Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Hunderte feiern beim Fahrrad-csd
Der Christopher Street Day fand am Wochenende zum zweiten Mal in dezimierter Form als Demonstration für Fahrradfahrer und Fußgänger statt. Das schadete der Stimmung jedoch nicht – und auch das Wetter spielte mit.
DÜSSELDORF Bereits am Treffpunkt auf dem Johannes-rau-platz herrscht unter den Teilnehmern des Christopher Street Days am Sonntag locker-fröhliche Partystimmung. Flaggen, T-shirts, Corona-masken, Pappschilder – alles leuchtet in bunten Regenbogenfarben. 250 Teilnehmer sind coronabedingt erlaubt. „Wenn wir jetzt aber 251 oder sogar 253 sind, werden wir trotzdem keinen nach Hause schicken“, begrüßt Organisator Kalle Wahle die Runde.
Auch mit dem Wetter haben sie Glück, immer wieder bricht die Sonne zwischen den Wolken hervor. Die Idee mit der Csd-fahrraddemo stammt übrigens aus Düsseldorf. „Das haben wir im vergangenen Jahr das erste Mal gemacht – und in vielen Städten haben sie das dann wiederholt“, sagt Wahle. Eigentlich hatte sich auch Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) angemeldet, wollte mitradeln. „Er hat sich aber einen Husten eingefangen und begrüßt uns später auf dem Marktplatz“, sagt Wahle. Dann geht es auch schon los. Das erste Stück am Rhein entlang ziehen Fußgänger und Fahrradfahrer zusammen, dann biegen die Radler ab und fahren quer durch die Innenstadt.
Die Stimmung unter den Teilnehmern ist bestens. Katie aus Düsseldorf sagt: „Klar ist das kein richtiger CSD, aber ein super Ersatz!“Johannes und Justin sind sogar aus Köln gekommen: „Echt cool, wir waren letztes Jahr auch schon dabei. Hoffentlich gibt's bald wieder einen echten CSD.“Doch nicht nur der CSD ist Anlass für die „freundliche Demo in Düsseldorf“(Kalle Wahle), sondern auch der am Montag stattfindende Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit. Der Aktionstag geht zurück auf die Streichung von Homosexualität aus der Liste der psychischen Erkrankungen durch die WHO am 17. Mai 1990. „Das Datum 17.5. ist insofern lustig“, sagt Wahle, „weil in Deutschland ja der Paragraf 175 Homosexualität unter Strafe stellte. Sehr passend also.“
Am Rathaus erwartet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann eine riesige Regenbogen-fahne und Oberbürgermeister Keller. Er sagt, dass er erst vor wenigen Tagen wieder einmal gelernt habe, was für ein mächtiges Symbol eine Flagge sein könne. Damit bezog er sich auf den Brandanschlag auf die israelische Flagge vor dem Rathaus. „Und auch die Regenbogenflagge ist ein mächtiges Symbol“, so Keller. „Wir wollen damit zeigen, dass Düsseldorf eine tolerante Stadt ist und ein Zeichen setzen gegen Hass und Ausgrenzung.“Das kommt gut an, die Teilnehmer applaudieren.
Zum Abschluss wird Kalle Wahle eine wenig melancholisch: „Eigentlich würde ich jetzt sagen, lasst uns alle noch ein Bierchen trinken gehen. Stattdessen muss ich euch nach Hause schicken.“Traurige Zeiten – aber vielleicht klappe es ja im Oktober mit einem richtigen CSD. „Dann sind wir alle wieder da. Mit dem OB als Schirmherr, das hat er schon versprochen“, sagt Wahle.