Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Warten auf die Millionen-entschädigung
Gastronom Walid El Sheikh fehlt ein Teil der Dezemberhilfe, der Prozess gegen seine Versicherung zieht sich.
DÜSSELDORF Der von der Pandemie arg gebeutelte Großgastronom Walid El Sheikh muss weiter auf eine große Summe warten, die ihm aus seiner Sicht längst als Entschädigung und staatliche Hilfszahlung zusteht. Auf einen Teil davon wird er sogar noch sehr lange warten müssen. „Mir fehlt dafür jedes Verständnis.“
Zum einen hatte das Landgericht El Sheikh bereits im Februar eine Summe von 764.138,63 Euro zugesprochen, die die Zurich Versicherung auszuzahlen hatte. Sie hatte sich geweigert, El Sheikh für die Schließung seiner Lokale „Oh Baby Anna“, „Elephant Bar“und „Sir Walter“im ersten Lockdown zu entschädigen. Abgedeckt war zwar laut Vertrag eine Betriebsschließung auf Grundlage des Infektionsschutzgesetzes für den Zeitraum von 30 Tagen sowie 75 Prozent des Umsatzes im Vorjahreszeitraum. Doch wie bei aktuell zahlreichen anderen Rechtsstreitigkeiten zwischen Gastronomen und ihren Versicherungen bestehen unterschiedliche Auffassungen darüber, ob die aktuelle Pandemie den Anspruch rechtfertigt. Im Kern geht es vor allem darum, ob Corona nicht wie viele andere Krankheiten im Vertrag hätte aufgeführt sein müssen. Die Zurich Versicherung ist deshalb im März in Berufung gegangen, begründet worden ist sie in der zweiten Maihälfte, wie das nun zuständige Oberlandesgericht in Düsseldorf auf Anfrage mitteilt. Was El Sheikh jetzt vor allem ärgert: Sein Anwalt habe vom Gericht gesagt bekommen, dass mit einer Entscheidung frühestens in 18 Monaten zu rechnen sei. Das Gericht bestätigt das unserer Redaktion indirekt. „Mit einem raschen Termin ist aufgrund der Terminlage des Senats nicht zu rechnen: Dort sind gegenwärtig über 350 Verfahren anhängig.“Seriöse Prognosen könnten aktuell nicht abgegeben werden. Unserer Redaktion wird empfohlen, Anfang kommenden Jahres noch mal nach dem Stand der Dinge zu fragen. El Sheikh kann das nicht nachvollziehen. „In einem Rechtsstaat kann das nicht sein.“Es gehe hier um dringende Entscheidungen.
Derweil muss sich El Sheikh übrigens bis Ende des Jahres eine neue Versicherung suchen. Denn die Zurich hat ihm gekündigt, wie ihr das nach einem eingetretenen Versicherungsfall zusteht.
Und auf noch eine weitere sechsstellige Summe wartet El Sheikh bislang vergeblich. Dabei handelt sich um einen Teil der Dezemberhilfe für seine größte Bar, das Sir Walter. Über 300.000 Euro stehen hier laut El Sheikh noch aus. Den Antrag habe er im März gestellt, nach dem die Kriterien dafür endlich klar gewesen seien.
So fehlt El Sheik unterm Strich mehr als eine Millionen Euro. „Ohne einen hohen Kredit, den ich zur Sicherheit aufgenommen habe, wäre ich verloren.“