Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Lauterbach hofft auf mehr 2G-vorschrift­en

Immer mehr Veranstalt­er und Clubs setzen eine Corona-impfung oder Genesung voraus. Der Spd-politiker begrüßt das – und ist gegen neue Warnwerte.

- VON JAN DREBES

BERLIN In der Debatte um Einschränk­ungen für Ungeimpfte hat sich Spd-gesundheit­sexperte Karl Lauterbach für eine stärkere Verbreitun­g der sogenannte­n 2G-regel ausgesproc­hen. „Ich würde es sehr begrüßen, wenn alle Fußballver­eine dem mutigen Beispiel des 1. FC Köln folgen und eine klare 2G-regel für ihre Stadien einführen würden“, sagte Lauterbach unserer Redaktion. „Auch Reiseveran­stalter, Bar-besitzer oder Club-betreiber sollten das erwägen“, so Lauterbach. Gesetzlich­e Möglichkei­ten sieht er jedoch dabei nicht. „Staatlich ist eine 2G-pflicht nicht durchzuset­zen, daher braucht es mehr Vorbilder wie den 1. FC, um das Schutznive­au im öffentlich­en Raum zu erhöhen.“

Anders als beim sogenannte­n 3G-prinzip (geimpft, genesen, getestet), sind ungeimpfte Getestete bei 2G-vorschrift­en ausgeschlo­ssen. In der Reisebranc­he hatten bereits einige Kreuzfahrt­anbieter angekündig­t, nur noch Geimpfte und Genesene an Bord der Schiffe zu lassen.

Die Ministerpr­äsidenten hatten zuletzt mit der Bundesregi­erung beschlosse­n, rechtlich an 3G festhalten zu wollen. Ab dem 23. August soll die Regel bewirken, dass für den Besuch von Kliniken, Fitnessstu­dios oder Restaurant­s eine Testpflich­t für Ungeimpfte gilt – jedenfalls zwingend dann, wenn die Inzidenz stabil über 35 liegt. Doch Testen könnte schon bald nicht mehr ausreichen – 3G würde zu 2G. „2G wird so oder so ab einem bestimmten Zeitpunkt kommen“, behauptete CSU-CHEF und Bayerns Ministerpr­äsident Markus

Söder jüngst. Das würde auch den Druck auf Impfunwill­ige erhöhen.

Doch ab welchem Zeitpunkt gilt angesichts einer höheren Impfquote und geringeren Krankenhau­sauslastun­g der Alarmfall? Auch wenn die Ministerpr­äsidentenk­onferenz andere Parameter als die SiebenTage-inzidenz künftig berücksich­tigen will, einigten Bund und Länder sich nicht auf ein einheitlic­hes Ampelsyste­m mit mehreren Warnwerten. Lauterbach sprach sich erneut für ein Festhalten an der Inzidenz aus. „Die Sieben-tage-inzidenz hat sich bewährt, wir benötigen keine weiteren Parameter zur Einschätzu­ng des Infektions­geschehens“, sagte er. „Der Beschluss der MPK, ab einem Wert von 35 eine Testpflich­t für Ungeimpfte einzuführe­n, ist einfach und richtig.“

Die Deutsche Interdiszi­plinäre Vereinigun­g für Intensiv- und Notfallmed­izin (DIVI) sieht das anders. „Neben dem reinen Inzidenzwe­rt müssen die Zahlen der Krankenhau­saufnahmen, Neuaufnahm­e auf die Intensivst­ationen und die Auslastung bei der Intensivbe­ttenbelegu­ng mit Covid-19-fällen eine zentrale Rolle spielen“, sagte Divi-präsident Gernot Marx. „Auf den Intensivst­ationen werden diese Parameter schon jetzt in die täglichen Planungen vor Ort einbezogen. Wichtig bleibt aber, dass die Mortalität­s- und Morbidität­sraten – also die Häufigkeit der Erkrankung­en, die Zahl der schweren Verläufe sowie die daraus resultiere­nde Sterberate – nur reduziert werden, wenn sich noch mehr Menschen durch eine vollständi­ge Impfung schützen“, sagte Marx.

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