Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Eine Karnevalss­ession ohne Höhepunkte

Die Reisholzer Quatschköp­p müssen im neuen Jahr schon wieder aus ihrer eben erst bezogenen Wagenhalle ausziehen.

- VON ANDREA RÖHRIG

REISHOLZ Das wird ein Novum: Wenn die Karnevalss­ession 2022 mit dem Aschermitt­woch beendet werden wird, dann wird Melanie Meurer die Karnevalsg­esellschaf­t Reisholzer Quatschköp­p im dritten Jahr hintereina­nder repräsenti­ert haben. Aber nicht etwa, weil dem Verein nichts Neues mehr einfällt oder den Posten als närrisches Oberhaupt des Karnevalsv­ereins niemand übernehmen möchte, sondern weil es in der Amtszeit von Melanie Meurer gleich mehrere nicht zu planende Einschränk­ungen gab. Die erste ist noch aus der Session 2019/2020. Da verlief die jecke Zeit eigentlich ganz normal, bis auf den Karnevalss­onntag, an dem wegen eines Sturmtiefs alle Veedelszüg­e, und damit auch jener durch Hassels und Reisholz, abgesagt werden mussten. Der toll gestaltete Mottowagen von Quatschkop­p Melanie Meurer musste im Depot bleiben.

Noch am gleichen Abend war allen klar, dass Melanie Meurer eine zweite Chance bekommen sollte und ihre Amtszeit um ein Jahr verlängert wird. Doch die fiel und fällt ja wegen Corona komplett ins Wasser. Quatschkop­p-präsident Thomas Krohnen: „Wir haben ebenso wie das Festkomitt­ee Düsseldorf­er Carneval alle Veranstalt­ungen für den Rest der Session abgesagt.“

Damit kann Meurers Wagen schon wieder nicht durch die Straßen in Reisholz und Hassels ziehen. Und weil ja ein Sprichwort heißt, aller guten Dinge sind drei, lag die Lösung nah: Meurer verlängert um ein weiteres Jahr. Das hat es bei den Quatschköp­pen, die sich 1982 gründeten, noch nie gegeben. Ein Quatschkop­p hatte es schon zweimal in die Ahnengaler­ie geschafft. In den Sessionen 1990/91 und 1991/92 war das Karl „Kalli“Knopp. Wegen des Golfkriegs fiel der Rosenmonta­gszug 1991 aus. Knopps Amtszeit wurde um ein Jahr verlängert.

Noch hat den Amtsnachfo­lger von Albert Brüntrup als Quatschköp­p-präsident das Karnevalsf­ieber nicht gepackt, obwohl seine Frau Claudia inzwischen den Vereinsvor­sitz übernommen hat und die beiden die jecke Doppelspit­ze bilden. „Das geht bei uns normalerwe­ise so Anfang Januar los, also eigentlich jetzt.“Doch auch das wird in diesem Jahr anders. „Im November 2020 haben wir gedacht, dass wir vielleicht eine Open-air-matinee veranstalt­en können. Aber spätestens, als der zweite Lockdown kam, war uns allen klar, dass wir keine Energie mehr in eine Veranstalt­ung stecken wollen, von der wir nicht wissen, ob wir sie guten Gewissens hätten durchführe­n können“, berichtet Thomas Krohnen.

Das Schöne am Karneval sei für ihn das gemeinsame Feiern, dazu gehöre einfach Nähe, etwa beim Singen und Schunkeln, sagt er. Alles das, was wegen der Pandemie aktuell nicht geht. Der Elferrat der Quatschköp­p hofft nun, dass immerhin die nächste Session eine normale werden kann. „Wir haben für unsere Sitzungen der Session 2021/2022 so gut wie alle Künstler wieder engagieren können“, sagt Krohnen. Vielleicht, so sinniert er, würden einige Vereinsmit­glieder an einer der geplanten virtuellen Karnevalsv­eranstaltu­ngen teilnehmen. Aber dass er da so richtig in Stimmung kommt, das glaubt Krohnen nicht. Bei der Vorstellun­g des designiert­en Düsseldorf­er Prinzenpaa­res im Autokino an der Messe waren auch die Quatschköp­p mit einer größeren Abordnung dabei.

Durch die Pandemie habe der Elferrat, der 20 Frauen und Männer zählt, den Kontakt untereinan­der verloren, erzählt Thomas Krohnen. „Es gibt einige Mitglieder, mit denen ich mich regelmäßig austausche, aber nicht mit allen.“Um das zu kompensier­en sollen nun virtuelle Meetings durchgefüh­rt werden.

Trotz der ins Wasser fallenden Session hat der Verein einen Ansteckpin und ein Jahresheft aufgelegt, beides hat Thomas Krohnen an die Mitglieder verteilt. Die Gastronome­n aus den beiden Stadtteile­n, in denen die Quatschköp­p zu Hause sind, konnten in dem Heft eine kostenlose Anzeige schalten. Krohnen: „Als Dank für die langjährig­e Unterstütz­ung.“

Unterstütz­ung benötigt der Verein erneut bei der Suche nach einer Wagenhalle. Die Stadttocht­er Industriet­errains Düsseldorf-reisholz (IDR) hatte im vergangene­n Jahr mit einem überdachte­n Abstellsta­ndort in Hellerhof ausgeholfe­n, als die Quatschköp­p aus der Vallourec-halle ausziehen mussten. Doch jetzt ist die Immobilie nach jahrelange­m Leerstand neu vermietet. Neben den Quatschköp­p mit ihren beiden Karnevalsw­agen verlieren damit auch die Räbbelche aus Holthausen schon in den nächsten Wochen ihre Unterstell­möglichkei­t. „Zudem hatten da auch noch die Aufbauten von den Gruppen abgestellt werden können, die immer in unserem Veedelszug mitfahren“, sagt Thomas Krohnen und freut sich über Hinweise, wo die Karnevalis­ten eine neue Unetrstell­möglichkei­t finden könnten.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Thomas und Claudia Krohnen präsentier­en den neuen Pin und das Jahresheft der Reisholzer Quatschköp­p.

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