Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Worringer Platz bleibt trotz Corona im Visier der Polizei
Die Beamten haben 2020 mehr Strafanzeigen und Platzverweise ausgesprochen. Für das Sicherheitsgefühl gab es im Sommer einen Großeinsatz.
STADTMITTE Die Kriminalität auf dem Worringer Platz ist seit Ausbruch der Corona-pandemie nicht zurückgegangen. Dieses Fazit zieht der Chef der Polizeiinspektion Mitte, Thorsten Fleiß. „2020 sind die Zahlen trotz Corona weiter gestiegen“, sagt er. Deshalb hatte es im Sommer auch eine Großkontrolle gegeben, rund 30 Polizisten in Uniform, Hundeführer, Mitarbeiter des Ordnungs- und Servicedienstes, Bundespolizei und Beamte in Zivil gingen im August gegen die Drogenszene am Worringer Platz vor. 88 Personen sind überprüft worden, so Fleiß, 25 Platzverweise wurden ausgesprochen, elf Anzeigen geschrieben, und eine Person sei festgenommen worden.
Der Verkehrsknoten nahe des Hauptbahnhofs ist bekannt als Treffpunkt von drogenabhängigen Menschen. Seit Jahren versucht die Polizei, die Betäubungsmittelund Beschaffenheits-kriminalität zu bekämpfen. Regelmäßige kleinere Kontrollen sollen das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung erhöhen und Druck auf die Drogenszene ausüben. Damit reagiert die Polizei auf Beschwerden der Anwohner, die sich durch die Konsumenten gestört fühlen, aber auch auf die Beschwerden von Gastronomen und Geschäftsleuten. Zudem habe der Eigentümer des Parkhauses an der Kurfürstenstraße schon mehrfach Strafanzeige gestellt, weil sich dort unbefugt Personen aufhielten. Das Parkhaus soll nun umgebaut und sicherer werden.
Dass sich nun mehr Drogenkonsumenten im Düsseldorfer Zentrum aufhalten, das kann Michael Harbaum von der Drogenhilfe nicht bestätigen, „aber der Drogenkonsum wird sichtbarer“, sagt Harbaum. Das alte Postgelände etwa sei ein beliebter Treffpunkt gewesen, weil es viele dunkle Ecken gegeben habe. Dort entsteht das Grand Central mit mehr als 1000 Wohneinheiten. Die Drogenhilfe selbst habe nur begrenzte Möglichkeiten, Abhängigen einen Platz zur Verfügung zu stellen. Zwar gebe es einen Drogenkonsumraum, der seit 2006 365 Tage im Jahr geöffnet sei. Die Corona-pandemie erschwert den Streetworkern aber die Arbeit.
„Wir haben im Innenhof schon Zelte aufgestellt, damit der Abstand eingehalten werden kann“, sagt Harbaum, der zu bedenken gibt, „dass wir den Worringer Platz nicht allein befrieden können.“Wie man den Entwicklungen auf dem zentralen Platz am Hauptbahnhof begegnen kann, darüber machen sich viele Fachleute Gedanken, „wir müssen den Menschen eine Tagesstruktur geben, gleichwohl hat jeder das Recht, sich draußen aufzuhalten“, sagt der Sozialpädagoge.
Im Fokus der Polizei stehen vor allem die Verkäufer. „Wir werden die Drogenszene nicht vollständig auflösen können, aber wir wollen dafür sorgen tragen, dass sich Konsumenten und Dealer in der Gegend nicht zu Hause fühlen“, sagt Fleiß. Es gebe auch Kronzeugenregelungen für Drogenabhängige, die den Beamten Hinweise auf die Verkäufer geben.