Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
NRW will Kinder im Netz schützen
CDU und FDP im Landtag fordern, den Kampf gegen das Cybergrooming zu verstärken, bei dem Täter online Minderjährige ansprechen. Besonders im Blick sind dabei die Schulen.
DÜSSELDORF Die nordrhein-westfälischen Regierungsparteien CDU und FDP wollen Minderjährige besser vor sexuellen Attacken im Internet schützen. „Das Internet ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Allerdings ist es auch mit Risiken und Gefahren verbunden. Neben Falschinformationen betrifft dies unter anderem Cybermobbing und Cybergrooming, wovon vor allem Kinder und Jugendliche betroffen sind“, sagte Jörn Freynick, Sprecher der FDP in der Kinderschutzkommission des Landtags.
Vor allem das Cybergrooming stellt nach Ansicht der Regierungskoalition und der Polizei eine wachsende Gefahr dar. Darunter versteht man die Kontaktaufnahme im Internet, die einen sexuellen Missbrauch vorbereiten soll; Täterinnen und Täter suchen über Chaträume und soziale Netzwerke gezielt Kinder.
Christina Schulze Föcking, Cdu-sprecherin für Kinderschutz, berichtete vom Austausch mit dem Landeskriminalamt: „Als die Ermittler ein Fake-profil für eine Zwölfjährige auf einem Chatportal angelegt hatten, dauerte es keine fünf Minuten, bis mehrere offenkundig ältere Männer das vermeintliche Kind anschrieben.“Von Fragen nach dem Alter sei es „in kürzester Zeit zu Anzüglichkeiten oder sogar Aufforderungen zu heimlichen Sex-treffen“gegangen.
Um Kinder und Jugendliche besser zu schützen, bringt die Koalition am Donnerstag einen entsprechenden Antrag ein. In dem fünfseitigen Papier wird insbesondere der Ausbau des Präventionsangebots gefordert. „Besonders die Schulen stehen in der Verantwortung“, heißt es. Dort würden durch digitale Angriffe ausgelöste Verhaltensänderungen und verändertes Lernverhalten oft zuerst deutlich: „Lehrkräfte und anderes pädagogisches Personal sind dann gefordert, Hilfen anzubahnen. Hierfür benötigen sie Informationen und Kompetenzen.“
Demnach sollten gezielt Unterrichtseinheiten konzipiert werden, in denen mit externen Experten Lerninhalte zum Thema „Gefahren im Internet“erarbeitet werden. Notwendig seien auch Informationen zur Medienerziehung für Eltern in Form von Elternbriefen und Elternabenden. Zudem soll geprüft werden, einen Projekttag zu Kinder- und Jugendschutz im Internet („Safer Internet Day“) an allen Grund- und weiterführenden Schulen einzuführen. In die Projekttage sollten Polizei und Landeskriminalamt eingebunden werden.
Die Maßnahmen sind offenbar notwendig, weil dem Antrag zufolge viele Menschen durch bestehende Angebote nicht erreicht werden. „38 Prozent der Eltern und anderen Erziehungsberechtigten kennen die Möglichkeiten des technischen Jugendschutzes nicht. Ein Viertel weiß nicht, wo Informationen über entsprechende Filterprogramme zu finden sind. Zugleich sieht jeder Vierte entsprechende Filterprogramme als zu teuer, kompliziert oder wirkungslos an“, heißt es in dem Antrag.
„Unser Ziel ist es, dem Lehrpersonal, den pädagogischen Fachkräften in der Kinder- und Jugendhilfe, Eltern und Familien, aber allen voran den Kindern und Jugendlichen wichtige Informationen an die Hand zu geben“, erklärte Fdp-kinderschutzexperte Freynick. „Über Informationsangebote für Eltern und gezielte Unterrichtseinheiten wollen wir Familien gezielt stärken.“