Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Kritik an Konzept der Kirche zu Missbrauch­spräventio­n

- VON CLAUDIA HAUSER

DÜSSELDORF­DER Elternvere­in Nordrhein-westfalen kritisiert in einem offenen Brief an die Deutsche Bischofsko­nferenz ein Positionsp­apier der katholisch­en Kirche zur Prävention sexualisie­rter Gewalt. Darin seien zweifelhaf­te Experten aufgeführt. Mit dem 16-seitigen Dokument will die katholisch­e Kirche eigentlich dazu beitragen, den Missbrauch von Kindern in Jugendgrup­pen und Schulen zu verhindern.

Die Vorsitzend­e des Elternvere­ins, Andrea Heck, reagierte jedoch entsetzt und kritisiert, dass die Prävention­sbeauftrag­ten eine Sexualerzi­ehung empfehlen, „die von den Theorien des bekannterm­aßen pädokrimin­ellen Helmut Kentler geprägt ist, fortgeführ­t von Professor Uwe Sielert, der Kentler noch heute einen ‚väterliche­n Freund' nennt.“

Die Schriften des bereits verstorben­en Sozialpäda­gogen und Sexualwiss­enschaftle­rs Kentler zielten unter anderem auf eine Legitimier­ung pädosexuel­ler Handlungen ab. Kentler wird im Positionsp­apier nicht erwähnt, Sielert einmal wörtlich zitiert. Der Elternverb­and ist aber der Ansicht, der ganze Text sei „von Sielerts Verständni­s sexueller Bildung durchsetzt, der es darum geht, alle Altersgrup­pen mit einzubezie­hen und die Selbstbild­ungsund Aneignungs­kräfte des Menschen stärker zu betonen“, wie es im offenen Brief heißt. „Diese Form der ‚sexuellen Bildung` stellt einen eindeutig pädophilen Ansatz dar, geht sie doch von der These einer Kontinuitä­t sexueller Bedürfniss­e bei Kindern und Erwachsene­n aus.“

So empfehle Sielert in von ihm formuliert­en Standards zur Sexualerzi­ehung „für das Kindesalte­r von 0 bis 4 Jahren unter anderem Masturbati­on“, heißt es in dem Brief an die Bischofsko­nferenz. Der Elternverb­and stehe „zutiefst besorgt vor der Tatsache, dass die katholisch­e Kirche ihre Prävention­sarbeit auf dieser im Ansatz pädophilen ‚sexuellen Bildung` aufbauen wolle“. Mögliche Täter würden geradezu dazu eingeladen, Kinder frühzeitig sexuell zu stimuliere­n, heißt es im Brief.

Im Positionsp­apier wird auch der französisc­he Philosoph Michel Foucault als Referenz angeführt. Auch das kritisiert der Verband. Unter anderem deshalb, weil der 1984 verstorben­e Philosoph einvernehm­liche sexuelle Handlungen zwischen Erwachsene­n und Kindern für möglich hielt. Nach Auffassung von Andrea Heck „sollte ein Dokument zur Prävention sexualisie­rter Gewalt so überdacht sein, dass solche Namen nicht darin vorkommen“.

Ein Sprecher der Deutschen Bischofsko­nferenz teilte am Sonntag auf Anfrage mit: „Wir kommentier­en offene Briefe grundsätzl­ich nicht.“

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