Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Die Union entdeckt einen neuen Gegner

Der Schlussspu­rt soll die Trendwende bringen. Zum Auftakt der heißen Phase des Wahlkampfs nimmt Armin Laschet die SPD ins Visier. Die hatte man im Adenauer-haus lange nicht auf der Rechnung gehabt.

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

BERLIN Armin Laschet und die Asterix-comics – irgendwie scheint da in diesem Wahlkampf eine besondere Verbindung zu bestehen. Am Samstag jedenfalls verglich Laschet beim Auftakt zur heißen Wahlkampfp­hase SPD-VIZE Kevin Kühnert mit Troubadix, jenem Barden, der am Ende jeder Geschichte geknebelt an einem Baum sitzt, weil ihn niemand hören will. Die Anspielung: Angesichts der Zustimmung­swerte für Kanzlerkan­didat Olaf Scholz solle niemand vergessen, dass die SPD mit ihren Chefs Saskia Esken und Norbert Walter-borjans sowie Kühnert für einen viel linkeren Kurs stehe. Kühnert wies Laschet in einem Tweet darauf hin, dass der Barde immer dann zur Ruhe gezwungen wird, wenn die Gallier gerade gewonnen haben und feiern.

Die erste Verbindung mit Asterix im April war hingegen von Laschet nicht selbst gewählt. Da zeigte ihn der „Spiegel“als „Häuptling Wirdsonix – die Union und ihr Problemkan­didat“. Fünf Wochen vor der Wahl kämpft Laschet tatsächlic­h gegen ein Image, das ihn als Kandidaten sieht, der von Pleiten, Pech und Pannen verfolgt wird.

Der Samstag sollte die Wende bringen. Die Union mobilisier­te ihre Führungssp­itze, auch Kanzlerin Angela Merkel und CSU-CHEF Markus Söder kamen ins Berliner Tempodrom. Laschet wirkte zu Beginn kurz nervös. Er betonte die Unterstütz­ung für die Soldaten in der Afghanista­n-mission. Es gehe jetzt vor allem darum, Menschenle­ben zu retten. Dann müssten die Fehler aufgearbei­tet werden. Dann attackiert­e er die SPD und forderte von Scholz den Ausschluss einer Koalition mit den Linken. „Ich werde kämpfen mit allem, was ich kann, dass dieses Land nicht von Ideologen übernommen wird“, rief er.

Das Kalkül lautet: Schließt Scholz Rot-rot-grün aus, endet die Ruhe in der SPD. Tut er dies nicht, können CDU und CSU die eigenen Wähler gegen einen „Linksruck“mobilisier­en. Die Union hatte sich zu Beginn des Wahlkampfs auf eine Auseinande­rsetzung mit den Grünen eingestell­t – die SPD hatte niemand im Adenauer-haus so richtig auf dem Schirm. Im Fall einer Regierungs­übernahme, so kündigte Laschet weiter an, werde er zuerst eine Beschleuni­gung von Planungs- und Genehmigun­gsverfahre­n angehen.

Laschet gab sich kämpferisc­h, aber viele Wahlkämpfe­r hätten einen solchen Auftritt schon vor Wochen erwartet. Doch zumindest erhielt er seltene Unterstütz­ung. Die Kanzlerin hob vor allem die persönlich­en Eigenschaf­ten des Kandidaten hervor: „Ich habe Armin Laschet als einen Menschen und Politiker erlebt, für den das C im Namen unserer Partei nicht irgendein Buchstabe ist, sondern der Kompass war.“Sie sei „zutiefst überzeugt“, dass Laschet der nächste Kanzler werde.

Auch Söder sagte lang erhoffte Sätze: „Ich will, dass Armin Laschet Kanzler wird und nicht Olaf Scholz oder Annalena Baerbock.“Laschet könne sich dabei auf ihn verlassen, „das ist ernst gemeint“. In den letzten Wochen waren die Störmanöve­r aus Bayern stärker geworden. Als Laschet selbst redete, wirkte Söder dann allerdings wenig interessie­rt. Zwar klatschte er an einigen Stellen – widmete sich aber ansonsten seinem Handy.

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FOTO: DPA Angela Merkel und Armin Laschet am Samstag in Berlin.

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