Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Der 82-Jährige kehrt mit neuer Tour zurück auf die Bühne.

Im früheren Gangelstüb­chen in Oberbilk hat die lange Karriere des 82-Jährigen begonnen. Insofern konnte es für den Sänger keinen besseren Ort geben, um seine bald startende Tournee „Heino goes Klassik“zu präsentier­en.

- VON CHRISTOPHE­R TRINKS

OBERBILK Die Straßen in Oberbilk kennt Heinz Georg Kramm, besser bekannt als Heino, immer noch wie seine Westentasc­he. In der Kirchstraß­e 59 ist er aufgewachs­en, beim Bäcker an der Linienstra­ße hat er seine Ausbildung gemacht und sich anschließe­nd umgezogen, wenn das Training beim SC Schwarz-weiß 06 im Volksgarte­n begann. „Die meisten Häuser lagen hier damals aber noch in Trümmern“, erinnert sich der 82-Jährige. Lediglich die Gaststätte Wellnetz, das frühere Gangelstüb­chen, existierte damals schon – und bildete so etwas wie den Auftakt seiner langen und erfolgreic­hen Musikkarri­ere. „Mit einem Freund und meiner Gitarre habe ich mich häufig auf den Gangelplat­z gestellt und musiziert“, sagt der Volksliede­r-sänger. „Dann gab es das Feierabend­bier im Anschluss meist umsonst.“

Insofern konnte es für Heino keinen besseren Ort geben, um seine bald startende Tournee zu präsentier­en. Mit „Heino goes Klassik“geht er in neuem Stil wieder auf Konzertrei­se durch die Bundesrepu­blik, nachdem er sich 2019 eigentlich schon verabschie­det hatte. „Meine Frau Hannelore trägt dafür die größte Schuld. Sie hat mich dazu bewegt“, sagt Heino schmunzeln­d und kündigt gleich weitere Konzerte an. „Ich werde singen, so lange es körperlich geht.“

Zunächst einmal hofft er jedoch, seine um ein Jahr verschoben­e Tournee trotz der anhaltende­n Pandemie erfolgreic­h bestreiten zu kön

nen. „Die unterschie­dlichen Richtlinie­n für Konzertbes­uche in den Ländern machen es schwer, zu planen. Wir spielen aber in jedem Fall, notfalls auch verteilt auf zwei Termine am Tag“, verspricht Manager Helmut Werner. Das ursprüngli­che Orchester, das Heino bei seinen klassische­n Stücken von Brahms, Beethoven und Tschaikows­ki begleiten sollte, musste jedoch auf Organist Franz Lambert reduziert werden. Dazu gesellt sich noch der 29-jährige Stargeiger Yury Revich, der auch einige Solo-stücke auf seiner mehr als 300 Jahre alten und sechs Millionen Euro teuren Stradivari beisteuert. Trotz des klassisch dominierte­n Programms werden seine eigenen Klassiker im Repertoire aber nicht fehlen, verspricht Heino.

Die wird er in Düsseldorf in der Tonhalle spielen – trotz der Kontrovers­en, die es zuletzt um den Konzert-untertitel „Ein deutscher Liederaben­d“gab. Tonhallen-intendant Michael Becker befürchtet­e anfangs in dem auf einem schwarz-rot-goldenen Plakat gedruckten Untertitel unter anderem eine Verletzung der städtische­n Richtlinie­n, die Veranstalt­ungen mit rassistisc­hen und antisemiti­schen Inhalten in städtische­n Räumen untersagt. Der Sänger sah sich in der Debatte in eine rechte Ecke gestellt. Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) intervenie­rte für Heino und beendete die Diskussion schließlic­h. Keller und Heino lernten sich am Freitagabe­nd während des Fortuna-heimspiels gegen Kiel kennen. „So absurd die Vorwürfe waren, war es doch richtig, darüber zu sprechen. Die Beschreibu­ng ,deutsch' darf nicht aus dem Sprachgebr­auch verschwind­en und genauso wenig nur den Rechtspopu­listen überlassen werden“, sagt Werner. Und: „Wir sind nicht nachtragen­d.“Im Gegenteil, habe sich Heino für ein klassisch geprägtes Konzert in seiner Heimatstad­t doch genau diesen Bühnenort gewünscht.

So gern er aber auch immer wieder Oberbilk und seine alte Heimat besucht – eine dauerhafte Rückkehr in die Landeshaup­tstadt kommt für Heino nicht infrage. „Ich könnte mich zwar gewöhnen, sogar wieder hier in der 59 zu wohnen, Düsseldorf liegt mir schließlic­h am Herzen. Aber in meinem Alter lebe ich lieber etwas ruhiger. Da fühle ich mich in Kitzbühel sehr wohl“, sagt der 82-Jährige.

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 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Heino strahlt in seiner alten Heimat Oberbilk. Am Samstag besuchte er die Gaststätte Wellnetz, das ehemalige Gangelstüb­chen.
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Heino strahlt in seiner alten Heimat Oberbilk. Am Samstag besuchte er die Gaststätte Wellnetz, das ehemalige Gangelstüb­chen.

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