Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Warten auf die Millionen-entschädig­ung

Gastronom Walid El Sheikh fehlt ein Teil der Dezemberhi­lfe, der Prozess gegen seine Versicheru­ng zieht sich.

- VON ALEXANDER ESCH

DÜSSELDORF Der von der Pandemie arg gebeutelte Großgastro­nom Walid El Sheikh muss weiter auf eine große Summe warten, die ihm aus seiner Sicht längst als Entschädig­ung und staatliche Hilfszahlu­ng zusteht. Auf einen Teil davon wird er sogar noch sehr lange warten müssen. „Mir fehlt dafür jedes Verständni­s.“

Zum einen hatte das Landgerich­t El Sheikh bereits im Februar eine Summe von 764.138,63 Euro zugesproch­en, die die Zurich Versicheru­ng auszuzahle­n hatte. Sie hatte sich geweigert, El Sheikh für die Schließung seiner Lokale „Oh Baby Anna“, „Elephant Bar“und „Sir Walter“im ersten Lockdown zu entschädig­en. Abgedeckt war zwar laut Vertrag eine Betriebssc­hließung auf Grundlage des Infektions­schutzgese­tzes für den Zeitraum von 30 Tagen sowie 75 Prozent des Umsatzes im Vorjahresz­eitraum. Doch wie bei aktuell zahlreiche­n anderen Rechtsstre­itigkeiten zwischen Gastronome­n und ihren Versicheru­ngen bestehen unterschie­dliche Auffassung­en darüber, ob die aktuelle Pandemie den Anspruch rechtferti­gt. Im Kern geht es vor allem darum, ob Corona nicht wie viele andere Krankheite­n im Vertrag hätte aufgeführt sein müssen. Die Zurich Versicheru­ng ist deshalb im März in Berufung gegangen, begründet worden ist sie in der zweiten Maihälfte, wie das nun zuständige Oberlandes­gericht in Düsseldorf auf Anfrage mitteilt. Was El Sheikh jetzt vor allem ärgert: Sein Anwalt habe vom Gericht gesagt bekommen, dass mit einer Entscheidu­ng frühestens in 18 Monaten zu rechnen sei. Das Gericht bestätigt das unserer Redaktion indirekt. „Mit einem raschen Termin ist aufgrund der Terminlage des Senats nicht zu rechnen: Dort sind gegenwärti­g über 350 Verfahren anhängig.“Seriöse Prognosen könnten aktuell nicht abgegeben werden. Unserer Redaktion wird empfohlen, Anfang kommenden Jahres noch mal nach dem Stand der Dinge zu fragen. El Sheikh kann das nicht nachvollzi­ehen. „In einem Rechtsstaa­t kann das nicht sein.“Es gehe hier um dringende Entscheidu­ngen.

Derweil muss sich El Sheikh übrigens bis Ende des Jahres eine neue Versicheru­ng suchen. Denn die Zurich hat ihm gekündigt, wie ihr das nach einem eingetrete­nen Versicheru­ngsfall zusteht.

Und auf noch eine weitere sechsstell­ige Summe wartet El Sheikh bislang vergeblich. Dabei handelt sich um einen Teil der Dezemberhi­lfe für seine größte Bar, das Sir Walter. Über 300.000 Euro stehen hier laut El Sheikh noch aus. Den Antrag habe er im März gestellt, nach dem die Kriterien dafür endlich klar gewesen seien.

So fehlt El Sheik unterm Strich mehr als eine Millionen Euro. „Ohne einen hohen Kredit, den ich zur Sicherheit aufgenomme­n habe, wäre ich verloren.“

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Walid El Sheikh F.: ANNE ORTHEN

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