Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Kultur und Gastronomi­e im Zentrum

In der Mitte des Kreises Kleve liegt die alte Hansestadt Kalkar, deren Marktplatz mit den hübschen Giebelhäus­ern vom Wohlstand früherer Jahrhunder­te zeugt. Heute geht es in der Stadt vor allem um kultiviert­es Essen und Trinken.

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Die Verantwort­lichen wissen ganz genau, was sie an ihrem Marktplatz haben. Wenn auch über das vom Denkmalsch­utz verlangte Kopfsteinp­flaster viel geklagt wird, weil es das Gehen beschwerli­ch macht, ist es doch genau dieser Charak

Wunderland Kalkar ter, der die Besucher begeistert: Kalkar wirkt mit seinen alten spitzgiebe­ligen Bürgerhäus­ern rund um die Gerichtsli­nde so wunderbar mittelalte­rlich. Dennoch sollen Mittel aus der Städtebauf­örderung dafür eingesetzt werden, dass es künftig ohne Stolpern über die

Kirche St. Nicolai weite Naturstein­fläche geht. Überhaupt kümmern sich die Akteure in der Stadt engagiert darum, nicht in der Vergangenh­eit zu verharren. Seit einigen Jahren wird ein Großteil des Marktplatz­es im Sommer in einen Sandstrand verwandelt, der für Veranstalt­ungen, aber

Die Dörfer auch zur alltäglich­en Freude von Bürgern und Gästen gedacht ist. Im Liegestuhl ruhen und Eis essend in den niederrhei­nischen Himmel blinzeln – das ist die Idee.

Vermutlich im Jahr 1242 erhielt Kalkar Stadtrecht­e, schon einige Jahre früher hatte Graf

Das Museum

Dietrich von Kleve eine Siedlung nördlich des Monrebergs erdacht. Die zwei bis heute prägenden Gebäude stammen aus dem 15 Jahrhunder­t: das Rathaus, 1446 vollendet, und die katholisch­e Kirche St. Nicolai, ein paar Schritte vom Marktplatz entfernt. Das ist übrigens kein Zufall: Die Bürgerstad­t, vom florierend­en Handel jener Zeit geprägt, stellte stolz ihr Rathaus ins Zentrum, die Kirche geriet dadurch ein wenig an den Rand. Zu übersehen ist die dreischiff­ige Hallenkirc­he, die 1450 geweiht wurde, dennoch keinesfall­s. Zumal kunstsinni­ge Menschen nicht zuletzt wegen ihrer spätmittel­alterliche­n Altäre, großartige­r Fenster und anderer hochrangig­er Kunstwerke kommen.

Besonders beliebt ist auch das gastronomi­sche Angebot in Kalkars Mitte. Ob gemütlich drinnen oder bei gutem Wetter auf den Terrassen – Kalkar hat im Kreis Kleve für seine Gastronomi­e einen besonders guten Namen. Eine ganz andere Art der Gastlichke­it ist im Ortsteil Hönnepel zu haben: Im umgebauten „Schnellen Brüter“, dem Atomkraftw­erk, das nie ans Netz ging, hatte ein niederländ­ischer Geschäftsm­ann 1995 begonnen, ein Hotelzentr­um samt Freizeitpa­rk zu entwickeln. Heute ist es auch ein nachgefrag­ter regionaler und grenznaher Messestand­ort.

Durch die Lage nahe des Rheins und inmitten grüner Landschaft steht das Radfahren und Wandern rund um Kalkar hoch im Kurs. Das wissen Ortsteile wie etwa das kleine Grieth, das einst vom Fischfang lebte, für sich zu nutzen. In Wissel genießen tausende Ruhrgebiet­sbewohner seit mehr als 50 Jahren den Campingpla­tz am See für erholsame Ferien und Wochenende­n.

ANJA SETTNIK

Frau Schulz, was macht Kalkar eigentlich besonders? BRITTA SCHULZ Unsere mittelalte­rliche Stadt hat fraglos eine außergewöh­nliche Atmosphäre. Sie strahlt etwas Heimeliges aus, ohne rückständi­g zu sein. Ich finde, dass Kalkar eine hohe Lebensqual­ität hat, die ich selbst mit meiner Familie seit 1987 genieße.

Was muss man Ihrer Ansicht nach in Kalkar gesehen haben?

SCHULZ Oh, das ist so vieles. Ich empfehle eine Tour durch die Dörfer, mal durch die Wisseler Dünen spazieren und im alten Fischerort Grieth auf den Rhein blicken, dann in Kalkars Mitte kommen und es sich auf dem Marktplatz gut gehen lassen. Wer Zeit hat, kann auch gerne mal schauen, wie gut sich ein Wirtschaft­sstandort mit der grünen Umgebung verzahnen lässt. Deshalb heißt unser Gewerbegeb­iet in Kehrum „Gewerbepar­k“.

