Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Jetzt nur nicht die Erfolge verstolpern
Die Corona-pandemie verläuft in Wellen. Deutlichen Anstiegen folgen je nach Stärke der Maßnahmen ebenso rasche Rückgänge. Derzeit deutet alles darauf hin, dass die dritte Welle nachhaltiger gebrochen ist, als das viele Experten voraussahen. Das höhere Impftempo zeigt erste Wirkungen, ebenso wie die Vorsicht der Bevölkerung und nicht zuletzt das etwas bessere Wetter. Doch mit den fallenden Inzidenzwerten könnte sich die Stimmung bei den Menschen schnell wieder drehen – nach dem Motto: Alles halb so schlimm, die Intensivstationen leeren sich, die längeren Sonnenstunden laden zum Besuch in den Biergarten. Das ist kein Grund, bei jeder Öffnung nun Nein zu sagen, bis das Virus ausgerottet ist – wozu es wahrscheinlich ohnehin nie kommen wird.
Aber Vorsicht ist angebracht. Die ansteckende Variante B.1.1.7 ist noch immer die dominante Form des Virus. Ohne Regeln könnten 100 Menschen 400 weitere anstecken, die dann in der nächsten Runde 1600 infizieren. Selbst wenn es nicht so weit kommt: Der schnelle Rückgang dürfte in jedem Fall selbst durch vorsichtige Öffnungsschritte gebremst werden. In aktuellen Simulationsrechnungen sinkt die Sieben-tage-inzidenz bei sonst gleichen Bedingungen schon Anfang Juni unter den Wert von 50. Tatsächlich erwarten viele Epidemiologen jedoch, dass sich die Zahlen zwischen 50 und 100 einpendeln, weil wieder mehr Menschen unterwegs sind und sich treffen.
Klar ist, dass die Öffnungen nicht auf einen Ruck erfolgen dürfen. Auch wenn es umständlich ist, muss es einen detaillierten Plan geben, der Schritt für Schritt Teile des Alltags wiederherstellt. Darüber sollten sich Bund und Länder schnellstens einigen. Denn sonst gelten bald wieder die alten Regeln von Anfang März, die damals den Anstieg nicht verhindert haben. BERICHT DIESE STÄDTE UND KREISE ÖFFNEN JETZT, WIRTSCHAFT