Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Spitzentreffen zum Fotoinstitut ist geplatzt
Oberbürgermeister Stephan Keller fährt nicht nach Berlin, weil kein gemeinsames Vorgehen abgestimmt werden konnte.
DÜSSELDORF Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) hat am Freitag seine Teilnahme am Spitzengespräch bei Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) zum Deutschen Fotoinstitut (DFI) abgesagt, das für den kommenden Montag in Berlin geplant war. Ebenso will Fotokünstler Andreas Gursky nicht teilnehmen. Auch die Stadt Essen ist unter anderem eingeladen. Keller und Gursky hatten am 10. August eine Verschiebung des Treffens vorgeschlagen, um sich über Inhalt und Teilnehmerliste, die als einseitig wahrgenommen wurde, zu verständigen. Darauf wollte sich Grütters nicht einlassen und lehnte auch eine Videokonferenz noch an diesem Freitag ab. Grütters besteht auf einem bloßen Meinungsaustausch ohne Tagesordnung am Montag um 15 Uhr, man könne sich vorab um 14.15 Uhr austauschen. Dies hält Keller nicht für zielführend. Der Austausch habe vor einem halben Jahr stattfinden können, zwischenzeitlich sei eine Arbeitsteilung zwischen Essen (Foto-bundesarchiv) und Düsseldorf (DFI) erarbeitet worden, über die nun zu sprechen sei. Hintergrund: Für ein DFI in Düsseldorf sind 2019 bereits erhebliche Mittel beschlossen worden, 2020 hat Grütters jedoch in einem eigenen Verfahren Essen als Standort gekürt.
Die Stadt Düsseldorf und die Mitstreiter von Gursky im Verein zur Gründung und Förderung des DFI sehen sich von Grütters systematisch ins Hintertreffen gebracht. Dies könnte damit zu haben, dass die Ministerin mit den Plänen zunächst gar nichts zu tun hatte. Gursky hat nach eigenen Worten im Mai 2019 sein Konzept Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) und Kulturministerin Isabel Pfeiffer-poensgen (parteilos) vorgelegt. Im gleichen Monat habe er die Konzeption Thomas Weski, der auch schon im April bei Gesprächen mit Pfeiffer-poensgen dabei gewesen sei, und Ute Eskildsen (bis zu ihrer Pensionierung Leiterin der Foto-sammlung Museum Folkwang Essen) überreicht.
Einige Wochen später, am 1. Juli 2019, lud Grütters zu einer Podiumsdiskussion zum Thema „Fotoarchive – Kulturgut oder Handelsware“. Am 17. Juli berief sie eine Expertenkommission ein, die ein Konzept für ein Bundesinstitut für Fotografie entwickeln sollte. Unter anderem Mitglieder: Eskildsen und Weski. Die Kommission kürte im März 2020 Essen zum Sieger. Der Vorwurf aus Düsseldorf lautet bis heute, dass das Gursky-konzept nicht gleichberechtigt geprüft und bei der Machbarkeitsstudie nur das Essener Konzept zugrunde gelegt wurde – was Düsseldorf als Verlierer programmierte.
Düsseldorf pocht darauf, dass Bund und Land bereits im Herbst 2019 83 Millionen Euro für das DFI in Düsseldorf zugesagt hatten. Interessant sind die Äußerungen von Laschet und Pfeifer-poensgen aus diesem Zeitraum. Der NRW-REgierungschef sagte, Düsseldorf sei „ein hervorragender Standort für das bundesweit bedeutsame Projekt“, Pfeiffer-poensgen meinte gar, es gebe „keinen besseren Standort“für das DFI. Nachdem sich Grütters eingeschaltet hatte, argumentierte Laschet nur noch für den Standort NRW, Pfeiffer-poensgen sprach sich klar für Essen aus.
OB Keller geht weiterhin davon aus, dass es das DFI in der Landeshauptstadt geben kann. Bis zur Bundestagswahl werde nichts Entscheidendes geschehen, danach würden die Karten neu gemischt und man müsse sehen, wer dann welche Funktion innehabe.
Sollte Düsseldorf tatsächlich zum Zuge kommen, ließe sich ein weiterer Entwurf diskutieren, bei dem Ehrenhof und Hofgarten nicht leiden. Die SOP Architekten, die gerade erst einen Opern-entwurf für das Südende der Kö präsentiert haben, verlegen das Institut gegenüber dem Nrw-forum in die Tiefe. Auf dem Areal des heutigen Betriebshofs des Gartenamts, das der Stadtrat für das DFI vorsieht, schlägt SOP auf rund 20 mal 30 Metern ein terrassiertes Atrium in organischer Form vor, das sich nach unten auf vier Ebenen verjüngt. In der Mitte dieses Lichthofs wächst ein Baum nach oben. Im Hofgarten selbst müsste bei Verwirklichung dieses Plans kein Baum gefällt werden.