Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Lehrer-gewerkschaft fürchtet Rückkehr zum Distanzunterricht
Düsseldorf Sebastian Krebs ist sich sicher: „Wenn wir machen, was das Ministerium von uns verlangt, fahren wir das Ding an die Wand.“Mit dem Ding meint der stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) das Schuljahr 2021/22, das am 18. August beginnt. „Wer weiß denn, ob wir in zwei Monaten den Unterricht machen können, den wir jetzt im Kopf haben, oder ob wir wieder über Wechsel- oder Distanzunterricht reden?“, fragt Krebs. „Und wie sehen die Handlungspläne bei sich verändernden Pandemiebedingungen aus?“
Die GEW kritisiert auch, dass das Ministerium die Schulen über neue Bestimmungen meist sehr kurzfristig informiert. „Wir arbeiten seit Wochen an den Planungen für den Schulstart“, erläutert Hanna Tuszynski aus der Fachgruppe Gymnasium. „Und am Freitag vor dem Schulstart kommt eine Schulmail, die die Planungen zerschießt.“Darin heißt es unter anderem, die „vielfältigen Pandemieerfahrungen lassen sich gezielt und gewinnbringend in den Unterrichtsalltag einbinden...“Krebs wünscht sich, dass man sich im Ministerium daran hält. „Wir haben vor drei Monaten gesagt: Was ist mit dem neuen Schuljahr? Aber wir haben dieselbe Situation wie letztes Jahr. Die Regierung hat gesagt, wir machen weiter wie bisher.“Sebastian Krebs fehlt noch immer eine proaktive Corona-politik, die im besten Falle mit anderen Bundesländern abgestimmt ist und in der die Empfehlungen des Robert-koch-instituts (RKI) auch dann ernst genommen werden, wenn sie für die Politik unbequeme Wahrheiten verkünden. „Die Inzidenz soll an Schulen keine wichtige Rolle mehr spielen. Aber was gilt dann?“, fragt Krebs. „Gilt denn dann noch die Bundes-notbremse?“
Die Vertreter der verschiedenen Schulformen sind frustriert, dass sich in den langen Monaten der Pandemie fast nichts geändert hat. „Zuerst wird die Presse informiert, dann die Schulen. Dann kassiert Ministerpräsident Laschet öfter mal wieder was ein“, so Tuszynski. „Nötig wäre eine Entschlackung der Lehrpläne und mehr Personal für die individuelle Betreuung der besonders von der Pandemie betroffenen Schülerinnen und Schüler.“
Die GEW kritisiert weiterhin, dass es an den Schulen kein stabiles WLAN gibt, die Schulen schlecht ausgestattet und schlecht gereinigt sind, Luftfilter nicht flächendeckend eingesetzt werden und das durch die Testungen Unterrichtszeit verloren gehe. Krebs fürchtet, dass die Schulen in Düsseldorf wieder in eine Phase des Distanzunterrichts rutschen. „Wir haben mit unseren Prognosen leider meistens richtig gelegen“, so Krebs. „Ich würde mir wünschen, dass unsere Expertise auch mal berücksichtigt wird.“