Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Sprudelnde Gartenstadt mit Rummel
Wer in Haan nach Besonderheiten sucht, wird unter der Erde, aber auch in luftiger Höhe fündig. Die Gartenstadt, die gerade ihr 100-jähriges Stadtrechts-jubiläum feiert, ist sowohl durch ihr Mineralwasser als auch ihre Kirmes überregional bekannt.
Manch einer will hoch hinaus, andere suchen in der Tiefe nach Interessantem, doch egal welche Richtung – in Haan können sie alle fündig werden. Die gut 30.000 Einwohner zählende Stadt zwischen Düsseldorf und Wuppertal hat sowohl unter als auch über der Erde einiges zu bieten. In 140 Metern Tiefe beispielsweise liegt der einzige Mineralbrunnen im Bergischen Land. Seit mehr als 100 Jahren wird dort das Wasser der Haaner Felsenquelle in Flaschen abgefüllt und ausgeliefert. Anfangs wurden die Flaschen noch in einem Gestell hinuntergelassen und – nachdem sie vollgelaufen waren – wieder hochgezogen. Heute hat das Familienunternehmen rund 100 Mitarbeiter und stellt etwa 20 verschiedene Produkte her.
Wer Haan von oben betrachten möchte, kann zumindest einmal im Jahr einen exklusiven Blick aus 50 Metern Höhe genießen. Das Riesenrad gehört zur „Haaner Kirmes“wie die Pommes zur Currywurst. Für den Straßenrummel mit jährlich etwa 400.000 Besuchern wird die komplette City und ein Teil der B 228 gesperrt. Für die Bevölkerung hat die Kirmes, die erstmals 1386 urkundlich erwähnt wurde, einen Stellenwert, der in anderen rheinischen Städten allenfalls dem Karneval vorbehalten ist. Und wie im Karneval fällt auch hier der Höhepunkt auf den Montag – dann schließen Geschäfte und Ämter früh. Die Kinder haben schulfrei.
Menschenmassen und Spektakel sind allerdings auch wie
Geschichte
Events
Kunst
Kreisverkehre der nur eine Seite von Haan – es gibt auch viel dörfliche Idylle: Mit seinen gut erhaltenen Fachwerkhäusern ist der alte Ortskern von Gruiten die größte intakte historische Siedlung auf Haaner Stadtgebiet. Ältestes Bauwerk ist der Turm der ersten Kirche aus dem Jahr 1075, der auf dem Friedhof oberhalb des Dorfes erhalten ist.
Apropos Historie: In diesem Jahr feiert Haan „100 Jahre Verleihung der Stadtrechte“. Dabei spielte auch ein geliehener Frack mit Zylinder eine Rolle: Den trug der Haaner Schnapsbrennereibesitzer Wilhelm Hoppenhaus, als er sich im Frühsommer des Jahres 1893 gemeinsam mit dem Kaufmann Wilhelm Birschel auf den beschwerlichen Weg nach Berlin machte, um den erzkonservativen preußischen Innenminister Botho Graf zu Eulenburg gönnerhaft zu stimmen. Der erste Anlauf misslang zwar, doch am 12. Februar 1921 verlieh ein ministerieller Erlass Haan die langersehnte Städteordnung.
Fast genauso alt ist der Park Ville d'eu an der Königstraße – er bildet zusammen mit dem Musikpavillon ein denkmalgeschütztes Ensemble, das gleichzeitig als Symbol für die „Gartenstadt“Haan gilt. 1926 wurde das Gelände von Frau Geheimrat Jung aus Elberfeld der jungen Stadtgemeinde Haan unentgeltlich überlassen, zum Zwecke, es in eine öffentliche gärtnerische Anlage umzuwandeln. Bis heute gilt die Bedingung, dass der Park niemals bebaut und zweckentfremdet werden darf.
PETER CLEMENT
Was schätzen Sie an Haan? WARNECKE An unserer Gartenstadt schätze ich die überschaubare Größe, die kurzen Wege, das „Jede(r) kennt Jede(n)“. Ich schätze die Nähe zu den Großstädten Köln und Düsseldorf, freue mich aber auch jeden Tag über unsere ländliche Umgebung, das viele Grün im Neandertal oder im Haaner Bachtal. Ich schätze die Feierfreude der Bürger, ob bei Haaner Kirmes, Haaner Sommer, Weinfest oder Gruitener Dorffest …. Ich schätze aber auch den Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft in Krisen. Ob Flüchtlingskrise in 2015, Corona Pandemie in 2020 oder aber auch die Flutkatastrophe.
2010 sind Sie aus Schleswig-holstein zugezogen. Was gab den Ausschlag für Haan? WARNECKE Unsere Wahlheimat bietet auch für Familien sehr viel: Von der Kindergarten- über die Schullandschaft sind wir bestens versorgt. Seit 2015 erlebe ich die Stadt und ihre Bürger(-innen) als Bürgermeisterin nun noch viel intensiver und bin immer wieder beeindruckt, wie gut unser gesellschaftliches Miteinander funktioniert. Es ist faszinierend zu sehen, wie viele Haaner sich ehrenamtlich und mit persönlichem Know How in (Sport-) Vereinen, Stiftungen oder Politik einbringen.