Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Diakonie fordert Ausbau der Sozialberatung
Das Angebot wird stark nachgefragt. Der Wohlfahrtsverband fordert eine Finanzierung vom Bund.
HASSELS Rund neun Jahre existiert die allgemeine Sozialberatungsstelle der Diakonie bereits im ErnstLange-haus. So hoch wie aktuell war der Bedarf an dem niederschwelligen Beratungsangebot für die Menschen in Hassels-nord allerdings noch nie.
Die Beratung dient als erste Anlauf- und Schnittstelle zu den Ämtern für die Anwohner der Hochhaussiedlung, unter denen sich auch viele Zugewanderte aus Südund Osteuropa sowie anerkannte
Flüchtlinge befinden. „Wir haben inzwischen einen Vorlauf von drei Wochen und bekommen auch einige Anfragen aus Garath und Benrath“, sagt Barbara Dully, Leiterin der Stadtteilzentrums. „Vor allem geht es um die Existenzsicherung vieler Menschen, die nicht arbeiten konnten oder während der Pandemie ihren Job verloren haben. Auch die steigenden Mieten hier im Viertel bereiten ihnen Sorgen.“
Doch die Beratungsstelle und ihre Mitarbeitenden werden im kommunalen Haushalt nicht regelfinanziert. Jedes Jahr muss die
Förderung, die meist unter Einbeziehung verschiedener Ämter laufe, neu ausgehandelt werden. Mit Blick auf die bevorstehende Bundestagswahl fordert die Diakonie deshalb, die Sozialberatung in den Kommunen auszubauen und gesetzlich in den Sozialgesetzbüchern zu verankern.
Dazu machte sich am vergangenen Mittwoch auch die Vorständin Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, Maria Loheide, ein Bild vor Ort von der Arbeit der Beratungsstelle. Besonders die zentrale Lage zu den Anwohnern in dem Viertel mit hohem sozialem Handlungsbedarf und die Bündelung zu weiteren, lokal angeschlossenen Hilfs- und Sozialangeboten wie Sprachkursen oder Familienbetreuung machen das Ernst-lange-haus einzigartig in der Region und könnte somit bundesweit als Blaupause dienen.
„Doch ein solches Angebot muss staatlich finanzierte Pflichtaufgabe werden. Wir brauchen mehr auf Dauer angelegte Hilfen. Wie wichtig die direkte, persönliche Beratung ist, hat nicht zuletzt die Corona-pandemie gezeigt, die wie ein Brennglas auf soziale Problemlagen wirkt“, sagt Loheide.
Ohne eine gesetzliche Verankerung sei die Sozialpflege in den finanziell angeschlagenen Kommunen Nordrhein-westfalens jedoch häufig der erste Posten im Haushalt, der gekürzt werden würde. Zwar sei man sich in der Landeshauptstadt Düsseldorf der Wichtigkeit und Bedeutung dieser Beratungsstelle durchaus bewusst, sagt Christian Heine-göttelmann, Vorstand der Diakonie Rheinland-westfalen-lippe. „Aber auch Düsseldorf kommt irgendwann einmal an seine Grenzen.“