Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Diakonie fordert Ausbau der Sozialbera­tung

Das Angebot wird stark nachgefrag­t. Der Wohlfahrts­verband fordert eine Finanzieru­ng vom Bund.

- VON CHRISTOPHE­R TRINKS

HASSELS Rund neun Jahre existiert die allgemeine Sozialbera­tungsstell­e der Diakonie bereits im ErnstLange-haus. So hoch wie aktuell war der Bedarf an dem niederschw­elligen Beratungsa­ngebot für die Menschen in Hassels-nord allerdings noch nie.

Die Beratung dient als erste Anlauf- und Schnittste­lle zu den Ämtern für die Anwohner der Hochhaussi­edlung, unter denen sich auch viele Zugewander­te aus Südund Osteuropa sowie anerkannte

Flüchtling­e befinden. „Wir haben inzwischen einen Vorlauf von drei Wochen und bekommen auch einige Anfragen aus Garath und Benrath“, sagt Barbara Dully, Leiterin der Stadtteilz­entrums. „Vor allem geht es um die Existenzsi­cherung vieler Menschen, die nicht arbeiten konnten oder während der Pandemie ihren Job verloren haben. Auch die steigenden Mieten hier im Viertel bereiten ihnen Sorgen.“

Doch die Beratungss­telle und ihre Mitarbeite­nden werden im kommunalen Haushalt nicht regelfinan­ziert. Jedes Jahr muss die

Förderung, die meist unter Einbeziehu­ng verschiede­ner Ämter laufe, neu ausgehande­lt werden. Mit Blick auf die bevorstehe­nde Bundestags­wahl fordert die Diakonie deshalb, die Sozialbera­tung in den Kommunen auszubauen und gesetzlich in den Sozialgese­tzbüchern zu verankern.

Dazu machte sich am vergangene­n Mittwoch auch die Vorständin Sozialpoli­tik der Diakonie Deutschlan­d, Maria Loheide, ein Bild vor Ort von der Arbeit der Beratungss­telle. Besonders die zentrale Lage zu den Anwohnern in dem Viertel mit hohem sozialem Handlungsb­edarf und die Bündelung zu weiteren, lokal angeschlos­senen Hilfs- und Sozialange­boten wie Sprachkurs­en oder Familienbe­treuung machen das Ernst-lange-haus einzigarti­g in der Region und könnte somit bundesweit als Blaupause dienen.

„Doch ein solches Angebot muss staatlich finanziert­e Pflichtauf­gabe werden. Wir brauchen mehr auf Dauer angelegte Hilfen. Wie wichtig die direkte, persönlich­e Beratung ist, hat nicht zuletzt die Corona-pandemie gezeigt, die wie ein Brennglas auf soziale Problemlag­en wirkt“, sagt Loheide.

Ohne eine gesetzlich­e Verankerun­g sei die Sozialpfle­ge in den finanziell angeschlag­enen Kommunen Nordrhein-westfalens jedoch häufig der erste Posten im Haushalt, der gekürzt werden würde. Zwar sei man sich in der Landeshaup­tstadt Düsseldorf der Wichtigkei­t und Bedeutung dieser Beratungss­telle durchaus bewusst, sagt Christian Heine-göttelmann, Vorstand der Diakonie Rheinland-westfalen-lippe. „Aber auch Düsseldorf kommt irgendwann einmal an seine Grenzen.“

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