Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Eine App für gebrauchte Hundesache­n

Herrchen und Frauchen können viel Geld ausgeben für ihren Hund. Mit Dogsmonaut gibt es jetzt eine Plattform, um Dinge zu verkaufen.

- VON NICOLE KAMPE

UNTERBILK Der kleine Rauhaardac­kel Moses hat viel Temperamen­t. Menschen, die er mag, springt er freudig an, er schnüffelt aufgeregt, er wedelt mit dem Schwanz, dreht wilde Kreise und knabbert an den Schuhen. Wenn er ausnahmswe­ise nicht ganz so viel von einem Menschen hält, kann er auch schon mal frech werden. Ein Rauhaardac­kel eben, der seine Meinung sagt, der keine Angst hat, der im Grunde seines Herzens aber ein wahnsinnig liebenswer­ter Kerl ist.

Vor einem Jahr ist Moses mit gerade mal acht Wochen bei seinen Hunde-eltern Julia Willkomm und Stefan Gehrs in Unterbilk eingezogen, und seitdem hat er das Leben der beiden mächtig auf den Kopf gestellt. „Ich wollte immer einen Hund“, erzählt die 27-Jährige, die Psychologi­n in einer Justizvoll­zugsanstal­t in Wuppertal ist, ihr Freund arbeitet als Wirtschaft­singenieur. Jobs, für die die beiden eigentlich immer ins Büro fahren mussten. Und dann kam Corona. „Wir konnten plötzlich Homeoffice machen“, sagt Julia Willkomm, für die der Augenblick gekommen war, sich einen Hund zu kaufen.

Da war er nun, der kleine Moses, kaum größer als eine Kaffeetass­e, für den die beiden Unterbilke­r alles Mögliche gekauft haben. Ein winzig kleines Geschirr, jede Menge Spielzeug, mal flauschig, mal quietschen­d, ein Körbchen, Leinen und Halsbänder – ja mehrere, denn Moses sollte immer gut gerüstet sein für jeden Anlass. Zum Spielen oder für den Ausgang, zu Weihnachte­n hat er eine Fliege getragen. „Freunde, die auch einen Dackel haben, sind genauso verrückt“, erzählt Julia Willkomm, die zugeben muss, dass man als Herrchen und Frauchen unheimlich viel Geld ausgeben kann, die meisten Sachen haben nach ein paar Wochen aber schon nicht mehr gepasst.

Weil all die Dinge, die Willkomm gekauft hat, immer noch in einem ziemlich guten Zustand waren, schaute sie, ob sie etwas online verkaufen kann. Aber so richtig fündig ist die Unterbilke­rin nicht geworden im Netz, und da kam ihr die Idee: „Ich wollte eine Art Kleiderkre­isel für Hundeartik­el machen“, sagt die 27-Jährige. Sie erzählte Freund Stefan davon und ihrer Familie, und bald wurde aus der ersten Idee ernst.

Julia Willkomm und Stefan Gehrs holten sich noch einen Freund ins Team, Lennart Füssel, und gemeinsam planten sie die App für Secondhand-hundeartik­el, die den Namen Dogsmonaut bekam. „Auch wenn die Jungs Ahnung von IT haben, programmie­ren können wir alle nicht“, sagt Willkomm, die über das Düsseldorf­er Innovation­s- undtechnol­ogiezentru­m Programmie­rer fand. „Priorapps aus Monheim“, erzählt die Unterbilke­rin, „das sind zwei Jungs, die auch noch relativ am Anfang stehen und immer neue Projekte suchen.“

Fast zehn Monate hat es gedauert, bis die App Anfang Juli live gegangen ist, tausende kleine Schritte mussten die drei beachten. Angefangen bei den Farben und dem Logo, „wir haben ganz viel vorgezeich­net“, sagt Willkomm, bis hin zu den Funktionen, die die App haben sollte. Da vergeht einiges an Zeit. Nur eines war von Anfang an klar: Der Name. Dogsmonaut ist eine Zusammense­tzung aus dem englischen Begriff Hund und dem Anhang „monaut“, das für das Universum stehen soll, „ein Universum für Hundeartik­el“, erzählt die 27-Jährige.

Herrchen und Frauchen legen sich ein Profil an, nehmen dazu meistens ein Bild ihres Hundes, können ihren Account ganz persönlich gestalten, „damit eine richtige Community entsteht“, sagt Julia Willkomm. Sie können Sachen verkaufen oder kaufen – Halsbänder, Leinen, Geschirre sind die Artikel, die in den letzten Wochen am häufigsten eingestell­t und gesucht wurden. Aber es gibt auch Kurioses, „wie eine rosafarben­e Schwimmwes­te“, sagt die Gründerin. Für das Logo der App hat natürlich Moses hergehalte­n, zu sehen ist eine Zeichnung seines Kopfs mit der Wuschelfri­sur.

Stefan Gehrs, Lennart Füssel und Julia Willkomm haben die App privat finanziert, einen mittleren fünfstelli­gen Betrag investiert. Geld verdienen die Drei momentan nur, wenn ein Verkäufer einen seiner Artikel pusht, damit er mehr Reichweite erzielt. „Sonst ist die Nutzung kostenlos, und das soll auch so bleiben“, sagt die 27-Jährige, die nun hofft, dass aus den knapp 700 Downloads bald 1000 werden, damit sie auf Investoren zugehen kann. Um die Idee in Düsseldorf ein bisschen bekannter zu machen, haben die Dogsmonaut­en kleine Kreditkart­enhüllen gestaltet, in denen ein biologisch abbaubarer Kotbeutel steckt. Die verteilen sie beim Gassigehen an anderer Hundebesit­zer.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Julia Willkomm hat eine App für Secondhand-hundeartik­el erfunden. Ideengeber war Rauhaardac­kel Moses.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Julia Willkomm hat eine App für Secondhand-hundeartik­el erfunden. Ideengeber war Rauhaardac­kel Moses.

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