Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Der Kirchentag – Signal und Debakel zugleich
Es war ein wichtiges ökumenisches Signal: Beim dritten Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt am Main trat die evangelische Kirchentagspräsidentin Bettina Limperg in einem vom katholischen Stadtdekan Johannes zu Eltz geleiteten Gottesdienst an den Altar und empfing von ihm die Kommunion. Und der katholische Kirchentagspräsident Thomas Sternberg ging zum Abendmahl in einer evangelischen Gemeinde.
Beides ist nach katholischem Kirchenrecht nach wie vor verboten. Aber die Ökumene in Deutschland kommt voran – sie bewegt sich doch. Ein Papier von Theologen hatte im Vorfeld dafür plädiert, dass es eine Gewissensentscheidung sein sollte, wer wann wo zur Kommunion geht. Der Kirchentag hat es umgesetzt – und damit einen Meilenstein der Ökumene gesetzt, hinter den man bei ähnlichen Großereignissen nur noch schwer zurückkommen dürfte.
Doch wo Licht ist, fällt auch Schatten. Ein völliges Debakel erlebte der Kirchentag beim Umgang mit dem Thema sexueller Missbrauch. Nur wenige Minuten Redezeit standen für Betroffene zur Verfügung. Eine direkte Konfrontation zwischen Bischöfen und Betroffenen gab es nicht, man trat in zwei verschiedenen Veranstaltungen auf. Und Verantwortliche des Christentreffens begründeten das dann auch noch höchst paternalistisch damit, dass die Veranstaltungen ja live gestreamt würden und Betroffene Schutzräume bräuchten. Im Ergebnis lehnte sich der Kirchentag bei einem seiner wichtigsten Themen viel zu dicht an die Perspektive der verfassten Kirchen an – und versündigte sich damit an seiner Seele, wollen die Veranstaltungen doch stets „Stachel im Fleisch“und „Zeitansagen“mutiger Laien sein. Weswegen das Urteil über den ersten online durchgeführten Kirchentag am Ende wohl zwiespältig bleiben muss.
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