Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Choreograf und Tänzer Raimund Hoghe ist tot
„Den Körper in den Kampf werfen“: Dieser Satz von Pier Paolo Pasolini war der Antrieb des Universaltalents. Nun ist der 72-Jährige gestorben.
DÜSSELDORF Er war Journalist, Autor und Dramaturg, aber auch Tänzer, Choreograf, Regisseur, Kostüm-, Bühnenbild- und Lichtdesigner, Musikarrangeur und sein eigener Hauptdarsteller. Denn Raimund Hoghe stand meistens selbst auf der Bühne, machte seinen Körper zum Instrument seiner Kunst. Nun ist der Kosmopolit am 14. Mai im Alter von 72 Jahren gestorben, wie das Tanzhaus NRW mitteilte. Dort war der in Wuppertal geborene und in Düsseldorf lebende Hoghe häufig zu Gast. Wenn er nicht selbst auf der Bühne stand, saß er im Publikum.
Seit 1989 entwickelte er eigene Theaterarbeiten. 1994 realisierte er mit „Meinwärts“das erste Solo für sich, das mit „Chambre séparée“(1997) und „Another Dream“(2000) eine Trilogie über das vergangene Jahrhundert bildete. Im Oktober 2020 erhielt Hoghe den Deutschen
Tanzpreis, die höchste deutsche Auszeichnung für Tanz. „Was Raimund Hoghe auf der Bühne tut und wie er es macht, das ist untrennbar mit seinem Körper verbunden“, sagte Katja Schneider in ihrer Laudatio. Sie lobte, dass Raimund Hoghe in seinen Stücken stets „Mentalitäts- und Zeitgeschichten“entwerfe. Dabei arbeite er „konsequent und programmatisch intertextuell. Seine Arbeiten sind reich an Verweisen, Zitaten, Anspielungen und Beziehungen. Bezüge herzustellen, mit biografischen, historischen, politischen Schattierungen, das macht einen wesentlichen Teil seines reichen Werkes aus.“Hoghes Stücke bezogen sich auf gesellschaftspolitische Themen, legten die Finger in die Wunden. Schneider: „Bei Raimund Hoghe gehen Ethik und Ästhetik in höchstem Maße zusammen.“
Eigentlich sollte sein neues Stück „Traces“im Februar im Tanzhaus Premiere feiern. Coronabedingt fiel diese aus. Zuletzt stand Hoghe 2020 auf der Bühne und zeigte sein Stück „Postcards from Vietnam“. Für die „Zeit“verfasste er Reportagen und Porträts über Außenseiter und Prominente. Von 1980 bis 1989 arbeitete er als Dramaturg am Wuppertaler Tanztheater.
„Den Körper in den Kampf werfen“– dieser Satz von Pier Paolo Pasolini war für ihn immer Anstoß, selbst auf die Bühne zu gehen. In seinen Stücken wie seinen Reportagen geht es um Körper, um Erinnerung, um Geschichten, Menschen, Bilder, Gefühle. Auch wenn Raimund Hoghe nun gestorben ist, bleiben die in seinem Werk lebendig.