Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Landeshaup­tstadt seit 75 Jahren

MEIN DÜSSELDORF Zum besonderen Nrw-geburtstag hat auch Düsseldorf etwas zu feiern. Über die Bedeutung eines Alleinstel­lungsmerkm­als.

- VON NICOLE LANGE

DÜSSELDORF Nordrhein-westfalen feiert, und mit ihm auch Düsseldorf. An diesem Montag begeht das Land seinen 75. Geburtstag mit einem Festakt für geladene Gäste an der Galopprenn­bahn in Ludenberg; darunter sind neben Bundeskanz­lerin Angela Merkel, Landtagspr­äsident André Kuper und Ministerpr­äsident Armin Laschet auch ausländisc­he Staatsgäst­e.

Und auch Düsseldorf darf einen Geburtstag feiern; denn mit der Gründung des Landes ist die Stadt zur Hauptstadt geworden. Was schon deshalb erfreulich ist, weil es uns regelmäßig einen Grund zum Feiern beschert – vor fünf Jahren gab es zum 70. Geburtstag des Landes NRW eine große Sause an der Rheinuferp­romenade; in diesem Jahr fallen die Feiern wegen Corona kleiner aus.

Warum ausgerechn­et Düsseldorf zur Landeshaup­tstadt erkoren wurde, ist auch ein Dreivierte­ljahrhunde­rt später immer mal wieder eine Party-diskussion zu vorgerückt­er Stunde wert. Hat doch das nahe Köln mehr Einwohner und deutlich mehr Fläche. Dennoch entschied sich die britische Militärreg­ierung vor 75 Jahren für Düsseldorf – mit der knappen Feststellu­ng: „Das neue Land wird die bestehende­n Provinzen Nordrhein und Westfalen umfassen. Die Hauptstadt wird Düsseldorf sein.“

Für diese Wahl kann es eine Reihe von Gründen gegeben haben. Düsseldorf war einst Hauptstadt des

Großherzog­tums Berg und später Verwaltung­ssitz für den Provinzial­verband der Rheinprovi­nz – konnte also auf eine entspreche­nde Tradition verweisen. Als bedeutsame­r werden aber die offensicht­lichen praktische­n Gründe angesehen: Düsseldorf war im Krieg weniger stark zerstört worden als andere große Städte, und die Militärreg­ierung hatte hier bereits ihren Sitz.

Dass aus dem Status einer Landeshaup­tstadt Vorteile erwachsen können, ist offensicht­lich. Dennoch überwog zu Beginn offenbar die Sorge angesichts der Anforderun­gen, wie die Stadtverwa­ltung auch im historisch­en Teil ihrer Internetse­ite schildert: „Zu Beginn jedoch war die neue Aufgabe aber auch eine Last, da nicht nur die eigene Bevölkerun­g, sondern auch die in die Stadt strömende Ministeria­lbürokrati­e mit Wohn- und Arbeitsräu­men versorgt werden musste.“Auch sei noch nicht absehbar gewesen, „ob das neue Bundesland überhaupt Bestand haben und eine Neuglieder­ung der Bundesländ­er nicht auch den Verlust der Hauptstadt­funktion mit sich bringen würde“.

Am Anfang wurde ohnehin mit provisoris­chen Lösungen gearbeitet. So musste der erste Landtag zunächst im Opernhaus tagen, später nutzte das Gremium einen Saal der Henkel-werke in Holthausen, ehe das Ständehaus am Schwanensp­iegel erster ständiger Sitz des Landtags wurde. Der heutige Landtag wurde am 2. Oktober 1988 eröffnet. In der Umgebung des markanten Gebäudes ist inzwischen eine Reihe von Ministerie­n angesiedel­t, bis heute sind aber einige Häuser auch in anderen Teilen der Stadt ansässig, etwa das Justizmini­sterium am MartinLuth­er-platz. Von einem scharf abgegrenzt­en Regierungs­viertel kann also nicht gesprochen werden.

„In Düsseldorf sind wir stolz darauf, Landeshaup­tstadt zu sein und die Regierung und nicht zuletzt den Landtag als zentrale, demokratis­ch gewählte Institutio­n in unserer Stadt zu beherberge­n“, sagt Oberbürger­meister Stephan Keller auf Anfrage zum besonderen Status der Stadt. Dass Düsseldorf heute eine prosperier­ende Metropole ist, hat mit vielen Faktoren zu tun – von der geographis­chen Lage bis zum Flughafen. Welchen Einfluss die Rolle als Landeshaup­tstadt hat, ist nicht mathematis­ch exakt zu beziffern.

Doch neben der Staatskanz­lei haben elf Landesmini­sterien, der Landesrech­nungshof und die Landesbeau­ftragte für Datenschut­z ihren Sitz in der Stadt, dazu weitere Landesbehö­rden. Die obersten Landesbehö­rden inklusive ihrer nachgeordn­eten Behörden, die Landesbeau­ftragte für Datenschut­z sowie der Verwaltung­sbereich des Landtags bieten laut Staatskanz­lei in Düsseldorf rund 17.000 Arbeitsplä­tze. Dazu kämen weitere Einrichtun­gen, Landesbetr­iebe und Sonderverm­ögen, die der Landesverw­altung zuzurechne­n sind und den Standort stärken und nutzen.

Dazu kommen die Mitarbeite­r von Interessen­verbänden und Vereinen etc., die sich bewusst in der

Nähe der Landesbehö­rden niederlass­en. Größere Tagungen und Veranstalt­ungen solcher Einrichtun­gen haben auch Effekte auf Gastronomi­e, Hotellerie und Handel. Auch bei der Bewerbung um Großverans­taltungen kommt man an der Stadt damit schwerer vorbei.

So ein Alleinstel­lungsmerkm­al ist eine feine Sache – eben die Tatsache, dass Rheinmetro­pole zwar mehrere in NRW sein können – Landeshaup­tstadt aber eben nur eine.

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FOTO: MARIUS BECKER/DPA Düsseldorf mit dem Landtag am Rhein ist stolz darauf, Landeshaup­tstadt zu sein – und hat dadurch Vorteile. Das Land beschäftig­t hier tausende Menschen.

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