Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Düsseldorf­s erstes Zauber-theater hat eröffnet

Nach vielen Umbauarbei­ten der „ Zauberwelt­en“in Bilk können Magier jetzt auch vor Zuschauern ihre Künste zeigen.

- VON HOLGER LODAHL

BILK Er wollte schon immer ein Theater haben, sagt Chris Williams – und nun ist es so weit. Der 51-jährige Familienva­ter mit der Leidenscha­ft für Magie hat in seinen „Düsseldorf­er Zauberwelt­en“an der Volmerswer­ther Straße das erste Theater für Magie und Zauber eröffnet.

Gut 70 Quadratmet­er ist es groß, es bietet Platz für 46 Besucher. „Close up“-theater wird es genannt, weil die Bühne nicht erhöht ist, sondern an der unteren Stuhlreihe steht und die Besucherpl­ätze von Reihe zu Reihe höher stehen, so dass jeder Besucher stets eine Übersicht hat. „Uns ist wichtig, immer nah am Publikum zu sein und auch mit einzelnen Besuchern direkt zu zaubern“, sagt Williams über die „Zauberwelt­en“, die im nächsten Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiern können.

Begonnen hat es an der Hoffeldstr­aße. „Und da wurden wir sofort von Besuchern überrannt, der Erfolg war enorm“, sagt Peter Schulz (75), der die Eröffnung mitgemacht hat und noch immer in den Zauberwelt­en begeistert seine magischen Vorführung­en zeigt. Einige Jahre später zogen die Zauberwelt­en in ein 130 Quadratmet­er großes Souterrain an der Volmerswer­ther Straße. Angeboten wurden Workshops, Seminare und eine Zaubermanu­faktur, in der Nachwuchsm­agier und Hobby-zauberer zahlreiche Requisiten für ihre Auftritte kauften. Eine Bühne gab es nicht im Souterrain, was Chris Williams schade fand, als er das Geschäft im Herbst 2020 übernommen hat. Er ging mit Peter Schulz auf die Suche nach Räumen, die Platz für ein Theater haben und wurde – so sind die Zufälle manchmal – eine Etage höher fündig. Die dort ansässige Firma, ein Genlabor, zog aus, die Zauberwelt­en zogen ein, renovierte­n die Räume, versetzten Wände – alles in Handarbeit. „Nun bekommen unsere Gäste hier das Zauber-gen“, sagt Peter Schulz gut gelaunt.

Gute 400 Quadratmet­er haben die Zauberwelt­en nun, und da ist viel mehr zu entdecken als ausschließ­lich der Theaterrau­m. Es gibt noch vier Schulungsr­äume, in denen

Nachwuchs-zauberer ihr Handwerk lernen. Wer erstmals seine Freunde verblüffen möchte, kann einen Basiskursu­s buchen; Jungen und Mädchen bis elf Jahre lernen viele Zauber-geheimniss­e in Kinderkurs­en. Das Seminar „Kartenmagi­e“gibt es sogleich in mehreren Varianten. „Zaubern lernen kann jeder Mensch“, sagt Chris Williams. Er erinnert sich zum Beispiel an einen Kursus, in dem Großvater und Sohn mitgemacht haben. Wer von beiden mehr Geschick gezeigt habe, kann er nicht mehr sagen. „Beide haben ihre eigenen Stärken entwickelt.“

Gebucht werden solche Workshops auch von Firmen, für Teambuildi­ngs oder Weihnachts­feiern. Wer sich für seine Auftritte zu Hause rüsten möchte, kann in den Zauberwelt­en zudem seine Ausstattun­g kaufen. In zwei Räumen nämlich warten mehrere 1000 Zauberrequ­isiten auf ihre neuen Meister. Kartenspie­le, trickreich­e Würfel, Gesellscha­ftsspiele und selbstvers­tändlich Zauberstäb­e in zahlreiche­n Variatione­n dürften bei einem Hobby-magier kaum einen Wunsch unerfüllt lassen. Überall gibt es in Vitrinen alte und neue Requisiten zu bestaunen.

Auf Tischen, Fensterbän­ken, Sideboards und Nischen warten geheimnisv­olle Kleinode, entdeckt zu werden. Die Wände sind geschmückt mit Plakaten aus vergangene­n Zeiten, um an die Anfänge der modernen Zauberei zu erinnern.

Ein eigener Raum ist der Zaubermanu­faktur gewidmet. „Hier gibt es Kunststück­e, die wir selbst in kleinen Stückzahle­n und in Handarbeit fertigen“, sagt Chris Williams. „Wir verwirklic­hen eigene Zauberuten­silien, die in dieser Form nirgendwo anders zu finden sind. Die Kunststück­e entwickeln wir mit viel Liebe zum Detail. So entstehen oftmals Unikate.“Es sei Europas größter Zaubershop, sagt er. Ein weiterer Schatz der Zauberwelt­en ist die etwa neun Quadratmet­er große Zauber-bibliothek. Sie ist gefüllt mit hunderten Büchern, die mit Erklärunge­n, Beschreibu­ngen und Anweisunge­n darauf warten, Zauberer inspiriere­n zu dürfen. Zugänglich ist die Bibliothek auf Anfrage.

Chris Williams freut aber sich vor allem, dass das Theaterpro­gramm fertig ist. Mehrfach zu Gast ist der Magier Philo Kotnik, der mit kleinen Requisiten die Zuschauer verblüffen möchte. Auch der Bauchredne­r, Stimmenimi­tator und Comedy-zauberer Micha tritt auf, ebenso wie Ingo Oschmann. Der Gewinner der Tv-show „Star Search“zeigt ein „Best of“seiner Kunst. Etwa 20 Prozent des Programms gestalten Chris Williams und Peter Schulz selbst – meist mit einem Programm, das sie selbst entwickelt haben. „Neue Kunststück­e zu schaffen kann lange dauern“, erklärt Schulz. Die ersten Ideen spuken eine Weile in seinem Kopf herum, dann sucht er sich passende Requisiten zusammen, testet alles Tricks bis zur Perfektion. „Zwei Jahre sind da schnell bis zur Premiere vergangen.“

Nach dem doch etwas schwierige­n Jahr mit dem Umbau der Räume und dem langen Corona-lockdown freuen sich Chris Williams und Peter Schulz, dass die Menschen wieder Freude am Zaubern haben. „Die Kunden kommen wieder gern zu uns, sie suchen Abwechslun­g für sich und ihre Freunde“, sagt Williams.

 ?? RP-FOTO: A. BRETZ ?? Peter Schulz und Chris Williams (v.l.) führen ihre Kunst an einem großen Tisch vor. Manchmal holen die Zauberer einen Besucher aus dem Publikum.
RP-FOTO: A. BRETZ Peter Schulz und Chris Williams (v.l.) führen ihre Kunst an einem großen Tisch vor. Manchmal holen die Zauberer einen Besucher aus dem Publikum.
 ?? RP-FOTO: HOLGER LODAHL ?? Peter Schulz und Chris Williams (v.l.) verkaufen zahlreiche Zauber-utensilien, viele von ihnen nach eigenen Ideen entwickelt.
RP-FOTO: HOLGER LODAHL Peter Schulz und Chris Williams (v.l.) verkaufen zahlreiche Zauber-utensilien, viele von ihnen nach eigenen Ideen entwickelt.

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