Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
800 Menschen bei Demo gegen Israel in Köln
KÖLN. Pro-palästinensische Demonstrationen und Mahnwachen gegen Antisemitismus – auch in Nordrhein-westfalen gab es angesichts der Gewalteskalation im Nahost-konflikt am Wochenende zahlreiche Kundgebungen. Zur landesweit größten Demo kamen am Samstag in Köln rund 800 Menschen zusammen, die in der Altstadt gegen Israel und für Palästina demonstrierten. Angemeldet waren 400 Teilnehmer. Zwei Teilnehmer kletterten auf ein Reiterstandbild am Heumarkt und entrollten dort eine palästinensische Flagge. Ein Mann versuchte, eine israelische Flagge anzuzünden. Die Versammlungsleiterin beendete die Demo vorzeitig, „die Auflagen zum Infektionsschutz waren unter diesen Umständen nicht einzuhalten“, teilte die Kölner Polizei am Abend mit. Nach der Auflösung der Demo weigerten sich etwa 150 Personen, den Platz zu verlassen. Einsatzkräfte drängten die Gruppe auseinander. Ein Mann soll dabei einen Polizisten ins Gesicht geschlagen haben. Er kam in Gewahrsam.
Nrw-innenminister Herbert Reul (CDU) besuchte am Samstagabend in Köln den jüdischen Gottesdienst in der Synagoge an der Roonstraße. Die jüdische Gemeinde bezeichnete diesen Besuch als Zeichen der Verbundenheit. In Münster verlief eine Demo unter dem Motto „Free Palestine“überwiegend friedlich, wie die Polizei mitteilte. Rund 600Menschen hatten an der Kundgebung am Hauptbahnhof teilgenommen. In Bochum versammelten sich rund 400Menschen unter dem Motto „Gegen jeden Antisemitismus – Solidarität mit der jüdischen Gemeinde“. 600 Teilnehmer waren zur Gegenkundgebung „Solidarität mit dem Volk in Palästina und insbesondere in Jerusalem“zusammengekommen. In Gelsenkirchen forderten 300Menschen bei einer Mahnwache: „Kein Platz für Antisemitismus!“
Grünen-fraktionschefin Verena Schäffer teilte am Sonntag auf Anfrage mit: „Antisemitismus und Äußerungen, die Israel das Existenzrecht absprechen, dürfen in der Öffentlichkeit nicht unwidersprochen bleiben.“Daher seien Gegendemos und Aktionen der demokratischen Zivilgesellschaft, die sich mit den jüdischen Gemeinden solidarisierten und sich hörbar gegen Antisemitismus positionierten, unerlässlich. „Die demokratische Mehrheit muss sich jetzt eindeutig gegen Antisemitismus positionieren.“Auch wer die aktuellen antisemitischen Übergriffe nutze, um rassistische Stimmung gegen Migranten zu machen, spalte die Gesellschaft. Der SPD-ABgeordnete Hartmut Ganzke sagte unserer Redaktion: „Judenhass darf in Deutschland nicht einen Millimeter Platz haben. Antijüdische Hetze und Antisemitismus sind kein Kavaliersdelikt und müssen daher konsequent geahndet werden.“( mit dpa)
„Die demokratische Mehrheit muss sich jetzt eindeutig gegen Antisemitismus positionieren“Verena Schäffer Grünen-fraktionschefin