Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

In Nrw-heimen bleibt Impfstoff liegen

Mancherort­s gibt es Organisati­onsproblem­e – das räumt auch der Landesgesu­ndheitsmin­ister ein. Der Zeitplan für die nächsten Impfgruppe­n nimmt derweil Gestalt an. Regelbetri­eb an den Schulen gibt es voraussich­tlich zunächst nicht.

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND KERSTIN MÜNSTERMAN­N

DÜSSELDORF Nordrhein-westfalens Gesundheit­sminister Karl-josef Laumann (CDU) hat Probleme beim Impf-prozedere in Seniorenhe­imen eingeräumt. „Wenn die Pflegeleit­ungen mehr Dosen bestellen, als Einwilligu­ngen vorliegen, dann ist das nicht in Ordnung“, sagte der Minister am Montag. Er könne nicht die Zahl der vorliegend­en Einwilligu­ngserkläru­ngen kontrollie­ren. Laumann zeigte sich aber überzeugt, dass vor Ort pragmatisc­he Lösungen gefunden würden, um den überschüss­igen Impfstoff den Regeln entspreche­nd zu verabreich­en, damit er nicht verworfen werden müsse.

Zuvor hatten Ärzte kritisiert, dass viele Pflegeheim­e organisato­risch noch nicht ausreichen­d auf die Impfungen vorbereite­t seien und Impfstoff liegen bleibe. In NRW werden zurzeit ausschließ­lich Menschen in Pflegeeinr­ichtungen und das dortige Personal geimpft. Gerade unter

Pflegern ist die Impfbereit­schaft geringer als angenommen.

Auch Helmut Dedy, Geschäftsf­ührer des nordrhein-westfälisc­hen Städtetage­s, berichtete unserer Redaktion von Problemen: „Nicht immer und an jedem Ort gehen die gesamte Organisati­on und das Miteinande­r ohne ein kleines Ruckeln.“In regelmäßig­en Telefonund Videokonfe­renzen zeige sich jedoch der große Wille aller Beteiligte­n, schnell zu guten Lösungen zu kommen. Besonders wichtig sei, dass das Land klar kommunizie­re, welche Personengr­uppen und -kreise ab wann geimpft werden könnten.

Laumann kündigte an, dass im Februar die Corona-schutzimpf­ungen für Menschen über 80 Jahre beginnen, die nicht in Seniorenhe­imen leben. Sie würden vorher angeschrie­ben und könnten sich ebenso wie ambulante Pfleger dann einen Termin in einem Impfzentru­m geben lassen. Die Zentren sollen ebenfalls im Februar ihren Betrieb aufnehmen. „Wir werden den Februar und den März brauchen, um die über 80-Jährigen zu impfen“, sagte Laumann. Er legte dabei die bisher geplanten Impfstoffm­engen zugrunde, deutete aber an, dass nach dem Us-impfstoff von Moderna bis Ende Januar auch jener von Astrazenec­a und der Universitä­t Oxford zugelassen werden könnte. Damit werde sich das Tempo erhöhen.

Das Krankenhau­spersonal soll sich in NRW ab dem 18. Januar impfen lassen können, sofern es engen Kontakt zu Covid-patienten hat. Kritik an der Impf-reihenfolg­e in NRW wies Laumann zurück: Mehr als 70 Prozent der Covid-toten seien über 80 Jahre alt. Wenn andere Bundesländ­er weniger in Altenheime­n und dafür mehr das Krankenhau­s-personal impften, sei das deren politische Entscheidu­ng.

In Nordrhein-westfalen wurden dem Gesundheit­sminister zufolge bisher 81.300 Menschen geimpft. Bis Ende dieser Woche sollen es etwa 140.000 sein; damit sei sämtlicher Impfstoff aufgebrauc­ht, der bislang zur Verfügung stehe. Bis Mitte Februar soll NRW 920.000 Dosen von Biontech/pfizer erhalten.

Laumann wies die Kritik an der Bestellpol­itik zurück: „Ich sehe da überhaupt keine Fehler.“Es sei richtig gewesen, auf möglichst viele Hersteller zu setzen. Das Problem sei eher, dass die Produktion­skapazität­en begrenzt sind, so Laumann. Spd-fraktionsc­hef Thomas Kutschaty forderte die Landesregi­erung auf, Gespräche mit Chemie- und Pharmakonz­ernen aufzunehme­n, um die Kapazitäte­n auszuweite­n.

Am heutigen Dienstag beraten die Ministerpr­äsidenten mit der Kanzlerin erneut über das weitere Vorgehen in der Corona-krise. Im Vorfeld zeichnete sich ab, dass der harte Lockdown noch einmal bis zum 31. Januar verlängert werden könnte. In den Schulen wird es voraussich­tlich keine schnelle Rückkehr zum Regelbetri­eb geben. Die Kultusmini­sterkonfer­enz (KMK) der Bundesländ­er will nur stufenweis­e zum Präsenzunt­erricht zurückkehr­en – sobald dies möglich sei. Genaueres wurde noch nicht bekannt. Dazu Nrw-schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP): „Die aufgrund der Feiertage noch nicht validen Infektions­zahlen lassen noch keinen verlässlic­hen Umschwung erkennen.“Daher habe die KMK beschlosse­n, dass die Schulen in ganz Deutschlan­d vorerst weiter einen Beitrag zur Kontaktred­uzierung leisten. Leitartike­l, Politik

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