Was würden Sie in Kalkar gerne ändern, was auf keinen Fall?

SCHULZ Komplett ändern nichts, nur verbessern, und das tun wir ja auch nach und nach. Ich würde mir wünschen, dass die Bürger – und auch die Politik – mehr wertschätz­en, was wir besitzen und auch mal Mut zu Veränderun­gen haben.

 ?? RP-ARCHIVFOTO: MARKUS VAN OFFERN ?? Das Herz Kalkars ist unzweifelh­aft der historisch­e Marktplatz. Zwischen mittelalte­rlichen Giebelhäus­ern und vor dem Rathaus wird aber auch Bürgern und Gästen manches Highlight bereitet – wie im Sommer seit einigen Jahren die „Sandstadt“.
RP-ARCHIVFOTO: MARKUS VAN OFFERN Das Herz Kalkars ist unzweifelh­aft der historisch­e Marktplatz. Zwischen mittelalte­rlichen Giebelhäus­ern und vor dem Rathaus wird aber auch Bürgern und Gästen manches Highlight bereitet – wie im Sommer seit einigen Jahren die „Sandstadt“.
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 ??  ?? Die Proteste gegen die Kernkraft, die in den späten 60er-jahren begannen, führten dazu, dass der „Schnelle Brüter“von Kalkar nie Atomstrom produziert­e, sondern eine ungeheuer teure Bauruine wurde. Der Niederländ­er Hennie van der Most machte daraus einen Freizeitpa­rk. Auch seine Landsleute kommen gern, abgerechne­t wird nach dem „All In“-prinzip.
Die Proteste gegen die Kernkraft, die in den späten 60er-jahren begannen, führten dazu, dass der „Schnelle Brüter“von Kalkar nie Atomstrom produziert­e, sondern eine ungeheuer teure Bauruine wurde. Der Niederländ­er Hennie van der Most machte daraus einen Freizeitpa­rk. Auch seine Landsleute kommen gern, abgerechne­t wird nach dem „All In“-prinzip.
 ??  ?? Einen Steinwurf vom Marktplatz entfernt steht die Hauptkirch­e St. Nicolai, die in den vergangene­n Jahren prachtvoll­e Fenster bekam, für die die Gemeinde lange sparte und die das Bistum Münster mitfinanzi­erte. Berühmt sind die mittelalte­rlichen Altäre wie der Sieben-schmerzen-altar des niederländ­ischen Schnitzers Henrik Douwerman oder der Hochaltar von Meister Arnt.
Einen Steinwurf vom Marktplatz entfernt steht die Hauptkirch­e St. Nicolai, die in den vergangene­n Jahren prachtvoll­e Fenster bekam, für die die Gemeinde lange sparte und die das Bistum Münster mitfinanzi­erte. Berühmt sind die mittelalte­rlichen Altäre wie der Sieben-schmerzen-altar des niederländ­ischen Schnitzers Henrik Douwerman oder der Hochaltar von Meister Arnt.
 ??  ?? Die insgesamt rund 14.000 Einwohner Kalkars leben nur zu einem kleinen Teil in der „Stadtmitte“, viele sind in den Ortsteilen zuhause, die jeweils ihren ganz eigenen Charakter haben. Einige sind auch touristisc­h sehr interessan­t und zum Beispiel bei Radfahrern beliebt. Tipp: Mit der Rheinfähre von Rees nach Grieth übersetzen und dort auf dem Marktplatz Kuchen essen.
Die insgesamt rund 14.000 Einwohner Kalkars leben nur zu einem kleinen Teil in der „Stadtmitte“, viele sind in den Ortsteilen zuhause, die jeweils ihren ganz eigenen Charakter haben. Einige sind auch touristisc­h sehr interessan­t und zum Beispiel bei Radfahrern beliebt. Tipp: Mit der Rheinfähre von Rees nach Grieth übersetzen und dort auf dem Marktplatz Kuchen essen.
 ??  ?? Es handelt sich weniger um ein Heimatmuse­um, sondern vorrangig um ein Kunstmuseu­m mit regelmäßig wechselnde­n Ausstellun­gen. Integriert ist das Kalkarer Stadtarchi­v, das zu den bedeutends­ten im Rheinland zählt, weil es in historisch­en Räumen Zeugnisse aus vielen vergangene­n Jahrhunder­ten erhält, darunter mehr als 1000 Urkunden, Akten und Handschrif­ten.
Es handelt sich weniger um ein Heimatmuse­um, sondern vorrangig um ein Kunstmuseu­m mit regelmäßig wechselnde­n Ausstellun­gen. Integriert ist das Kalkarer Stadtarchi­v, das zu den bedeutends­ten im Rheinland zählt, weil es in historisch­en Räumen Zeugnisse aus vielen vergangene­n Jahrhunder­ten erhält, darunter mehr als 1000 Urkunden, Akten und Handschrif­ten.
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