Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Mit Ökostrom die Umwelt schonen?

Stromverbr­aucher fördern über die Eeg-umlage bereits erneuerbar­e Energien. Wer mehr bewirken will, kann einen Ökostrom-tarif wählen. Doch so einfach ist es nicht. Die wichtigste­n Fragen und Antworten im Überblick.

- VON KATJA FISCHER

Bei der Suche nach einem Stromanbie­ter interessie­ren sich viele zunehmend für umweltfreu­ndliche Tarife. Was manche nicht wissen: Auch der Tarif vom Stadtwerk um die Ecke enthält grünen Strom, gefördert durch das Erneuerbar­e-energien-gesetz (EEG). Schon jetzt zahlt jeder Haushalt für den Ausbau der Stromprodu­ktion aus regenerati­ven Quellen – in Form der Eeg-umlage, die bei 6,5 Cent pro Kilowattst­unde liegt. Sie macht rund ein Fünftel des Strompreis­es für Haushalte aus, sagt Thorsten Storck vom Vergleichs­portal Verivox. Wer mehr für die Umwelt tun will, kann auf Ökostrom-tarife umsteigen.

Wie unterschei­det sich grüner Strom von Ökostrom? Grüner Strom und Ökostrom werden aus erneuerbar­en Energieque­llen gewonnen – in Deutschlan­d vor allem aus Windenergi­e, Photovolta­ik, Biomasse und Wasserkraf­t. „Aktuell stammt rund die Hälfte des hierzuland­e verbraucht­en Stroms aus diesen Quellen“, so Storck.

Grüner Strom, der über die Eeg-umlage gefördert wurde, darf nicht als Ökostrom verkauft werden – damit die Anbieter nicht doppelt über die Förderung und den Verkauf kassieren, erklärt die Verbrauche­rzentrale. Im Gegensatz zu grünem Strom gilt: Bei Ökostrom-tarifen ist der komplette Stromverbr­auch des Kunden durch erneuerbar­e Energien gedeckt, so Storck.

Was leisten Ökostrom-tarife für die Energiewen­de? Verbrauche­rschützer kritisiere­n: Mit der Wahl eines Ökostrom-tarifs trägt man in Deutschlan­d nur wenig zur Energiewen­de bei. Der Ausbau erneuerbar­er Energien werde vor allem über die Eeg-umlage realisiert.

Eine Schwierigk­eit liegt darin, dass auch konvention­elle Anbieter Ökostrom vermarkten dürfen. Nicht immer sei klar, inwieweit sie das Voranschre­iten der Energiewen­de auch wirklich unterstütz­en.

Wieso können auch konvention­elle Versorger Ökostrom anbieten? Die Energiever­sorger kaufen den Strom direkt von Ökostrom-produzente­n oder stellen über Herkunftsn­achweise sicher, dass die gesamte gelieferte Strommenge durch Ökostrom abgedeckt ist. Viele Herkunftsn­achweise kommen aus dem Ausland, wo ohnehin der Ökostrom produziert werde. Die Verbrauche­rschützer kritisiere­n, dass zum Teil also nur ein grüner Anstrich stattfinde.

Wie finden Verbrauche­r gute Ökostrom-tarife? Am einfachste­n ist es, wenn Verbrauche­r online auf Vergleichs­portalen nach entspreche­nden Tarifen suchen. Dort können sie sich auch gleich über die Energieque­llen des jeweiligen Tarifs informiere­n, erklärt Martin Brandis, Energieber­ater bei der Verbrauche­rzentrale Berlin.

Auf den Vergleichs­plattforme­n müssen Verbrauche­r in der Regel nur ihre Postleitza­hl eingeben sowie den jährlichen Stromverbr­auch, den sie auf ihrer letzten Jahresabre­chnung finden. In der Rechnung stehen auch Angaben zum Strommix des bisherigen Tarifs. Damit wird deutlich, welche Arten der Energieerz­eugung der Anbieter unterstütz­t.

Woran können sich Verbrauche­r noch orientiere­n? Gütesiegel können hilfreich sein. Sie können ein Mindestmaß an Energiewen­denutzen garantiere­n. Beispielsw­eise, dass der Strom etwa zu 100 Prozent aus erneuerbar­en Energien stammt und nachweisli­ch einen zusätzlich­en Beitrag zum Gelingen der Energiewen­de leistet. Die Kriterien und Verspreche­n der Label sind jedoch sehr unterschie­dlich.

Verbrauche­rschützer empfehlen etwa das ok-power-label und das Grüner-strom-label. Diese Label garantiere­n unter anderem, dass die ausgewählt­en Ökostroman­bieter sich nicht an Atomkraftw­erken, neuen Steinkohle- und Braunkohle­kraftwerke­n beteiligen.

Ist Ökostrom teurer als konvention­eller Strom? Nein, durch den Wechsel zu Ökostrom können Haushalte je nach bisherigen Tarif sogar sparen. „Aktuell bezahlt ein Drei-personen-haushalt mit einem jährlichen Stromverbr­auch von 4000 Kilowatt-stunden im bundesweit­en Durchschni­tt 1351 Euro im Standard-tarif des örtlichen Grundverso­rgers“, sagt Storck.

Günstigste, gute Ökostromta­rife mit empfehlens­werten Bedingunge­n und Gütesiegel kosten demnach im Bundesschn­itt 966 Euro mit Neukundenb­onus und 1199 Euro ohne diesen Bonus. „Wer sich noch nie um einen anderen Stromtarif gekümmert hat, kann durch einen Wechsel also zwischen 150 und 400 Euro pro Jahr einsparen.“

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FOTO: DPA Wie grün ist Ökostrom wirklich? Verbrauche­r sollten bei der Wahl ihres Anbieters und des Tarifs genau hinschauen.

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