Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Paris soll zur Fahrradsta­dt werden

Bürgermeis­terin Anne Hidalgo will unter anderem den Durchgangs­verkehr aus der City heraushalt­en.

- VON KNUT KROHN

PARIS Anne Hidalgo bleibt realistisc­h. Die Bürgermeis­terin von Paris weiß, dass sie nicht alle Autos aus der Innenstadt verbannen kann. Dennoch arbeitet sie beharrlich an ihrem Plan, mehr Platz für Fußgänger, Radfahrer und den öffentlich­en Nahverkehr zu schaffen, was die Autolobby immer wieder in große Aufregung versetzt.

Auch ihre jüngste Idee schlägt Wellen. Hidalgo will die Innenstadt der Millionenm­etropole zu einer Art verkehrsbe­ruhigten Zone machen. David Belliard von der Partei der Grünen, einer der Stellvertr­eter der sozialisti­schen Bürgermeis­terin, hat die Pläne in der Tageszeitu­ng „Le Parisien“präsentier­t. In dieser „Zone à Trafic Limité“solle der Verkehr drastisch reduziert werden, schreibt er auf Twitter. Das Ziel ist klar formuliert: Der Durchgangs­verkehr soll ausgesperr­t werden.

Der Zeitplan dafür ist ambitionie­rt, denn schon 2022 soll das Projekt umgesetzt sein. Geklärt werden muss unter anderem, wer eine Berechtigu­ng bekommt, um in der Zone fahren zu dürfen, und wie die notwendige­n Kontrollen stattfinde­n. Belliard rechnet vor, dass in der Innenstadt jeden Tag rund 180.000 Autos unterwegs sind, nur rund zehn Prozent davon von Anwohnern. Etwa die Hälfte der Fahrten betreffe den Durchgangs­verkehr.

Die geplante „Zone à Trafic Limité“ist der vorläufig letzte Baustein in einem großen Verkehrsko­nzept Hidalgos, die darauf setzt, Lärm und Luftversch­mutzung zu reduzieren. Zuletzt kündigte sie an, in den kommenden vier Jahren die Hälfte der 140.000 überirdisc­hen Parkplätze abzubauen. Damit setzt sie ein Verspreche­n um, das sie den Bürgern vor ihrer Wiederwahl vor einigen Monaten gegeben hat. Erhebungen hatten damals ergeben, dass weit mehr als die Hälfte der Bewohner in der Innenstadt von Paris kein Auto mehr besitzt.

Zum Umbau der Infrastruk­tur gehört der Ausbau des Radwegenet­zes. Geplant sind breite Radschnell­wege, die sich quer durch die Stadt ziehen und auf denen die Radler nicht ständig durch Ampeln ausgebrems­t werden. Bisweilen geht die Bürgermeis­terin sehr robust ans Werk. Während der Pandemie etwa hat sie kurzerhand rund 50 Kilometer neue Radwege anlegen lassen. Der Erfolg war durchschla­gend, sodass sich manche Radfahrer bereits über die Überlastun­g der Pisten beschweren. Der Plan ist es, dass Paris in naher Zukunft von bis von 1400 Kilometern Radwegen durchzogen ist. Dafür wurden 150 Millionen Euro im Haushalt bereitgest­ellt. 2030 soll es mehr Räder als Autos in Paris geben.

Zum Leuchtturm­projekt wird die Neugestalt­ung der Champs-élysées. Der Boulevard zieht sich von der Place de la Concorde bis zum Arc de Triomphe. Schon zu den Olympische­n Spielen 2024 in Paris soll sich die im Moment noch vom Verkehr umtoste Place de la Concorde völlig neu präsentier­en. Der Plan ist es, die Autos auszusperr­en, viele Hundert Bäume zu pflanzen und auf dem Gelände einen verkehrsbe­ruhigten, zentralen Park zu gestalten.

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