Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Der 82-Jährige kehrt mit neuer Tour zurück auf die Bühne.
Im früheren Gangelstübchen in Oberbilk hat die lange Karriere des 82-Jährigen begonnen. Insofern konnte es für den Sänger keinen besseren Ort geben, um seine bald startende Tournee „Heino goes Klassik“zu präsentieren.
OBERBILK Die Straßen in Oberbilk kennt Heinz Georg Kramm, besser bekannt als Heino, immer noch wie seine Westentasche. In der Kirchstraße 59 ist er aufgewachsen, beim Bäcker an der Linienstraße hat er seine Ausbildung gemacht und sich anschließend umgezogen, wenn das Training beim SC Schwarz-weiß 06 im Volksgarten begann. „Die meisten Häuser lagen hier damals aber noch in Trümmern“, erinnert sich der 82-Jährige. Lediglich die Gaststätte Wellnetz, das frühere Gangelstübchen, existierte damals schon – und bildete so etwas wie den Auftakt seiner langen und erfolgreichen Musikkarriere. „Mit einem Freund und meiner Gitarre habe ich mich häufig auf den Gangelplatz gestellt und musiziert“, sagt der Volkslieder-sänger. „Dann gab es das Feierabendbier im Anschluss meist umsonst.“
Insofern konnte es für Heino keinen besseren Ort geben, um seine bald startende Tournee zu präsentieren. Mit „Heino goes Klassik“geht er in neuem Stil wieder auf Konzertreise durch die Bundesrepublik, nachdem er sich 2019 eigentlich schon verabschiedet hatte. „Meine Frau Hannelore trägt dafür die größte Schuld. Sie hat mich dazu bewegt“, sagt Heino schmunzelnd und kündigt gleich weitere Konzerte an. „Ich werde singen, so lange es körperlich geht.“
Zunächst einmal hofft er jedoch, seine um ein Jahr verschobene Tournee trotz der anhaltenden Pandemie erfolgreich bestreiten zu kön
nen. „Die unterschiedlichen Richtlinien für Konzertbesuche in den Ländern machen es schwer, zu planen. Wir spielen aber in jedem Fall, notfalls auch verteilt auf zwei Termine am Tag“, verspricht Manager Helmut Werner. Das ursprüngliche Orchester, das Heino bei seinen klassischen Stücken von Brahms, Beethoven und Tschaikowski begleiten sollte, musste jedoch auf Organist Franz Lambert reduziert werden. Dazu gesellt sich noch der 29-jährige Stargeiger Yury Revich, der auch einige Solo-stücke auf seiner mehr als 300 Jahre alten und sechs Millionen Euro teuren Stradivari beisteuert. Trotz des klassisch dominierten Programms werden seine eigenen Klassiker im Repertoire aber nicht fehlen, verspricht Heino.
Die wird er in Düsseldorf in der Tonhalle spielen – trotz der Kontroversen, die es zuletzt um den Konzert-untertitel „Ein deutscher Liederabend“gab. Tonhallen-intendant Michael Becker befürchtete anfangs in dem auf einem schwarz-rot-goldenen Plakat gedruckten Untertitel unter anderem eine Verletzung der städtischen Richtlinien, die Veranstaltungen mit rassistischen und antisemitischen Inhalten in städtischen Räumen untersagt. Der Sänger sah sich in der Debatte in eine rechte Ecke gestellt. Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) intervenierte für Heino und beendete die Diskussion schließlich. Keller und Heino lernten sich am Freitagabend während des Fortuna-heimspiels gegen Kiel kennen. „So absurd die Vorwürfe waren, war es doch richtig, darüber zu sprechen. Die Beschreibung ,deutsch' darf nicht aus dem Sprachgebrauch verschwinden und genauso wenig nur den Rechtspopulisten überlassen werden“, sagt Werner. Und: „Wir sind nicht nachtragend.“Im Gegenteil, habe sich Heino für ein klassisch geprägtes Konzert in seiner Heimatstadt doch genau diesen Bühnenort gewünscht.
So gern er aber auch immer wieder Oberbilk und seine alte Heimat besucht – eine dauerhafte Rückkehr in die Landeshauptstadt kommt für Heino nicht infrage. „Ich könnte mich zwar gewöhnen, sogar wieder hier in der 59 zu wohnen, Düsseldorf liegt mir schließlich am Herzen. Aber in meinem Alter lebe ich lieber etwas ruhiger. Da fühle ich mich in Kitzbühel sehr wohl“, sagt der 82-Jährige.