Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Flut: SPD fordert Verbindung­sdaten

Die Opposition will Einblicke in die Kommunikat­ion zwischen den Ministern.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Der politische Streit um die Einschätzu­ng der Flutkatast­rophe durch die Landesregi­erung hat sich am Wochenende zugespitzt. Nach einem Bericht der „Süddeutsch­en Zeitung“, wonach Umweltmini­sterin Ursula Heinen-esser (CDU) nicht mehr rekonstrui­eren könne, wann sie erstmals mit dem Ministerpr­äsidenten über die Katastroph­e gesprochen habe, hat die Opposition nun verlangt, dass ihr umfassende­r Einblick in die Verbindung­sdaten aller Kabinettsm­itglieder gewährt werden müsse.

Man erwarte, dass jetzt alle rechtliche­n und technische­n Möglichkei­ten ergriffen würden, damit alle Verbindung­s- und sonstigen Kontaktdat­en – Telefon, E-mail, SMS, Whatsapp – der Kabinettsm­itglieder im Zeitraum 9. bis 16. Juli gesichert würden, sagte Spd-fraktionsv­ize André Stinka unserer Redaktion: „Wir müssen nachträgli­ch lückenlos nachvollzi­ehen können, wie das Krisenmana­gement der Landesregi­erung genau abgelaufen ist und welche Versäumnis­se es gab.“

Am Samstag hatte Heinen-esser versucht, die Wogen zu glätten. In einem Gespräch mit der Deutschen Presse-agentur sagte sie, sie habe zu Beginn der Flutkatast­rophe regen Kontakt mit der Staatskanz­lei von Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) gehabt. „Beginnend ab der

Nacht vom 13. auf den 14. Juli stand ich mit der Staatskanz­lei auf Leitungseb­ene in regelmäßig­em Austausch zur hydrologis­chen Lage in den betroffene­n Gebieten“, so Heinen-esser. Am 14. Juli – als die ersten großen Schäden offenbar wurden – habe sie „mehrfach Kontakt mit dem Chef der Staatskanz­lei“gehabt und ihm auch die Hochwasser-lageberich­te weitergele­itet: „In dieser Zeit stand ich ebenfalls mit dem Ministerpr­äsidenten im Austausch über die Entwicklun­gen vor Ort.“

Spd-fraktionsv­ize Stinka sagte, diese Darstellun­g werfe neue Fragen auf: „Wen genau hat sie dort in dieser Nacht worüber genau informiert? Warum stand sie erst ab dem 14. Juli mit dem Chef der Staatskanz­lei in Kontakt und hat ihm erst dann die Hochwasser-lageberich­te weitergele­itet? Welche Schlüsse hat die Landesregi­erung aus diesem Austausch gezogen? Und nicht zuletzt: Aus welchem konkreten Grund hat der Ministerpr­äsident trotz dieser Lageberich­te entschiede­n, den Krisenstab des Landes nicht zu aktivieren?“Daher müsse sich die Landesregi­erung auch weiterhin fragen lassen, was sie in dem Zeitraum vor dem 14. Juli mit den ihr vorliegend­en Informatio­nen gemacht habe. „Schließlic­h ist das Märchen von der Unvorherse­hbarkeit klar widerlegt“, so Stinka. Bereits mit den Daten der Europäisch­en Behörde Efas sei seit dem 9. beziehungs­weise 10. Juli klar gewesen, dass ein schlimmes Unwetter mit großen Flutgefahr­en für weite Teile von NRW kommen würde und dass es selbst an kleinen Bächen zu gefährlich­en Überschwem­mungen kommen kann. „Da war klar, dass eine Katastroph­e kommt. Ab dem Zeitpunkt hätte man alarmiert sein müssen“, so der Spd-politiker. Der Lageberich­t des Lanuv vom 13. Juli habe diese Gefahr fortgeschr­ieben und konkretisi­ert. „Was seit dem 9. Juli noch eine sehr konkrete und düstere Prognose war, wurde am 13. Juli zu einer schrecklic­hen Gewissheit.“

Nrw-innenminis­ter Herbert Reul (CDU) hatte nach Kritik der Opposition eingeräumt, dass es ein Fehler gewesen sei, den Krisenstab nicht einberufen zu haben. Grünen-fraktionsc­hefin Verena Schäffer sprach in diesem Zusammenha­ng von einem Offenbarun­gseid. Die Antworten des Ministers zeigten, „wie uninformie­rt und konzeptlos der Innenminis­ter im Bereich des Katastroph­enschutzes aufgestell­t ist. Das ist erschrecke­nd angesichts der Gefahr für Leib und Leben, die von Katastroph­en ausgeht.“

„Das Märchen von der Unvorherse­hbarkeit ist klar widerlegt“André Stinka Spd-fraktionsv­ize

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