Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Der Knackpunkt war immer da
Wie die Anlaufstelle für Mädchen mit dem Lebensmittelpunkt Straße bisher durch die Corona-pandemie gekommen ist.
STADTMITTE Sie leben auf der Straße, sind drogenabhängig, verdienen sich Geld als Prostituierte – und sind oft genug nicht einmal volljährig. Fernab der Wohlstandsgesellschaft in Düsseldorf gibt es genug Mädchen und Frauen, für die es meist nur eine Anlaufstelle gibt, bei der sie abschalten und ohne Druck schlafen, duschen, frühstücken, quatschen können – den Knackpunkt, die Notschlafstelle des SKFM (Sozialdienst Katholischer Frauen und
Die Finanzierung des Knackpunkts ist stets eine Balanceakt. Auf einen einfachen Nenner gebracht: Von sieben Nächten werden vier durch die Stadt refinanziert, drei sind durch Spenden abgedeckt. Sollten diese rund 100.000 Euro pro Jahr nicht zusammenkommen und der SKFM müsste die Öffnungszeiten reduzieren, würde auch die Stadt ihren Zuschuss senken.
Allerdings muss der Spendenanteil auch das Projekt „Schrittweise“abdecken. Dahinter steckt die Absicht, die Mädchen und Frauen zum Amt oder Arzt zu begleiten, ohne Druck ihnen vielleicht einen Weg zurück in die „Normalität“aufzuzeigen. Außerdem betätigen sich die
Knackpunkt-mitarbeiter abends als Streetworker, gehen raus und verteilen Kondome, Nadeln, Spritzen, fragen nach, wie es geht und warum jemand sich vielleicht lange nicht hat blicken lassen. Ja, auch auf der Charlottenstraße, „es gibt ihn noch, den Straßenstrich, auch wenn sich vieles ins Private verlagert hat, in Hotels oder auf Parkplätze, Verabredungen werden über das Handy oder per Mail getroffen“, sagt Ina Schubert.
Sie hat immer wieder auch positive Erlebnisse, weiß von einer Frau, die drei Jahre in der Szene gelebt hat und inzwischen verheiratet ist und zwei Kinder hat. Aber natürlich überwiegen die negativen Erfahrungen. Von einer 24-Jährigen, die sieben Jahre in den Knackpunkt kam, die mit der Mutter gebrochen hatte, deren Vater starb, musste sie sich kürzlich für immer verabschieden. „Sie war dann selbst sehr krank, hat noch einmal vier Tage richtig Gas gegeben und ist dann verstorben“, erzählt Schubert. Sie darf zur Beerdigung kommen – trotz Corona. Wenigstens das.