Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Landeshauptstadt seit 75 Jahren
MEIN DÜSSELDORF Zum besonderen Nrw-geburtstag hat auch Düsseldorf etwas zu feiern. Über die Bedeutung eines Alleinstellungsmerkmals.
DÜSSELDORF Nordrhein-westfalen feiert, und mit ihm auch Düsseldorf. An diesem Montag begeht das Land seinen 75. Geburtstag mit einem Festakt für geladene Gäste an der Galopprennbahn in Ludenberg; darunter sind neben Bundeskanzlerin Angela Merkel, Landtagspräsident André Kuper und Ministerpräsident Armin Laschet auch ausländische Staatsgäste.
Und auch Düsseldorf darf einen Geburtstag feiern; denn mit der Gründung des Landes ist die Stadt zur Hauptstadt geworden. Was schon deshalb erfreulich ist, weil es uns regelmäßig einen Grund zum Feiern beschert – vor fünf Jahren gab es zum 70. Geburtstag des Landes NRW eine große Sause an der Rheinuferpromenade; in diesem Jahr fallen die Feiern wegen Corona kleiner aus.
Warum ausgerechnet Düsseldorf zur Landeshauptstadt erkoren wurde, ist auch ein Dreivierteljahrhundert später immer mal wieder eine Party-diskussion zu vorgerückter Stunde wert. Hat doch das nahe Köln mehr Einwohner und deutlich mehr Fläche. Dennoch entschied sich die britische Militärregierung vor 75 Jahren für Düsseldorf – mit der knappen Feststellung: „Das neue Land wird die bestehenden Provinzen Nordrhein und Westfalen umfassen. Die Hauptstadt wird Düsseldorf sein.“
Für diese Wahl kann es eine Reihe von Gründen gegeben haben. Düsseldorf war einst Hauptstadt des
Großherzogtums Berg und später Verwaltungssitz für den Provinzialverband der Rheinprovinz – konnte also auf eine entsprechende Tradition verweisen. Als bedeutsamer werden aber die offensichtlichen praktischen Gründe angesehen: Düsseldorf war im Krieg weniger stark zerstört worden als andere große Städte, und die Militärregierung hatte hier bereits ihren Sitz.
Dass aus dem Status einer Landeshauptstadt Vorteile erwachsen können, ist offensichtlich. Dennoch überwog zu Beginn offenbar die Sorge angesichts der Anforderungen, wie die Stadtverwaltung auch im historischen Teil ihrer Internetseite schildert: „Zu Beginn jedoch war die neue Aufgabe aber auch eine Last, da nicht nur die eigene Bevölkerung, sondern auch die in die Stadt strömende Ministerialbürokratie mit Wohn- und Arbeitsräumen versorgt werden musste.“Auch sei noch nicht absehbar gewesen, „ob das neue Bundesland überhaupt Bestand haben und eine Neugliederung der Bundesländer nicht auch den Verlust der Hauptstadtfunktion mit sich bringen würde“.
Am Anfang wurde ohnehin mit provisorischen Lösungen gearbeitet. So musste der erste Landtag zunächst im Opernhaus tagen, später nutzte das Gremium einen Saal der Henkel-werke in Holthausen, ehe das Ständehaus am Schwanenspiegel erster ständiger Sitz des Landtags wurde. Der heutige Landtag wurde am 2. Oktober 1988 eröffnet. In der Umgebung des markanten Gebäudes ist inzwischen eine Reihe von Ministerien angesiedelt, bis heute sind aber einige Häuser auch in anderen Teilen der Stadt ansässig, etwa das Justizministerium am MartinLuther-platz. Von einem scharf abgegrenzten Regierungsviertel kann also nicht gesprochen werden.
„In Düsseldorf sind wir stolz darauf, Landeshauptstadt zu sein und die Regierung und nicht zuletzt den Landtag als zentrale, demokratisch gewählte Institution in unserer Stadt zu beherbergen“, sagt Oberbürgermeister Stephan Keller auf Anfrage zum besonderen Status der Stadt. Dass Düsseldorf heute eine prosperierende Metropole ist, hat mit vielen Faktoren zu tun – von der geographischen Lage bis zum Flughafen. Welchen Einfluss die Rolle als Landeshauptstadt hat, ist nicht mathematisch exakt zu beziffern.
Doch neben der Staatskanzlei haben elf Landesministerien, der Landesrechnungshof und die Landesbeauftragte für Datenschutz ihren Sitz in der Stadt, dazu weitere Landesbehörden. Die obersten Landesbehörden inklusive ihrer nachgeordneten Behörden, die Landesbeauftragte für Datenschutz sowie der Verwaltungsbereich des Landtags bieten laut Staatskanzlei in Düsseldorf rund 17.000 Arbeitsplätze. Dazu kämen weitere Einrichtungen, Landesbetriebe und Sondervermögen, die der Landesverwaltung zuzurechnen sind und den Standort stärken und nutzen.
Dazu kommen die Mitarbeiter von Interessenverbänden und Vereinen etc., die sich bewusst in der
Nähe der Landesbehörden niederlassen. Größere Tagungen und Veranstaltungen solcher Einrichtungen haben auch Effekte auf Gastronomie, Hotellerie und Handel. Auch bei der Bewerbung um Großveranstaltungen kommt man an der Stadt damit schwerer vorbei.
So ein Alleinstellungsmerkmal ist eine feine Sache – eben die Tatsache, dass Rheinmetropole zwar mehrere in NRW sein können – Landeshauptstadt aber eben nur eine.