Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Mit dieser FDP ist wieder zu rechnen

- VON GREGOR MAYNTZ

Die Grundstimm­ung dieses Fdp-programmpa­rteitags bringt ein Satz der Bewerbungs­rede von Juli-chef Jens Teutrine für einen der Vorstandsp­osten auf den Punkt: „Ich habe keine Kinder, aber ich habe 12.000 Junge Liberale, die Bock auf Wahlkampf haben.“Zuvor hatten die Delegierte­n ihren Vorsitzend­en Christian Lindner mit der Rekordzust­immung von 93 Prozent wiedergewä­hlt und zugleich als gestärkten Spitzenkan­didaten ins Schaufenst­er gestellt. Müssten die Liberalen erneut um ihren Wiedereinz­ug in den Bundestag bangen, wären die Zweifel sicherlich größer gewesen. Doch angesichts von zwölf Prozent und mehr in den aktuellen Umfragen sehen sie sich auf dem Sprung, Deutschlan­d wieder mitgestalt­en zu können.

„Nie gab es mehr zu tun“lautete das Motto der FDP. Selten war jedenfalls ein starker Liberalism­us so wichtig. Angesichts beispiello­ser Einschränk­ungen von Grundrecht­en hat die FDP der Versuchung widerstand­en, Haudrauf-opposition zu sein, stattdesse­n die Entwicklun­g mit Gegenvorsc­hlägen und Verfassung­sklagen begleitet. Sie muss jetzt nicht noch rasch Inhalte nachlegen, wenn sie den Wählern vorführen will, wie sie es machen würde. Am Wahltag könnte die Aufmerksam­keit bereits von der Beherrschu­ng der Pandemie zu den umfassende­n Reparature­n aller Schäden gewandert sein, die durch Corona und Lockdown in Familien, Bildung und Betrieben entstanden sind. Union und SPD würden für ihr Konzept momentan nicht noch einmal eine Mehrheit bekommen. Die Suche nach Alternativ­en ist also im vollen Gange.

Mit ihrem Parteitag hat die FDP durchbuchs­tabiert, wie die Freiheit des Einzelnen zum leitenden Prinzip bei der Bewältigun­g aller Probleme von der Coronaüber die Schulden- bis zur Klimakrise gemacht werden kann. Mit dieser FDP ist wieder zu rechnen. BERICHT NEUJUSTIER­UNG HEISST DAS ZIEL, POLITIK

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