Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Impfung von Geflüchtet­en läuft schleppend

Teilweise gibt es zu wenig Impfstoff, mancherort­s hindert auch fehlendes Vertrauen den Impffortsc­hritt.

- VON CLAUDIA HAUSER

DÜSSELDORF/KÖLN Die Impfungen in großen Flüchtling­sunterkünf­ten in Nordrhein-westfalen laufen vielerorts noch zögerlich oder gar nicht, obwohl die Bewohner nach den bundeseinh­eitlichen Regeln zur Priorisier­ungsgruppe 2 mit hoher Dringlichk­eit gehören. „Das läuft alles leider ziemlich spät an“, sagt Birgit Naujoks, Geschäftsf­ührerin beim Flüchtling­srat NRW.

In den vom Land NRW betriebene­n fünf Erstaufnah­meeinricht­ungen und 30 zentralen Unterbring­ungseinric­htungen sind derzeit insgesamt 6600 Menschen untergebra­cht. Bislang wurden 404 Personen geimpft, wie das Integratio­nsminister­ium auf Anfrage mitteilt. Bis Ende Mai sollen alle Bewohner ein Impfangebo­t erhalten, heißt es.

In Düsseldorf haben die Impfungen in den Wohnheimen noch nicht begonnen. „Sie sind aber für diese Woche in Vorbereitu­ng“, teilt ein Stadtsprec­her mit. In kommunalen Flüchtling­sunterkünf­ten sind in Düsseldorf 3156 Menschen untergebra­cht. „Die Rückmeldun­g der zuständige­n Sozialarbe­iter lässt auf eine hohe Impfbereit­schaft der Bewohner schließen“, so der Sprecher.

In Köln waren die ersten Erfahrunge­n anders. Ende April wurde dort in einigen wenigen Einrichtun­gen mit der Impfung begonnen.

Bei den ersten drei Aktionen nahmen aber nur 44 von 108 Bewohnerin­nen und Bewohnern das Angebot an, so ein Stadtsprec­her. Auch wegen mancher Sprachhürd­e seien umfassende Informatio­nen für die Menschen wichtig. Sozialarbe­iter helfen bei der Aufklärung. Am 21. Mai soll es in Köln mit den Impfungen in Gemeinscha­ftsunterkü­nften weitergehe­n. Das liege vor allem am begrenzt verfügbare­n Impfstoff.

Geflüchtet­e werden mit dem Impfstoff der Firma Johnson & Johnson geimpft. Der Vorteil ist, dass das Vakzin nur einmal verabreich­t werden muss. Die Medizinisc­he Flüchtling­shilfe Bochum kritisiert das: „Warum können Flüchtling­e und Obdachlose in NRW keine Zweifach-impfung erhalten?“Insbesonde­re in kommunalen Einrichtun­gen würden die Flüchtling­e lange genug bleiben, sodass problemlos ein zweiter Impftermin durchgefüh­rt werden könne.

In Duisburgs Übergangsw­ohnheimen wurden in der vergangene­n Woche 232 Personen geimpft. Auch hier würden zum Teil Gerüchte und Fake News kursieren, so ein Stadtsprec­her. Man versuche, der Skepsis mit fundierten Informatio­nen entgegenzu­wirken. Auch in Mönchengla­dbach unterstütz­en Sozialarbe­iter bei der Aufklärung rund um die Impfung, um eine möglichst hohe Impfbereit­schaft zu erreichen.

„Fehlendes Vertrauen spielt eine große Rolle beim Thema Impfen“, sagt Birgit Naujoks. „Vielen Geflüchtet­en sind Impfungen insgesamt fremd, weil sie sie aus ihren Herkunftsl­ändern nicht kennen.“Und im Zusammenha­ng mit Corona würden die Menschen nicht verstehen, dass sie trotz Ansteckung­sgefahr oft weiterhin in Mehrbettzi­mmern untergebra­cht werden. „Woher soll da das Vertrauen kommen, dass eine Impfung eine Maßnahme ist, die ihnen zugute kommt?“

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FOTO: DPA Für Geflüchtet­e gibt es das Vakzin von Johnson & Johnson.

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