Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
So funktioniert das Impfen beim Hausarzt
Die Praxen sollen zunächst nur Patienten versorgen, die nicht mobil sind oder Vorerkrankungen haben.
DÜSSELDORF Der Impfgipfel hat den Startschuss für die Hausarztpraxen gegeben. Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Wann geht das Impfen los? Ab der 14. Kalenderwoche, also nach Ostern, dürfen die niedergelassenen Ärzte impfen. Allerdings sollen die Impfzentren weiterhin vorrangig beliefert werden, und die Praxen bekommen nur, was in den Zentren nicht benötigt wird. „Die Menge der pro Woche verfügbaren Impfstoffe, die die wöchentliche Lieferung an die Länder übersteigt, wird gemäß Bevölkerungsanteil der Länder an die Arztpraxen ausgeliefert“, heißt es im Beschluss des Impfgipfels. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, kritisierte: „Zwar hat die Kanzlerin die wichtige Rolle der niedergelassenen Kollegen erkannt, aber die Bundesländer setzen weiter vor allem auf die Impfzentren. Der Föderalismus hat sich durchgesetzt.“
Wie viele Patienten können die Hausärzte impfen? Wegen des Mangels an Impfstoff stehen zunächst nur eine Million Dosen wöchentlich für Praxen zur Verfügung. Das heißt, jede der 50.000 Hausarztpraxen bekommt 20 Dosen pro Woche, und zwar über die Apotheken. Von der Belieferung der Fachärzte ist noch gar keine Rede. Um die Praxen zu versorgen, greift der Bund auf eine Zusatzlieferung von Biontech/ Pfizer zurück. Die Gesundheitsminister sollen dafür sorgen, dass der Impfstoff gerecht an die Praxen verteilt wird.
Wen dürfen die Ärzte impfen? Die Ärzte müssen sich an die Priorisierung halten: „Für die Impfungen in Arztpraxen gilt die Priorisierung gemäß der Impfverordnung als Grundlage, die flexibel anzuwenden ist“, heißt es in dem Beschlusspapier. Konkret sollen Ärzte zuerst Pflegefälle und Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen versorgen. „Zu Beginn sind die Arztpraxen aufgefordert, schwerpunktmäßig immobile Patienten in der eigenen Häuslichkeit sowie Personen mit Vorerkrankungen, die mit einem hohen Risiko für einen schweren oder tödlichen Corona-krankheitsverlauf verbunden sind, zu impfen.“Die Vorerkrankungen, für die ein „hohes Risiko“besteht, sind in der Impfverordnung aufgeführt: bei Demenz, nach einer Transplantation, bei behandlungsbedürftiger Krebserkrankung, bei schwerer Lungenerkrankung, bei Diabetes, bei chronischer Leberoder Nierenerkrankung. Hinzu kommen Fettleibige, die einen Body-mass-index höher als 40 haben. Zudem kann der Arzt im Einzelfall andere Patienten mit hohem Risiko impfen.
Kann ich beim Arzt einen Termin vereinbaren? Nein, das ist nicht vorgesehen. „Aufgrund der zunächst noch sehr geringen Liefermengen erscheint es sinnvoll, dass zunächst die Ärzte ihre besonders vulnerablen Patienten gezielt einladen“, heißt es in dem Beschlusspapier weiter. Die Ärzte sollen aktiv auf ihre Patienten zugehen.
Wann dürfen die Fach- und Betriebsärzte impfen? Das wird noch dauern. „Bei steigenden Impfstoffmengen werden auch die Fachärzte sowie Betriebsärzte entsprechend einbezogen“, so der Beschluss. Viele Unternehmen wie Bayer, Evonik, Deutsche Post, Henkel, RWE und Covestro haben bereits angeboten, dass ihre Betriebsärzte in die Impfung einsteigen, wenn genug Vakzine vorhanden sind.
Wie viel Impfstoff bekommen die Praxen? Das Beschlusspapier listet die Liefermengen für die Praxen genau auf: Danach erhalten sie in der Woche nach Ostern knapp eine Million Dosen, ab dem 12. April gibt es 1,2 Millionen, ab dem 19. April eine Million Dosen. In der letzten Aprilwoche soll es dann 3,2 Millionen Dosen für die Praxen geben. Dann können sie rund 60 Patienten pro
Woche impfen. Die Impfzentren erhalten bundesweit jede Woche 2,25 Millionen Dosen.
Dürfen die Länder ihre Kontingente auch umverteilen? Nein. Bremen hat sich dafür ausgesprochen, dass die Länder selbst entscheiden, wie sie ihre Kontingente auf Impfzentren und Praxen aufteilen, konnte sich damit aber nicht durchsetzen.
Gibt es mehr für Grenzregionen? Ja, aber die Grenzregionen in NRW gehen leer aus. Der Gipfel beschloss, dem Saarland 80.000 zusätzliche Dosen zuzuweisen und Rheinland-pfalz 20.000. So soll verhindert werden, dass Virusmutanten aus dem französischen Département Moselle verbreitet werden. Weiterhin erhalten Bayern und Sachsen je 100.000 zusätzliche Biontech-dosen sowie Thüringen 30.000, um den Infektionseintrag aus Tschechien nach Deutschland zu begrenzen.
Wie sieht es in Nordrhein aus? Die Ärzte in Nordrhein können theoretisch gut 500.000 Impfungen pro Woche durchführen, wie Frank Bergmann, Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KV), sagte. „Dann könnten wir eine Durchimpfung bis Sommer erreichen.“Doch der anfänglich den Praxen zur Verfügung gestellte Impfstoff reicht allenfalls für ein Fünftel dieses Impfziels.