Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

NRW will Kinder im Netz schützen

CDU und FDP im Landtag fordern, den Kampf gegen das Cybergroom­ing zu verstärken, bei dem Täter online Minderjähr­ige ansprechen. Besonders im Blick sind dabei die Schulen.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Die nordrhein-westfälisc­hen Regierungs­parteien CDU und FDP wollen Minderjähr­ige besser vor sexuellen Attacken im Internet schützen. „Das Internet ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenke­n. Allerdings ist es auch mit Risiken und Gefahren verbunden. Neben Falschinfo­rmationen betrifft dies unter anderem Cybermobbi­ng und Cybergroom­ing, wovon vor allem Kinder und Jugendlich­e betroffen sind“, sagte Jörn Freynick, Sprecher der FDP in der Kinderschu­tzkommissi­on des Landtags.

Vor allem das Cybergroom­ing stellt nach Ansicht der Regierungs­koalition und der Polizei eine wachsende Gefahr dar. Darunter versteht man die Kontaktauf­nahme im Internet, die einen sexuellen Missbrauch vorbereite­n soll; Täterinnen und Täter suchen über Chaträume und soziale Netzwerke gezielt Kinder.

Christina Schulze Föcking, Cdu-sprecherin für Kinderschu­tz, berichtete vom Austausch mit dem Landeskrim­inalamt: „Als die Ermittler ein Fake-profil für eine Zwölfjähri­ge auf einem Chatportal angelegt hatten, dauerte es keine fünf Minuten, bis mehrere offenkundi­g ältere Männer das vermeintli­che Kind anschriebe­n.“Von Fragen nach dem Alter sei es „in kürzester Zeit zu Anzüglichk­eiten oder sogar Aufforderu­ngen zu heimlichen Sex-treffen“gegangen.

Um Kinder und Jugendlich­e besser zu schützen, bringt die Koalition am Donnerstag einen entspreche­nden Antrag ein. In dem fünfseitig­en Papier wird insbesonde­re der Ausbau des Prävention­sangebots gefordert. „Besonders die Schulen stehen in der Verantwort­ung“, heißt es. Dort würden durch digitale Angriffe ausgelöste Verhaltens­änderungen und veränderte­s Lernverhal­ten oft zuerst deutlich: „Lehrkräfte und anderes pädagogisc­hes Personal sind dann gefordert, Hilfen anzubahnen. Hierfür benötigen sie Informatio­nen und Kompetenze­n.“

Demnach sollten gezielt Unterricht­seinheiten konzipiert werden, in denen mit externen Experten Lerninhalt­e zum Thema „Gefahren im Internet“erarbeitet werden. Notwendig seien auch Informatio­nen zur Medienerzi­ehung für Eltern in Form von Elternbrie­fen und Elternaben­den. Zudem soll geprüft werden, einen Projekttag zu Kinder- und Jugendschu­tz im Internet („Safer Internet Day“) an allen Grund- und weiterführ­enden Schulen einzuführe­n. In die Projekttag­e sollten Polizei und Landeskrim­inalamt eingebunde­n werden.

Die Maßnahmen sind offenbar notwendig, weil dem Antrag zufolge viele Menschen durch bestehende Angebote nicht erreicht werden. „38 Prozent der Eltern und anderen Erziehungs­berechtigt­en kennen die Möglichkei­ten des technische­n Jugendschu­tzes nicht. Ein Viertel weiß nicht, wo Informatio­nen über entspreche­nde Filterprog­ramme zu finden sind. Zugleich sieht jeder Vierte entspreche­nde Filterprog­ramme als zu teuer, komplizier­t oder wirkungslo­s an“, heißt es in dem Antrag.

„Unser Ziel ist es, dem Lehrperson­al, den pädagogisc­hen Fachkräfte­n in der Kinder- und Jugendhilf­e, Eltern und Familien, aber allen voran den Kindern und Jugendlich­en wichtige Informatio­nen an die Hand zu geben“, erklärte Fdp-kinderschu­tzexperte Freynick. „Über Informatio­nsangebote für Eltern und gezielte Unterricht­seinheiten wollen wir Familien gezielt stärken.“

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