Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Tanakas bemerkenswerte Premiere
Obwohl es für Fortuna nur zum 2:2 gegen Kiel reichte, wird der erste Einsatz des Japaners so manchem in Erinnerung bleiben.
58 Minuten und ein paar Sekunden waren auf der Stadionuhr abgelaufen, als Fortunas Trainer Christian Preußer das Zeichen zum Wechseln gab. Edgar Prib und Shinta Appelkamp verließen den Platz, Ao Tanaka und Jakub Piotrowski übernahmen ihre Positionen im Mittelfeld. 1:1 stand es zu diesem Zeitpunkt im Zweitligaduell mit der KSV Holstein Kiel, am Ende dann 2:2. Im Grunde kein dickes Ausrufezeichen für die „Joker“– in Tanakas Fall aber vielleicht doch.
„Ao hat mir sehr gut gefallen“, kommentierte Prib nach dem Abpfiff. „Er hat eine gewisse spielerische Leichtigkeit ins Spiel gebracht. Das ist genau, was eine Mannschaft braucht: Manchmal fängt man nicht gleich auf dem Platz an, aber dann muss man trotzdem alles geben, wenn man hereinkommt.“
Und genau das tat Tanaka. Und wie. Natürlich konnte der 22-Jährige bei seinem Debüt im Fortuna-trikot – er hatte ja zuvor nicht einmal ein Testspiel absolviert – noch nicht die hundertprozentige Bindung zu seinen Kollegen aufweisen. Und so gelang nicht jeder Pass, nicht jeder Laufweg. Aber Tanakas Einsatz und die Leidenschaft, die er von Sekunde eins an auf den Platz brachte, waren Faktoren, die die Fans sofort begeisterten.
„Das war erfreulich“, fasste auch Preußer zusammen. „Mit Ball auffällig, weil Ao gut nach vorne treibt. Aber er hat auch richtig gut beim Verteidigen mitgeholfen, als er einmal zum Beispiel fast an der eigenen Eckfahne den Ball erobert hat. Die Kombination war gut.“Bemerkenswert auch, dass der Olympia-vierte von Tokio, als die japanische Auswahl nur knapp an einer Medaille vorbeischrammte, nach nur einer
Trainingswoche immer wieder den Ball forderte und sich permanent anbot. Auf diese Weise war Tanaka dann auch an der Entstehung des späten Ausgleichstreffers von Kristoffer Peterson beteiligt.
Tanaka selbst gab sich japanisch bescheiden. Auf Instagram postete der Neu-fortune, übrigens auf Englisch: „Ich habe heute mein Debüt in Düsseldorf gegeben. Wir hätten den Sieg gebraucht, haben es aber nicht geschafft. Es war dennoch eine wundervolle Erfahrung, vor so vielen Fans zu spielen.“Nun werde er sich auf das nächste Spiel auf Schalke fokussieren.
„Ao ist sehr spät zu uns gekommen, hat viele Spiele bei Olympia gemacht“, erklärte der Trainer weiter. „Da müssen wir einfach über Belastungssteuerung reden, müssen ihn behutsam aufbauen. Gleichzeitig haben wir ihn als Verstärkung geholt, und das hat er in der Trainingswoche auch angedeutet. Es war klar, dass er eingewechselt würde. Er hat es gut gemacht, ich bin sehr zufrieden. Ao hat dabei mitgeholfen, dass wir das Spiel noch drehen konnten. Ich möchte um Geduld bitten, er muss sich ja erst noch an uns gewöhnen – aber der erste Aufschlag war gut.“
Wie gefährlich ein Überdrehen werden kann, hat Fortuna ja in der vergangenen Saison erlebt, als Shinta Appelkamp zu früh zu viel Verantwortung auf die Schultern geladen wurde – und dann sein Körper nicht mehr mitspielen wollte und eine Pause forderte. Bei Tanaka möchte Preußer rechtzeitig eingreifen: „Wir haben nichts davon, wenn wir ihn jetzt von 90 Minuten zu 90 Minuten jagen – und dann verletzt er sich am Ende. Jetzt hat Ao ja wieder eine ganze Trainingswoche, und dann schauen wir mal gegen Schalke.“
Seine Premiere hat jedenfalls Lust auf mehr gemacht.