Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Wenn aus Autos Einsatzfahrzeuge werden
Bestellen Behörden, Ministerien oder Rettungsdienste neue Autos, werden sie mit vielen Extras ausgestattet.
Rotierende Kennzeichen, Maschinengewehre hinter den Scheinwerfern, auf Knopfdruck schleudert der Beifahrersitz den Passagier aus dem Wagen. Wohl kein anderes Auto hat so viele Sonderfunktionen wie James Bonds Aston Martin DB5 im Film „Goldfinger“aus dem Jahr 1964. Davon können Streifenpolizisten zwar nur träumen, doch auch sie haben bei der Ausstattung ihrer Dienstwagen ein paar zusätzliche Optionen.
Für Streifenwagen, Rettungswagen, Fahrzeuge des Katastrophenschutzes oder für Sonderschützer haben die Hersteller spezielle Abteilungen. Zum Beispiel der Unternehmensbereich OSV bei Opel, der zivile Neufahrzeuge für besondere Aufgaben ausrüstet: Hier, so erklärt Sprecher Patrick Munsch, werden Blauoder Blitzlichter, Suchscheinwerfer und Sirenen montiert, Funktechnik installiert und die Karosserien mit der offiziellen Uniform foliert.
Für besondere Aufgaben gehen viele Hersteller deutlich weiter. Nämlich dann, wenn es um den Schutz prominenter Insassen geht. Dann gibt es für Limousinen und Geländewagen ab Werk oder nachher beim spezialisierten Dienstleister Schutz gegen Attacken aller Art. Es gibt schuss- und sprengsichere Bleche mit Karbon- oder Panzerstahl-einlagen, Matten aus Aramidfaser und dicke widerstandsfähige Scheiben.
Und bei Mercedes erfährt man noch mehr Sonderschutzfunktionen: Die Reifen können auch ohne Luft noch fahren, der Tank hält nach einem Gewehrbeschuss dicht. Automatische Löschanlagen bekämpfen Brände und eine integrierte Sauerstoffversorgung garantiert ausreichend Atemluft auch in brenzligen Situationen. Während solche Umbauten in der Regel unter der Regie des Herstellers erfolgen, lassen Feuerwehr und Rettungsdienste ihre Fahrzeuge oft von einem
Dienstleister umrüsten. Medizinische Einrichtungen für Rettungswagen wie die gefederten Aufnahmen für Krankentragen oder Löschpumpen, sagt
Man-sprecher Thomas Pietsch, werden meist von speziellen Zulieferern in die entsprechend vorbereiteten Transporter eingebaut.
Bei diesen Dienst- und Einsatzfahrzeugen geht es aber nicht immer nur um Mehrausstattung. Bisweilen müssen Polizisten, Feuerwehrund Rettungsleute auch auf ein paar Extras verzichten. Ledersitze, Klimaautomatik und andere vermeintliche Luxusoptionen werden für solche amtlichen Flotten häufig nicht montiert, sagt ein BMW-SPREcher. Auch das Autoradio fehlt manchmal.
Der Umbau von Serienwagen zu Streifenwagen in Deutschland ist dabei verhältnismäßig subtil. Die Autohersteller in den USA gehen traditionell weiter. Sie leiten von ihren Serienmodellen besondere Polizei-einsatzfahrzeuge ab. Zum Beispiel den Ford Interceptor auf Basis des Explorers. Er hat neben den äußeren Markierungen und der Signalund Kommunikationsausstattung auch Suchscheinwerfer, ein Näherungsradar, Trennwände zwischen den Sitzreihen, widerstandsfähige Rückbänke und manchmal auch leistungsstärkere Motoren an Bord.
Manchmal ist das Entgegenkommen der Autohersteller noch viel größer. Ist ein Kunde nur bedeutend genug und der Auftrag groß genug, werden eigene Fahrzeuge geschaffen. Etwa der VW Kübelwagen Typ 181, die Mercedes G-klasse, das Hummer genannten Mehrzweck-radfahrzeug HMMWV oder der legendäre Willys MB.
Zwar sind die Dienstwagen von Polizei und Grenzschutz, Feuerwehr oder Rettungsdienst nicht ganz so faszinierend wie die Autos aus dem Fuhrpark von James Bond. Doch dafür sind sie auch für Privatpersonen halbwegs erreichbar – zumindest nach dem Ende ihrer Dienstzeit.
Allerdings müssen sich Interessenten mit ein paar Einschränkungen arrangieren: Blaulicht, Martinshorn und die Funktechnik sind in der Regel deaktiviert. Oder sie werden vor dem Verkauf der Fahrzeuge an Privatpersonen gleich ganz ausgebaut.