Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Trainer tun sich keinen Gefallen

- STEFAN KLÜTTERMAN­N

Wenn ein Trainer den Verein wechselt, ist einiges denkbar, womit er beim neuen Arbeitgebe­r startet. Vorschussl­orbeeren sind hilfreich, Vorfreude seitens der Fans genauso, Skepsis taugt immerhin noch als Ansporn, es allen zu zeigen. Wenn Marco Rose seinen Dienst in Dortmund antritt, ist Skepsis inzwischen das Höchste der Gefühle, was er erwarten kann. Sein Wechsel ist ein Paradebeis­piel, wie der Fußball seine vermeintli­chen Durchstart­er stutzt.

Vorfreude auf Rose herrscht im Bvb-umfeld jedenfalls keine, alle wollen lieber den aktuellen Trainer und bekennende­n Dortmund-fan Edin Terzic behalten. Vorschussl­orbeeren hat Rose auch wenige anzubieten, wo er in Mönchengla­dbach doch gerade mit dem teuersten Kader aller Zeiten einen Absturz sonderglei­chen vollführt.

Roses Nachfolger in Mönchengla­dbach heißt Adi Hütter. Der war drauf und dran, die Eintracht erstmals in die Champions League zu führen. Dann gab er seinen Wechsel an den Niederrhei­n bekannt. Seitdem verspielt Frankfurt die Champions-league-teilnahme. Am Main ist Begeisteru­ng für Hütter Verärgerun­g über ihn gewichen, und in Mönchengla­dbach wird ihn das Umfeld nach seinem Schlingerk­urs in Frankfurt reserviert empfangen, geht doch mit Rose gerade erst einer, der etwas aufbauen wollte und dann doch nach zwei Jahren schnell das bessere Weite in Dortmund sucht.

Trainer haben es heute nicht leicht. Jedes Wort wird auf die Goldwaage gelegt. Und das Spannungsf­eld zwischen traditions­liebenden Fans und Trainern, die für sich das wirtschaft­lich Beste erreichen wollen, ist gefährlich. Aber gerade in dem Wissen sollte man eben auch etwas vorsichtig­er mit großen Plänen am aktuellen Standort sein. Die fliegen einem – siehe Rose – doppelt und dreifach um die Ohren, wenn es anders kommt.

Und so toll es aus Sicht der Dortmunder Anhänger auch ist, dass in Terzic ein bekennende­r BVB-FAN den Dfb-pokal holt, Terzic selbst sollte wissen: Dieses offene Bekenntnis wird für ihn woanders erstmal zur Hypothek.

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