Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Sorge vor Kahlschlag bei Kliniken
Die Krankenhauslandschaft in NRW soll sich wandeln. Minister Laumann will spezialisiertere Häuser.
DÜSSELDORF Kurz vor der Vorstellung des neuen Krankenhausplans durch Nrw-gesundheitsminister Karl-josef Laumann an diesem Freitag wächst die Sorge, dass zahlreiche Häuser wegfallen könnten. „Wir appellieren eindringlich an Minister Laumann, dass er es nicht zu einem Kahlschlag in der Fläche bei den Krankenhäusern kommen lässt“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Spd-landtagsfraktion, Josef Neumann. Die Erfahrungen der Pandemie hätten gezeigt, wie wichtig ein flächendeckend funktionierendes Krankenhaussystem sei.
Minister Laumann will, dass die Planung nicht mehr auf Basis von Betten vorgenommen wird, sondern anhand konkreter medizinischer Leistungen. Überkapazitäten sollen durch eine stärkere Spezialisierung abgebaut werden.
„Es darf nicht allein um die Frage von ökonomischer Effizienz gehen“, warnte Spd-politiker Neumann. „In der Gesundheitspolitik muss immer der Mensch im Mittelpunkt stehen.“Grundsätzlich spreche auch aus seiner Sicht nichts dagegen, dass sich einzelne Standorte spezialisierten. „Es ist nur die Frage, bis zu welchem Grad. Die Allgemeinmedizin, die Chirurgie und die innere Medizin muss es in jeder Klinik geben. Auch die Kinder- und Jugendmedizin muss flächendeckend vorhanden sein.“Er befürchtet, dass bei Umsetzung der Pläne die Grundversorgung in der Fläche leidet. Ein Krankenhaus-schließungsprogramm werde man nicht mittragen.
Matthias Mohrmann, Mitglied des Vorstandes der AOK Rheinland/ Hamburg, rechnet fest mit Veränderungen in der Versorgungsstruktur: „Bestimmte, insbesondere komplexe Leistungen werden wir konzentrieren, aber eins ist auch klar: Eine flächendeckende Grundversorgung wird niemand infrage stellen.“Versorgerrollen würden sich neu definieren, auch die Schnittstelle zur ambulanten Versorgung müsse man im Auge behalten. „Klar ist auch: Jeder, der heute in einem medizinischen Beruf arbeitet, wird auch künftig gebraucht. Wir haben bereits heute Personalengpässe“, sagte Mohrmann.
Mit Blick auf die Fachkräfte fordert Neumann eine andere Herangehensweise: „Politik hat es doch selbst in der Hand, die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sich mehr Menschen für einen medizinischen Beruf interessieren.“Flexible Arbeitszeitmodelle, ein Platz in der klinikeigenen Kita, die Möglichkeit, für eine gewisse Zeit eine bezahlte Auszeit zu nehmen – all das seien Möglichkeiten, mit denen man Menschen davon überzeugen könne, dass der Gesundheitsberuf attraktiv sei, so der Spd-politiker: „Ein viel größeres Problem als zu wenig Berufsanfänger sind diejenigen, die dem System entfliehen. Das ist die eigentliche Herausforderung, vor der wir hier stehen.“Eine weitere sieht er im demografischen Wandel: „Die Menschen werden nicht mehr so mobil sein. Das haben wir doch beispielsweise bei den Impfzentren gesehen. Gleichzeitig wird der Bedarf deutlich steigen.“Gebe es mehr ältere Menschen im Land, steige der Behandlungsbedarf. „Das scheint mir in den Berechnungen von Minister Laumann zu wenig berücksichtigt zu sein“, so Neumann.