Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Bundeswehr fliegt mehr als 2500 Menschen aus Kabul aus

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KABUL (dpa/epd/mar/rtr) Die Bundeswehr hat weitere 180 Menschen aus der afghanisch­en Hauptstadt Kabul ausgefloge­n. Die Maschine des Typs A400M sei auf dem Weg in die usbekische Hauptstadt Taschkent, schrieb die Bundeswehr am Sonntagnac­hmittag bei Twitter. Sie hob demnach um 14.33 Uhr deutscher Zeit in Kabul ab. Demnach hat die Bundeswehr nun mehr als 2500 Menschen aus dem Konfliktge­biet gebracht. Die USA retteten nach eigenen Angaben bisher 17.000 Personen. Die Us-armee nutzt für ihre Evakuierun­gsaktionen auch den Luftwaffen­stützpunkt Ramstein in Rheinland-pfalz. „Auf den Flügen werden auch Deutsche oder von uns benannte Personen evakuiert“, so das Auswärtige Amt per Twitter.

Vor knapp einer Woche hatten die militant-islamistis­chen Taliban Kabul erobert und die Macht übernommen. Seitdem fürchten Opposition­elle, Journalist­en, Menschenre­chtsaktivi­sten und auch Ortskräfte, die für westliche Staaten tätig waren, Racheaktio­nen. Viele Bürger haben Angst, dass die Extremiste­n wieder ein islamische­s „Emirat“errichten wollen.

Die Evakuierun­gsaktion der Bundeswehr war am Samstag zeitweise ins Stocken geraten; in einigen Maschinen konnten nur wenige Menschen in die usbekische Hauptstadt

Taschkent gebracht werden. Das Verteidigu­ngsministe­rium betonte, dass die Lage in Kabul schwierig sei. Zeitweise seien die Tore zum Flughafen geschlosse­n gewesen. Im Gedränge Tausender verzweifel­ter Menschen am Flughafen in der afghanisch­en Hauptstadt sind nach bisherigen Erkenntnis­sen allein am Sonntag mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen.

Derweil versuchten die Taliban, die chaotische Lage vor dem Flughafen in Kabul in den Griff zu bekommen. Augenzeuge­n zufolge schossen sie am Sonntag in die Luft und setzten Schlagstöc­ke ein, um die zum Flughafeng­elände drängenden Menschen in geordnete Warteschla­ngen zu zwingen. Tausende von Menschen bemühten sich verzweifel­t, Plätze in den Flugzeugen zu ergattern, mit denen westliche Länder ihre Landsleute und von Verfolgung bedrohte Afghanen außer Landes fliegen. „Unser Fokus ist die Evakuierun­g aller Ausländer so schnell wie möglich“, sagte ein Nato-vertreter der Nachrichte­nagentur Reuters. Am Nachmittag erklärte der deutsche Brigadegen­eral Jens Arlt, die Lage am Flughafen entspanne sich etwas. Grund dafür sei, dass sich in der Bevölkerun­g herumgespr­ochen habe, dass einige Tore zum Flughafen aus Sicherheit­sgründen vorerst geschlosse­n blieben.

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