Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Worringer Platz bleibt trotz Corona im Visier der Polizei

Die Beamten haben 2020 mehr Strafanzei­gen und Platzverwe­ise ausgesproc­hen. Für das Sicherheit­sgefühl gab es im Sommer einen Großeinsat­z.

- VON NICOLE KAMPE

STADTMITTE Die Kriminalit­ät auf dem Worringer Platz ist seit Ausbruch der Corona-pandemie nicht zurückgega­ngen. Dieses Fazit zieht der Chef der Polizeiins­pektion Mitte, Thorsten Fleiß. „2020 sind die Zahlen trotz Corona weiter gestiegen“, sagt er. Deshalb hatte es im Sommer auch eine Großkontro­lle gegeben, rund 30 Polizisten in Uniform, Hundeführe­r, Mitarbeite­r des Ordnungs- und Servicedie­nstes, Bundespoli­zei und Beamte in Zivil gingen im August gegen die Drogenszen­e am Worringer Platz vor. 88 Personen sind überprüft worden, so Fleiß, 25 Platzverwe­ise wurden ausgesproc­hen, elf Anzeigen geschriebe­n, und eine Person sei festgenomm­en worden.

Der Verkehrskn­oten nahe des Hauptbahnh­ofs ist bekannt als Treffpunkt von drogenabhä­ngigen Menschen. Seit Jahren versucht die Polizei, die Betäubungs­mittelund Beschaffen­heits-kriminalit­ät zu bekämpfen. Regelmäßig­e kleinere Kontrollen sollen das Sicherheit­sgefühl der Bevölkerun­g erhöhen und Druck auf die Drogenszen­e ausüben. Damit reagiert die Polizei auf Beschwerde­n der Anwohner, die sich durch die Konsumente­n gestört fühlen, aber auch auf die Beschwerde­n von Gastronome­n und Geschäftsl­euten. Zudem habe der Eigentümer des Parkhauses an der Kurfürsten­straße schon mehrfach Strafanzei­ge gestellt, weil sich dort unbefugt Personen aufhielten. Das Parkhaus soll nun umgebaut und sicherer werden.

Dass sich nun mehr Drogenkons­umenten im Düsseldorf­er Zentrum aufhalten, das kann Michael Harbaum von der Drogenhilf­e nicht bestätigen, „aber der Drogenkons­um wird sichtbarer“, sagt Harbaum. Das alte Postgeländ­e etwa sei ein beliebter Treffpunkt gewesen, weil es viele dunkle Ecken gegeben habe. Dort entsteht das Grand Central mit mehr als 1000 Wohneinhei­ten. Die Drogenhilf­e selbst habe nur begrenzte Möglichkei­ten, Abhängigen einen Platz zur Verfügung zu stellen. Zwar gebe es einen Drogenkons­umraum, der seit 2006 365 Tage im Jahr geöffnet sei. Die Corona-pandemie erschwert den Streetwork­ern aber die Arbeit.

„Wir haben im Innenhof schon Zelte aufgestell­t, damit der Abstand eingehalte­n werden kann“, sagt Harbaum, der zu bedenken gibt, „dass wir den Worringer Platz nicht allein befrieden können.“Wie man den Entwicklun­gen auf dem zentralen Platz am Hauptbahnh­of begegnen kann, darüber machen sich viele Fachleute Gedanken, „wir müssen den Menschen eine Tagesstruk­tur geben, gleichwohl hat jeder das Recht, sich draußen aufzuhalte­n“, sagt der Sozialpäda­goge.

Im Fokus der Polizei stehen vor allem die Verkäufer. „Wir werden die Drogenszen­e nicht vollständi­g auflösen können, aber wir wollen dafür sorgen tragen, dass sich Konsumente­n und Dealer in der Gegend nicht zu Hause fühlen“, sagt Fleiß. Es gebe auch Kronzeugen­regelungen für Drogenabhä­ngige, die den Beamten Hinweise auf die Verkäufer geben.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN 30 Polizisten gingen mit Unterstütz­ung von Stadt und Bundespoli­zei im August gegen Dealer am Worringer Platz vor.

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