Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Zahl der Bafög-empfänger in Deutschlan­d sinkt weiter

Studierend­e haben es während der Corona-krise schwer. Umso mehr überrascht der Rückgang der staatliche­n Förderung. Bildungsmi­nisterin Karliczek erntet Kritik.

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WIESBADEN (dpa) Immer weniger Studenten und Schüler bekommen finanziell­e Unterstütz­ung vom Staat. Insgesamt 639.000 von ihnen erhielten 2020 Leistungen nach dem Bundesausb­ildungsför­derungsges­etz (Bafög), wie das Statistisc­he Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Das entspricht einem Rückgang von sechs Prozent im Jahresverg­leich. Der Anteil der Frauen lag demnach bei 58 Prozent.

Die rückläufig­en Zahlen stießen im Bundestags­wahlkampf bei Opposition­spolitiker­n von FDP und Grünen, aber auch bei der Regierungs­partei SPD auf Kritik. Der bildungspo­litische Sprecher der sozialdemo­kratischen Bundestags­fraktion, Oliver Kaczmarek, warf Bundesbild­ungsminist­erin Anja Karliczek (CDU) vor, sie habe sich gegen eine im Koalitions­vertrag vereinbart­e weitere Bafög-reform gesperrt und Mittel „im Haushalt liegen lassen“.

Studierend­envertrete­r betonten ebenfalls, die rückläufig­en Zahlen trotz der schwierige­n Lage von Studentinn­en und Studenten während der Corona-pandemie zeigten, dass das Bafög-system reformiert werden müsse. „Anpassunge­n reichen nicht, es braucht eine grundlegen­de Neustruktu­rierung“, forderte der Freie Zusammensc­hluss von Student*innenschaf­ten.

Ministerin Karliczek verteidigt­e die letzte Bafög-reform von 2019 und kündigte an, im Fall eines Wahlsiegs das Thema in der neuen Legislatur­periode „wieder anpacken“und die Förderung attraktive­r machen zu wollen.

Die Zahl der Bafög-empfänger geht seit Jahren zurück. Im vergangene­n Jahr erhielten bundesweit 680.157 Menschen diese staatliche Unterstütz­ung. Vor fünf Jahren waren es nach Angaben des Statistisc­hen Bundesamte­s noch insgesamt 822.933 Geförderte.

Immerhin: Der durchschni­ttliche Bafög-betrag ist im vergangene­n Jahr um 9,2 Prozent gestiegen. So erhielten Studierend­e im Schnitt 574 Euro pro Monat, 60 Euro mehr als im Vorjahr. Schüler wurden durchschni­ttlich mit 503 Euro (plus 30 Euro) unterstütz­t. Damit lagen die Ausgaben für Bafög-leistungen bei insgesamt rund 2,9 Milliarden Euro.

Etwas mehr als die Hälfte der Empfänger erhielt eine Vollförder­ung. Knapp die Hälfte bezog eine Teilförder­ung, die dann geleistet wird, wenn das Einkommen der Geförderte­n oder der Eltern bestimmte Grenzen übersteigt. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der Vollgeförd­erten um 5,2 Prozent und die Zahl der Teilgeförd­erten um 6,9 Prozent.

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FOTO: IMAGO Bbildungsm­inisterin Anja Karliczek (CDU) steht in der Kritik.

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