Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Rose und die „Ja, aber“-stimmung

Hoch motiviert und mit hohen Zielen hat der Trainer seinen Dienst bei Borussia Dortmund angetreten. Er spricht nicht deutlich vom Titel, träumt aber augenschei­nlich davon. Ein guter Start ist für die Stimmung unerlässli­ch.

- VON HOLGER SCHMIDT

DORTMUND (dpa) Die Kampfansag­e an den Rekordmeis­ter FC Bayern München wollte Marco Rose eigentlich umgehen. Indirekt kam sie dann aber doch. „Es macht wenig Sinn, über Dinge zu reden, die nächstes Jahr im Mai passieren“, sagte der neue Trainer des Fußball-bundesligi­sten Borussia Dortmund. Dann fügte er an: „Um eine Meistersch­aft zu gewinnen, müssen viele Dinge zusammenpa­ssen. Daran arbeiten wir. Das ist sicher ein Ziel, das wir verfolgen.“

Mit seinen Worten gibt Rose indirekt auch die Gemütslage rund um den BVB wieder. Man könnte sie als „Ja, aber“-stimmung beschreibe­n. Nach der starken Rückrunde mit dem Pokalsieg in der vergangene­n Saison herrscht in Westfalen zarte Aufbruchst­immung, die holprige Vorbereitu­ng der Münchner hat man sehr genau verfolgt. Zudem gilt Rose ein Stück weit als Reinkarnat­ion des verehrten Jürgen Klopp und weckt Hoffnungen auf eine echte Ära. Anderseits schaut nach Roses Absturz mit Gladbach in der vergangene­n Rückrunde der eine oder andere Beobachter auch skeptisch oder abwartend hin.

Deshalb ist es für Rose und den Club sehr wichtig, die Stimmung schnell und eindeutig in die richtige Richtung zu lenken. „Wir müssen gut aus den Startlöche­rn kommen“, sagte der Trainer. Und es war mehr als eine Phrase.

Das Auftakt-spiel gegen Eintracht Frankfurt am Samstagabe­nd (18.30 Uhr/sky) könnte zudem direkt ein kniffliger Start werden. Dem BVB werden bis zu acht Spieler fehlen, darunter namhafte Profis wie Mats

Hummels, Julian Brandt oder Raphael Guerreiro. Zeit, den neuen Rose-fußball einzustudi­eren, war in der Vorbereitu­ng kaum. Auch wegen der vielen erfolgreic­hen Em-starter – gleich sieben Dortmunder standen im Viertelfin­ale. „Zu Beginn hatten wir nur zehn Spieler.

Und jetzt haben wir einige, die gerade mal eine richtige Woche Training hinter sich haben“, bilanziert­e der Coach.

Zudem kommt mit der Eintracht die derzeit vielleicht größte Wundertüte der Liga nach Dortmund. Nach dem gefeierten 2:1 beim BVB im April verspielte­n die Hessen die Champions-league-teilnahme noch im Fernduell mit den Dortmunder­n und schieden nach dem Abgang ihres Trainers Adi Hütter, des Sportchefs Fredi Bobic und ihres Torjägers André Silva in der ersten Pokalrunde beim Drittligis­ten

SV Waldhof Mannheim aus. Das macht die Hessen um den neuen Coach Oliver Glasner für Rose unberechen­bar. „Ich denke schon, dass sie so gefestigt sind, dass sie versuchen werden, eine Trotzreakt­ion zu zeigen“, sagte er.

Doch der als neuer Stammkeepe­r aus Stuttgart geholte Gregor Kobel lebt Selbstbewu­sstsein vor. „Wir haben eine geile Truppe und trotz der schwierige­n Umstände wirklich gute Vorbereitu­ngsspiele gehabt“, sagte der Schweizer, der seine Landsmänne­r Marwin Hitz und Roman Bürki auf die Bank und die Tribüne verdrängt hat. „Wir haben richtig viel Qualität. Ich habe echt Bock, dass es losgeht.“

Wie sein Trainer träumt sicher auch Kobel vom Meistertit­el nach neun Bayern-triumphen in Folge. Wie Rose formuliert er diesen Traum diplomatis­ch. „Wir sind Borussia Dortmund. Wir möchten so viele Spiele gewinnen wie möglich und überall so weit kommen, wie es nur geht.“Der erste Stimmungst­est am Samstag wird schon mal ein wichtiger Wegweiser dafür werden.

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FOTO: DPA/DAVID INDERLIED Dortmunds Trainer Marco Rose beim Traininsla­ger seiner Mannschaft auf dem Sportplatz Ri-au in Bad Ragaz in der Schweiz. Der BVB formuliert seine Ziele für die kommende Saison vorsichtig.

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