Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Gastronomen öffnen ihre Lokale noch sehr zögerlich
Der große Andrang bahnt sich in Nordrhein-westfalen wohl erst zu Pfingsten an. Auch im Handel herrscht noch eine deutliche Zurückhaltung.
DÜSSELDORF Die Zahl der Kommunen in Nordrhein-westfalen, die bei sinkenden Infektionszahlen zumindest die Außengastronomie wieder öffnen dürfen, wächst von Tag zu Tag. Am Sonntag waren es bereits 13 Städte und Kreise, die die Voraussetzungen erfüllten, unter ihnen die Kreise Kleve, Viersen, Wesel, Coesfeld, Soest, Warendorf sowie die Stadt Münster. Und die nächsten hoffen schon auf Öffnungsmöglichkeiten ab Wochenmitte: Düsseldorf war am Sonntag drei Tage unter der Sieben-tage-inzidenz von 100, das Gleiche galt für Heinsberg und den Rheinisch-bergischen Kreis.
Andererseits sind die Öffnungen für Gastwirte nicht unproblematisch. Denn es bedeutet einen hohen logistischen und organisatorischen Aufwand, den seit Monaten ruhenden Betrieb sozusagen aus dem Nichts wieder hochzufahren. In Kleve beispielsweise war der Betrieb am Sonntag entsprechend überschaubar. Cafés und Eisdielen hatten nur vereinzelt auf, die meisten Betreiber wollen ihre Lokale erst in der kommenden Woche öffnen. Auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) NRW zog eine zurückhaltende Bilanz: Das erste Wochenende mit Öffnungen in einigen Städten und Kreisen sei nach einer ersten Einschätzung des Verbandes durchwachsen ausgefallen, erklärte Regionalpräsident Haakon Herbst auf Anfrage. Viele Betriebe mit Außengastronomie hätten wegen der kurzen Vorlaufzeit und der drohenden Schauer erst gar nicht geöffnet. Da, wo das geschehen sei, seien die Angebote der Gastronomie aber „vielfach auf hohe Nachfrage“gestoßen. Mitunter hätten sich vor den Außenbereichen sogar Warteschlangen gebildet. In Münster habe es teilweise „Terrassentourismus“aus den benachbarten Kreisen gegeben. Jetzt hoffen Gastronomen und Hoteliers auf schnell fallende Inzidenzen in NRW: „Unser gemeinsames Ziel ist, möglichst schnell unter eine Sieben-tage-inzidenz von 50 zu kommen, damit der Öffnung der Außen- zeitnah auch die Innengastronomie flächendeckend folgt“, so Herbst.
In einigen Regionen könnte das schon am Pfingstwochenende der Fall sein, an dem eh der große Ansturm der Gäste erwartet wird. Wenn sich die Entwicklung fortsetzt, wäre die Innengastronomie nämlich in Münster sowie in den Kreisen Coesfeld und Soest möglich. Sie lagen am Sonntag bereits deutlich unter der dafür notwendigen Inzidenzmarke von 50 (Münster sogar nur noch bei knapp 22). Münster will nach Angaben eines Sprechers in der kommenden Woche darüber entscheiden, ob die Innenöffnung an Pfingsten erlaubt werden soll. Und die Sorge vor einem neuen Anstieg der Infektionszahlen? Grundsätzlich würden Lockerungen immer auch das Risiko steigender Inzidenzen bergen, so der Sprecher. Die Stadt Münster sei aber bestrebt, dieses Risiko mit einem entsprechenden Sicherheitspaket so klein wie möglich zu halten.
Auch im Einzelhandel herrscht noch Zurückhaltung. „Viele wissen noch gar nicht, wie Einkaufen jetzt möglich ist“, sagt Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes NRW, unserer Redaktion. Mit der Regelung, dass bei einer nachhaltigen Inzidenz unter 100 Einkaufen mit Impf-, Test- oder Genesungsnachweis erlaubt wird, ist der Einkauf nach Terminabsprache nämlich weggefallen. „Man muss mal sehen, wie die Menschen diese Möglichkeiten annehmen. Ansonsten sollte das Click & Meet eine Option bleiben“, so Achten.