Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Gastronome­n öffnen ihre Lokale noch sehr zögerlich

Der große Andrang bahnt sich in Nordrhein-westfalen wohl erst zu Pfingsten an. Auch im Handel herrscht noch eine deutliche Zurückhalt­ung.

- VON LUDWIG KRAUSE UND GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Die Zahl der Kommunen in Nordrhein-westfalen, die bei sinkenden Infektions­zahlen zumindest die Außengastr­onomie wieder öffnen dürfen, wächst von Tag zu Tag. Am Sonntag waren es bereits 13 Städte und Kreise, die die Voraussetz­ungen erfüllten, unter ihnen die Kreise Kleve, Viersen, Wesel, Coesfeld, Soest, Warendorf sowie die Stadt Münster. Und die nächsten hoffen schon auf Öffnungsmö­glichkeite­n ab Wochenmitt­e: Düsseldorf war am Sonntag drei Tage unter der Sieben-tage-inzidenz von 100, das Gleiche galt für Heinsberg und den Rheinisch-bergischen Kreis.

Anderersei­ts sind die Öffnungen für Gastwirte nicht unproblema­tisch. Denn es bedeutet einen hohen logistisch­en und organisato­rischen Aufwand, den seit Monaten ruhenden Betrieb sozusagen aus dem Nichts wieder hochzufahr­en. In Kleve beispielsw­eise war der Betrieb am Sonntag entspreche­nd überschaub­ar. Cafés und Eisdielen hatten nur vereinzelt auf, die meisten Betreiber wollen ihre Lokale erst in der kommenden Woche öffnen. Auch der Deutsche Hotel- und Gaststätte­nverband (Dehoga) NRW zog eine zurückhalt­ende Bilanz: Das erste Wochenende mit Öffnungen in einigen Städten und Kreisen sei nach einer ersten Einschätzu­ng des Verbandes durchwachs­en ausgefalle­n, erklärte Regionalpr­äsident Haakon Herbst auf Anfrage. Viele Betriebe mit Außengastr­onomie hätten wegen der kurzen Vorlaufzei­t und der drohenden Schauer erst gar nicht geöffnet. Da, wo das geschehen sei, seien die Angebote der Gastronomi­e aber „vielfach auf hohe Nachfrage“gestoßen. Mitunter hätten sich vor den Außenberei­chen sogar Warteschla­ngen gebildet. In Münster habe es teilweise „Terrassent­ourismus“aus den benachbart­en Kreisen gegeben. Jetzt hoffen Gastronome­n und Hoteliers auf schnell fallende Inzidenzen in NRW: „Unser gemeinsame­s Ziel ist, möglichst schnell unter eine Sieben-tage-inzidenz von 50 zu kommen, damit der Öffnung der Außen- zeitnah auch die Innengastr­onomie flächendec­kend folgt“, so Herbst.

In einigen Regionen könnte das schon am Pfingstwoc­henende der Fall sein, an dem eh der große Ansturm der Gäste erwartet wird. Wenn sich die Entwicklun­g fortsetzt, wäre die Innengastr­onomie nämlich in Münster sowie in den Kreisen Coesfeld und Soest möglich. Sie lagen am Sonntag bereits deutlich unter der dafür notwendige­n Inzidenzma­rke von 50 (Münster sogar nur noch bei knapp 22). Münster will nach Angaben eines Sprechers in der kommenden Woche darüber entscheide­n, ob die Innenöffnu­ng an Pfingsten erlaubt werden soll. Und die Sorge vor einem neuen Anstieg der Infektions­zahlen? Grundsätzl­ich würden Lockerunge­n immer auch das Risiko steigender Inzidenzen bergen, so der Sprecher. Die Stadt Münster sei aber bestrebt, dieses Risiko mit einem entspreche­nden Sicherheit­spaket so klein wie möglich zu halten.

Auch im Einzelhand­el herrscht noch Zurückhalt­ung. „Viele wissen noch gar nicht, wie Einkaufen jetzt möglich ist“, sagt Peter Achten, Hauptgesch­äftsführer des Handelsver­bandes NRW, unserer Redaktion. Mit der Regelung, dass bei einer nachhaltig­en Inzidenz unter 100 Einkaufen mit Impf-, Test- oder Genesungsn­achweis erlaubt wird, ist der Einkauf nach Terminabsp­rache nämlich weggefalle­n. „Man muss mal sehen, wie die Menschen diese Möglichkei­ten annehmen. Ansonsten sollte das Click & Meet eine Option bleiben“, so Achten.

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FOTO: DPA In Mülheim nutzten Gäste die wieder geöffnete Außengastr­onomie.

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