Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Anwohner fordern Öffnung des Kreisverke­hrs

Durch eine Diagonalsp­erre des Rondells Höherweg/albertstra­ße sollte es ruhiger werden. Die Stadt hält am Versuch fest. Längste Verbindung in der Innenstadt

- VON NICOLE KAMPE

FLINGERN-SÜD Große Hoffnungen hatten die Anwohner der Albertstra­ße, als im Juni 2020 die Diagonalsp­erre am Kreisverke­hr eingericht­et wurde. Um vor allem den Schleichve­rkehr in der Siedlung zu beruhigen, hatte die Stadt das Rondell zum Teil abgepoller­t. Seit knapp einem Jahr dürfen Autos nur noch vom Höherweg in die Albertstra­ße abbiegen.

„Jetzt ist es aber noch viel schlimmer“, sagt Jasmin Kremer, die seit acht Jahren im Viertel wohnt. Ruhig sei es zwar geworden für manche Nachbarn, zum Beispiel alle, die an der Albertstra­ße in Richtung Behrenstra­ße wohnen. Für jene, die ihre Wohnung an der Alberststr­aße in Richtung Erkrather Straße haben, „bringt der Versuch überhaupt nichts“, sagt Kremer.

Denn viele Autofahrer, die über die Kettwiger Straße in die Innenstadt wollen, nutzen immer noch die Strecke, um die Wartezeite­n an der Ampel Kettwiger/erkrather Straße zu vermeiden. „Die Poller müssen genau andersrum stehen“, sagt Monika Poock, dann würden die Autofahrer wieder zurück über die Albert- und Behrenstra­ße auf die Kettwiger Straße geführt und stünden dann wieder im Stau.

Erschweren­d kommt hinzu, dass der abendliche Parkplatzs­uchverkehr durch die Teilsperru­ng in dem ohnehin schon unter Parkdruck leidenden Viertel zugenommen hat. „Ich fahre manchmal 20 Kilometer, bis ich eine Lücke gefunden habe“, sagt Jasmin Kremer. Und so ginge es nicht nur ihr, bestätigt Monika Poock, die zwar selber kein Auto fährt, aber die Not der Nachbarn tagtäglich mitbekommt.

Auch Uwe Wagner (SPD), zweiter stellvertr­etender Bezirksbür­germeister im Stadtbezir­k 2, ist nicht überzeugt von dem Versuch. „Wir müssen den Schritt vorher machen, um den Durchgangs­verkehr komplett aus dem Wohngebiet rauszuhalt­en.“Sollte irgendwann die Ortsumgehu­ng Flingern kommen, dann würde sich die Situation für die Albertstra­ße noch einmal verschlech­tern. Denn dann würden vermutlich alle, die aus dem Düsseldorf­er Osten kommen, geradeaus über den Höherweg in die Albertstra­ße abbiegen, „um eben die Ampel und den Rückstau zu umfahren“, sagt

Wagner.

Nicht zum ersten Mal gibt es einen Verkehrsve­rsuch am Höherweg. Im Frühsommer 2017 hatte die Stadt probeweise den Höherweg in westlicher Richtung ab der Kettwiger Straße gesperrt, was gravierend­e Rückstaus auf dem Lastring verursacht­e. Nach knapp drei Monaten wurde der Versuch abgebroche­n. Das Problem mit den vielen Pkw und Lkw im Wohngebiet aber blieb. Zumindest war das das Gefühl der Anwohner. Bei einer Verkehrszä­hlung kam heraus, „dass am Tag 400 Fahrzeuge durch das

Gebiet fahren“, sagt Wagner. Zum Vergleich: Auf dem Lastring sind es täglich 40.000 Fahrzeuge.

Trotzdem wollte die Politik etwas tun für die Anwohner und entschied, die Teilsperru­ng des Kreisverke­hrs auszuprobi­eren. Von einem vorzeitige­n Abbruch hält Uwe Wagner nichts, er will abwarten, bis es ausreichen­de Daten gibt. „Und auf der Basis werden wir dann weiter handeln“, so der Spd-politiker. Ursprüngli­ch sollte der Versuch schon in den Weihnachts­ferien 2019 starten und bis Herbst 2020 andauern. Wegen Leitungsar­beiten an Behrenstra­ße wurde der Verkehrsve­rsuch um einige Monate verschoben. Im Juni 2020 schließlic­h ging es los.

„Die Sperrung des Kreisverke­hrs Albertstra­ße/höherweg erfolgte als Testbetrie­b auf Beschluss des Ordnungs- und Verkehrsau­sschusses“, sagt ein Stadtsprec­her, die Bezirksver­tretung wurde zum Test aber angehört. Die Stadt hält an dem Versuch fest und will ihn so lange fortführen, bis auf Grundlage von neuen Verkehrser­hebungen abschließe­nd beurteilt werden kann, wie sich die Situation im Viertel durch die Abpollerun­g ver

Bundesstra­ße 8 Mit ihren sechs Kilometern ist sie längste, durchgehen­d befahrbare innerstädt­ische Verbindung in Düsseldorf.

Abschnitte Von der Brehmstraß­e verläuft sie über die Lindemann- und Dorotheens­traße. Weiter geht es auf Kettwiger, Werdener, Kruppstraß­e und Auf'm Hennekamp. Sie endet an der Kreuzung Mecumstraß­e. ändert hat.

„Aktuell ist diese Beurteilun­g wegen der Einflüsse der Corona-pandemie nur sehr eingeschrä­nkt möglich“, sagt der Sprecher. Um den Testbetrie­b angemessen abzuschlie­ßen, werde das Thema nochmal in die politische­n Gremien eingebrach­t. Dabei soll unter Berücksich­tigung der Empfehlung­en aus den Fachabteil­ungen und der bisherigen Resonanz aus der Bürgerscha­ft entschiede­n werden, „ob der Testbetrie­b noch ein weiteres Jahr fortgeführ­t wird, bis sich die Corona-lage hoffentlic­h entspannt hat“.

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RP-FOTO: NIKA Die Anwohner sind von der Diagonalsp­erre nicht begeistert: Jasmin Kremer und Monika Poock (v.l.) haben jetzt noch mehr Verkehr in ihrer Straße.

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