auch er produzierte einst Techno, auf „Wuddaji“öffnet er das Genre Richtung Jazz.
war mal Teil der Band Sonic Youth. Inzwischen lebt er in Tokio und widmet sich der elektronischen Musik. Sein Album „Shutting Down Here“enthält eine halbstündige Komposition für Geige, Piano, Trompete und Elektronik, und sie hört sich an, als redeten die Instrumente miteinander. Sehr besonders ist auch „Blue Hills“von Jonnine. Die Australierin gehört zu dem Duo HTRK, dessen Platten ebenfalls empfohlen seien. Auf ihrer Soloplatte singt sie zu Bassgitarre und Synthesizer, es ist alles ein bisschen düster und verspult, aber sehr elegant. Als Letztes sei noch an das Album „Songs“der Big-thief-sängerin erinnert. Emotionale Lieder aus der Waldeinsamkeit, eine waidwunde Liedermacherin, die mit Tannennadeln Percussion macht. Total schön.