Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Kritik an Konzept der Kirche zu Missbrauchsprävention
DÜSSELDORFDER Elternverein Nordrhein-westfalen kritisiert in einem offenen Brief an die Deutsche Bischofskonferenz ein Positionspapier der katholischen Kirche zur Prävention sexualisierter Gewalt. Darin seien zweifelhafte Experten aufgeführt. Mit dem 16-seitigen Dokument will die katholische Kirche eigentlich dazu beitragen, den Missbrauch von Kindern in Jugendgruppen und Schulen zu verhindern.
Die Vorsitzende des Elternvereins, Andrea Heck, reagierte jedoch entsetzt und kritisiert, dass die Präventionsbeauftragten eine Sexualerziehung empfehlen, „die von den Theorien des bekanntermaßen pädokriminellen Helmut Kentler geprägt ist, fortgeführt von Professor Uwe Sielert, der Kentler noch heute einen ‚väterlichen Freund' nennt.“
Die Schriften des bereits verstorbenen Sozialpädagogen und Sexualwissenschaftlers Kentler zielten unter anderem auf eine Legitimierung pädosexueller Handlungen ab. Kentler wird im Positionspapier nicht erwähnt, Sielert einmal wörtlich zitiert. Der Elternverband ist aber der Ansicht, der ganze Text sei „von Sielerts Verständnis sexueller Bildung durchsetzt, der es darum geht, alle Altersgruppen mit einzubeziehen und die Selbstbildungsund Aneignungskräfte des Menschen stärker zu betonen“, wie es im offenen Brief heißt. „Diese Form der ‚sexuellen Bildung` stellt einen eindeutig pädophilen Ansatz dar, geht sie doch von der These einer Kontinuität sexueller Bedürfnisse bei Kindern und Erwachsenen aus.“
So empfehle Sielert in von ihm formulierten Standards zur Sexualerziehung „für das Kindesalter von 0 bis 4 Jahren unter anderem Masturbation“, heißt es in dem Brief an die Bischofskonferenz. Der Elternverband stehe „zutiefst besorgt vor der Tatsache, dass die katholische Kirche ihre Präventionsarbeit auf dieser im Ansatz pädophilen ‚sexuellen Bildung` aufbauen wolle“. Mögliche Täter würden geradezu dazu eingeladen, Kinder frühzeitig sexuell zu stimulieren, heißt es im Brief.
Im Positionspapier wird auch der französische Philosoph Michel Foucault als Referenz angeführt. Auch das kritisiert der Verband. Unter anderem deshalb, weil der 1984 verstorbene Philosoph einvernehmliche sexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen und Kindern für möglich hielt. Nach Auffassung von Andrea Heck „sollte ein Dokument zur Prävention sexualisierter Gewalt so überdacht sein, dass solche Namen nicht darin vorkommen“.
Ein Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz teilte am Sonntag auf Anfrage mit: „Wir kommentieren offene Briefe grundsätzlich nicht.“