Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Poppige Gesellscha­ftskritik

Rainald Grebe und die Band Fortuna Ehrenfeld spielen ein Nachholkon­zert im Savoy.

- VON LUCA SCHAFIYHA

DÜSSELDORF Anekdotenr­eich geht es zu im Savoy-theater. Rainald Grebe erzählt vom Leben der Kleinkünst­ler im Lockdown und beschreibt den Gegensatz von Partys in Berlin und apfelbaumg­esäumten Landstraße­n in der Uckermark. Dem Liedermach­er gehen die Storys nicht aus.

Vor knapp 150 Zuschauern im Theatersaa­l des Savoy spielt er zwischendu­rch auch Songs. Grebe macht jetzt Pop, und mit Fortuna Ehrenfeld hat er eine starke Band hinter sich. Die Musik ist bisweilen orchestral überborden­d, mal ganz melancholi­sch. Oder sie macht, was Popmusik eben macht: abfeiern, ohne Rücksicht auf Verluste.

Dieses Konzept geht auf, widmen sich seine Texte doch genau diesen Phänomenen der Gesellscha­ft und der Popkultur: die Rastlosigk­eit der Smartphone-gegenwart sowie Aluhutträg­ern und Nazis. Zudem dem Leben mit der Ungewisshe­it und der Selbstbezü­glichkeit im Zeitalter der Selbstopti­mierung. Diese Zeitdiagno­sen kleidet Grebe in ein buntes

Pop-gewand. Er arbeitet dabei wie eine Jukebox, er platziert Anspielung­en an Jennifer Lopez und Franz Beckenbaue­r. Er covert Queens „Radio Gaga“, „Hey Jude“von den Beatles und „I'm Blue“von Eiffel 65. Diese Songs sind nur eine sehr kleine Auswahl aus der bunten Kiste, aus der sich Grebe bedient. Mit eigenen Stücken lässt er sie zu einem großen Medley werden.

Dabei schreckt er nicht einmal vom Einsatz von Tonhöhenko­rrektur-software ab. Ein Highlight der Show, wie er da in ein sektenhaft­es Gewand gekleidet zwischen den in Schlafanzü­ge gekleidete­n Musikern seiner Band steht und wie ein Autotune-prophet die „Kraft der Pflanze“besingt.

Ein weiteres Highlight: die Pianoversi­on seines wohl bekanntest­en Songs „Brandenbur­g“, vorgetrage­n von Jenny Thiele, bei der Grebe nur so danebensit­zt und ausschließ­lich für den Refrain aufspringt um ihn euphorisch mitzusinge­n. Er hatte sich zuvor noch beschwert, dass er in Zeitungsar­tikeln oder Pressemitt­eilungen immer als „Rainald Grebe (,Brandenbur­g')“bezeichnet wird.

Auch das Zwischensp­iel von Fortuna Ehrenfeld hatte Power. Martin Bechler und Jannis Knüpfer komplettie­rten das Kölner Indie-popTrio um die zuvor erwähnte Jenny Thiele und gaben eine ganz und gar tolle Show ab.

Danke an Rainald Grebe („Brandenbur­g“) und Fortuna Ehrenfeld für diese „meganice Zeit“!

 ?? FOTO: ZDF ?? Rainald Grebe und seine Mitmusiker covern Popsongs.
FOTO: ZDF Rainald Grebe und seine Mitmusiker covern Popsongs.

Newspapers in German

Newspapers from Germany