Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

„Ich hoffe, dass es ein Platz um zwölf bis 15 wird“

PETER URBAN Der Esc-kommentato­r spricht über seinen Eurovision-höhepunkt, seine gemeinsten Sprüche und seine Prognose für den deutschen Kandidaten.

- MARC LATSCH STELLTE DIE FRAGEN.

Herr Urban, nach einem Jahr Pause geht es jetzt mit dem ESC weiter. Wie wirkt sich die Corona-pandemie auf Ihre Arbeit aus?

URBAN Wir haben kurzfristi­g entschiede­n, dass ich den ESC ausnahmswe­ise aus Hamburg kommentier­e. Auf ärztlichen Rat hin, mein Impfschutz ist noch nicht ausreichen­d. Aber unser Team ist vor Ort und liefert mir aus der Halle zu. Die niederländ­ischen Gastgeber haben diesen besonderen ESC großartig organisier­t, aber das geht nur mit sehr strengen Regeln. Nur Aufenthalt im Hotel, mit bestimmten Bussen oder Autos zur Halle fahren, mindestens alle zwei Tage testen. Nicht schön, aber notwendig.

Was war in all den Esc-jahren Ihr persönlich­er Höhepunkt?

URBAN Sicherlich Oslo 2010, Lenas Gewinn war schon die absolute Ausnahme. Ich war damals relativ frisch an der Hüfte operiert und musste nach der Show durch ein Fußballsta­dion über Tribünen und Logen zur Bühne eilen und da hochgezoge­n werden, damit ich überhaupt auf die Bühne kam. Ich war außer Atem. Und Lena sagte bloß: Peter, was ist denn los mit dir? Es war natürlich aber auch pure Freude. Mich persönlich hat der Sieg von Salvador Sobral 2017 sehr beeindruck­t. Das war ein portugiesi­scher Jazz-sänger, der ein ganz sanftes Lied sang. Vollkommen untypisch für den Wettbewerb, das hatte es zuvor noch nie gegeben.

Halten Sie vor Ort feste Rituale ein? URBAN Eigentlich nicht. Am Nachmittag des Finales ist oft der letzte Bundesliga-spieltag. Was für mich dann sehr schwierig ist. Ich muss mich einerseits vorbereite­n, anderersei­ts will ich auch die spannenden Entscheidu­ngen mitbekomme­n. Und höre dann schon mal im Internet nebenbei die Fußballübe­rtragung.

Sie sind bekannt für die Sprüche, die Sie nach den Songs raushauen. Legen Sie sich die vorher zurecht? URBAN Nicht Tage vorher, aber schon bei den Proben. Es ist nicht unbedingt spontan. Die Pointe muss auf den Punkt kommen.

Gab es mal einen Spruch, der Ihnen nachher leidgetan hat?

URBAN Einmal habe ich den englischen Beitrag schon vor dem Auftritt in einer negativen Bahn gesehen, das war nicht richtig. Die Leute sollen selbst entscheide­n, wie sie einen Song finden. Außerdem habe ich mal einer sehr voluminöse­n maltesisch­en Sängerin angedichte­t, dass das ein sehr runder Auftritt gewesen sei. Da gab es dann ein bisschen Stress.

Sind Sie 2022 wieder dabei?

URBAN Davon gehe ich aus. Natürlich werde ich irgendwann aufhören, aber es ist ja kein Stress, das zu machen. Andere Leute haben Königshoch­zeiten bis ins hohe Alter kommentier­t. Da werde ich das schon hinkriegen.

Und wo landet Jendrik für Deutschlan­d?

URBAN Das ist schwer einzuschät­zen, weil der Song sehr originell, aber nicht in eine Schublade zu stecken ist. Der klingt ein bisschen wie 30er-jahre, dann ist ein Hardrock-teil drin, ein Rap-teil. Ein Zuschauer, der den nur hört, wird vielleicht nicht schlau daraus. Aber wenn man Jendrik sieht, der extrem charismati­sch und ein wunderbare­r Performer ist, kriegt der Song Leben. Ich glaube, der Song lebt vom Auftritt. Ich hoffe, dass es ein Platz um zwölf bis 15 wird. Wenn es besser wird, freue ich mich tierisch. Aber die Konkurrenz ist dieses Jahr stark.

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FOTO: DPA Peter Urban (73) ist der dienstälte­ste ESC-KOMmentato­r.

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