Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Wo im Sommer noch ein Ferienhaus frei ist
Wegen Corona wird 2021 Spätbucherjahr. Ferienwohnungen liegen im Trend, und es gibt noch viele. Worauf Urlauber achten müssen.
DÜSSELDORFWIE wird die Feriensaison im Sommer 2021? „Wir werden ein Spätbucherjahr erleben“, sagt die Reisebüromanagerin Ute Dallmeier vom First-reisebüro in Mönchengladbach. Der Grund dafür ist klar: Weil die Impfkampagnen in Europa jetzt erst richtig vorankommen, dominieren derzeit zwar Reisebeschränkungen und Quarantänepflicht, doch ab Ende Juni könnte es wieder deutlich besser werden. Suchmaschinen verzeichnen bereits viele Werbeangebote für Reiseziele.
Dabei zeichnet sich ab, dass es an Nord- und Ostsee relativ schwer werden könnte, noch eine attraktive Unterkunft zu finden. In anderen Teilen Deutschlands gibt es noch viele Optionen. Doch in den beliebten Reiseländern Italien, Kroatien, Spanien und sogar Österreich sind aktuell noch massenhaft Häuser und Ferienwohnungen zu buchen. Das zeigen Daten des Reservierungsunternehmens DS Destination Solutions. Das Unternehmen ist auf die Vermarktung von Ferienimmobilien spezialisiert und gehört zur Kölner Hrs-gruppe. Die Daten für die vier Zielländer außerhalb Deutschlands wurden exklusiv für unsere Redaktion berechnet.
In Österreich sind beispielsweise im Salzburger Land noch 64 Prozent der online buchbaren Unterkünfte verfügbar, im Zillertal sind es 73 Prozent, bei Seefeld in Tirol sogar rund 80 Prozent.
Noch mehr freie Angebote melden Vermieter in Italien, Spanien und Kroatien mit oft noch rund 90 Prozent freien Unterkünften in wichtigen Regionen wie Toskana, Sizilien oder Venetien. Aber im Wanderparadies Südtirol ist schon ein Drittel der Unterkünfte vergeben. In Wahrheit könnte die Verfügbarkeit schöner Unterkünfte noch deutlich niedriger liegen, weil viele Anbieter keineswegs alle Wohnungen per Reservierungssystem vergeben, sondern für Stammkunden reservieren. „Viele Leute fahren ja jedes Jahr an den gleichen Ort oder finden eine Unterkunft über persönliche Empfehlungen“, sagt der Kieler Tourismusforscher Martin Lohmann. „Solche Buchungen laufen dann an den zentralen Vermittern und Reservierungssystemen vorbei.“
Die große Frage ist, wie Erholungssuchende mit der Unsicherheit umgehen, ob ein Reiseziel zum gewählten Zeitraum auch wirklich besuchbar ist. Diejenigen, die bis dahin geimpft sind, werden wohl in vielen Ländern leichter über die Grenzen kommen als andere. Andererseits ist eben noch nicht sicher, ob bestimmte Regionen überhaupt besucht werden dürfen.
„Man sollte sich nach Möglichkeit eine Rücktrittsoption zusichern lassen“, sagt dazu Robert Bartel, Reiserechtsexperte der Verbraucherzentrale Brandenburg. Dabei bestätigt er, dass manche Vermieter zwar im Internet mit einer Stornierungsmöglichkeit für den Fall von Reisebeschränkungen werben, doch im Vertrag fehle dann oft diese Klausel: „Manchmal verschicken die noch ihre alten Standardverträge. Dann sollte der Kunde auf eine Klarstellung per Mail dringen.“
Bei der Online-suche lassen sich Unterkünfte mit Rücktrittsoption beispielsweise beim Vermittlungsportal Hometogo herausfiltern. „Eine Umfrage von uns zeigt, dass fast 90 Prozent der an Urlaub interessierten Menschen flexible Umbuchungsoptionen haben wollen“, sagt ein Sprecher von Hometogo: „Entsprechend reagieren viele Vermieter auf diesen Wunsch.“
Anbieter betätigen den Trend. Bei Center Parcs, die 26 Ferienparks in Deutschland, den Benelux-staaten und Frankreich betreiben, kann aktuell eine Buchung bis 21 Tage vor Ankunft auf einen anderen Termin verlegt werden. Laut der Webseite ist bei Reisebeschränkungen oft noch einen Tag vor Anreise eine Umbuchung möglich, was allerdings keine Rückzahlung des Geldes bedeutet. Beim Vermittler Belvilla können Reservierungen bis 21 Tage vor Ankunft kostenlos storniert werden, aber man sollte sich immer das Kleingedruckte durchlesen.
Eine Option im Jahr 2021 kann auch sein, kleine Ferienbungalows auf Campingplätzen zu buchen, wie sie insbesondere in Frankreich, Spanien und Italien beliebt sind. Ein Anbieter ist Sunelia, ein anderer Yelloh-village, der zumindest bis zum 30. April noch eine flexible Rücktrittsoption anbietet und diese wohl verlängern muss. Über die Camping-app des ADAC (Preis: 8,99 Euro) lassen sich solche Plätze mit kleinen Häuschen gut finden.
Wem das alles zu riskant ist, für den bleiben zwei Optionen: Erstens: Eine Pauschalreise mit einem der großen Veranstalter wie Tui oder Alltours buchen. Denn die Absage solcher Urlaube, bei denen Flug und Hotel gekoppelt sind, wegen neuer Reisewarnungen ist im Prinzip versichert, obwohl es da 2020 viel Ärger wegen der Rückzahlung der Gelder gab. Die andere Möglichkeit ist, sich in der Heimat umzuschauen. Auf den Nordseeinseln wie Borkum oder Norderney dürften bei nur noch 21 Prozent Verfügbarkeit die attraktiven Häuschen zwar weg sein. Im Voralpenland könnte es bei 42 Prozent freien Feriendomizilen auch nicht ganz einfach sein. Aber am Bodensee (52 Prozent freie Betten im August) oder etwas entfernt vom Strand an der Ostsee dürfte es noch viele Optionen geben. An der Ostsee sind zwar aktuell noch 37 Prozent der buchbaren Häuser und Wohnungen frei, aber es ist klar, was das bedeutet: In besten Lagen ist alles weg, woanders viel Platz.