Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Impfung von Geflüchteten läuft schleppend
Teilweise gibt es zu wenig Impfstoff, mancherorts hindert auch fehlendes Vertrauen den Impffortschritt.
DÜSSELDORF/KÖLN Die Impfungen in großen Flüchtlingsunterkünften in Nordrhein-westfalen laufen vielerorts noch zögerlich oder gar nicht, obwohl die Bewohner nach den bundeseinheitlichen Regeln zur Priorisierungsgruppe 2 mit hoher Dringlichkeit gehören. „Das läuft alles leider ziemlich spät an“, sagt Birgit Naujoks, Geschäftsführerin beim Flüchtlingsrat NRW.
In den vom Land NRW betriebenen fünf Erstaufnahmeeinrichtungen und 30 zentralen Unterbringungseinrichtungen sind derzeit insgesamt 6600 Menschen untergebracht. Bislang wurden 404 Personen geimpft, wie das Integrationsministerium auf Anfrage mitteilt. Bis Ende Mai sollen alle Bewohner ein Impfangebot erhalten, heißt es.
In Düsseldorf haben die Impfungen in den Wohnheimen noch nicht begonnen. „Sie sind aber für diese Woche in Vorbereitung“, teilt ein Stadtsprecher mit. In kommunalen Flüchtlingsunterkünften sind in Düsseldorf 3156 Menschen untergebracht. „Die Rückmeldung der zuständigen Sozialarbeiter lässt auf eine hohe Impfbereitschaft der Bewohner schließen“, so der Sprecher.
In Köln waren die ersten Erfahrungen anders. Ende April wurde dort in einigen wenigen Einrichtungen mit der Impfung begonnen.
Bei den ersten drei Aktionen nahmen aber nur 44 von 108 Bewohnerinnen und Bewohnern das Angebot an, so ein Stadtsprecher. Auch wegen mancher Sprachhürde seien umfassende Informationen für die Menschen wichtig. Sozialarbeiter helfen bei der Aufklärung. Am 21. Mai soll es in Köln mit den Impfungen in Gemeinschaftsunterkünften weitergehen. Das liege vor allem am begrenzt verfügbaren Impfstoff.
Geflüchtete werden mit dem Impfstoff der Firma Johnson & Johnson geimpft. Der Vorteil ist, dass das Vakzin nur einmal verabreicht werden muss. Die Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum kritisiert das: „Warum können Flüchtlinge und Obdachlose in NRW keine Zweifach-impfung erhalten?“Insbesondere in kommunalen Einrichtungen würden die Flüchtlinge lange genug bleiben, sodass problemlos ein zweiter Impftermin durchgeführt werden könne.
In Duisburgs Übergangswohnheimen wurden in der vergangenen Woche 232 Personen geimpft. Auch hier würden zum Teil Gerüchte und Fake News kursieren, so ein Stadtsprecher. Man versuche, der Skepsis mit fundierten Informationen entgegenzuwirken. Auch in Mönchengladbach unterstützen Sozialarbeiter bei der Aufklärung rund um die Impfung, um eine möglichst hohe Impfbereitschaft zu erreichen.
„Fehlendes Vertrauen spielt eine große Rolle beim Thema Impfen“, sagt Birgit Naujoks. „Vielen Geflüchteten sind Impfungen insgesamt fremd, weil sie sie aus ihren Herkunftsländern nicht kennen.“Und im Zusammenhang mit Corona würden die Menschen nicht verstehen, dass sie trotz Ansteckungsgefahr oft weiterhin in Mehrbettzimmern untergebracht werden. „Woher soll da das Vertrauen kommen, dass eine Impfung eine Maßnahme ist, die ihnen zugute kommt?“