Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Der Traum von der Oper am Rhein
STANDORTE FÜR EINE NEUE OPER Das Büro RKW hat die Oper auf die Landzunge am Parlamentsufer gesetzt. Die Kesselstraße ist auch noch im Rennen.
Für den Neubau des Opernhauses kommen am Hafen gleich zwei Standorte in Frage: das Parlamentsufer und die Kesselstraße.
DÜSSELDORF Am Mittwoch wird es ein wenig fassbarer, in welche Richtung es mit dem Düsseldorfer Opernhaus gehen könnte. Die Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung werden vorgestellt, und wenn diese für den Stadtrat auch nicht bindend sind, so werden sie die Willensbildung der Politiker dennoch beeinflussen. Im Dezember wird der Stadtrat einen Grundsatzbeschluss zur Frage Abriss oder Neubau treffen, auch könnte dann schon die Standortfrage beantwortet werden. Ein wichtiger Punkt in der Gesamtbetrachtung ist der architektonische Auftritt. Steht bei einer neuen Oper die Funktionalität im Vordergrund oder soll auch ein ikonisches Erscheinungsbild angestrebt werden, das für Düsseldorf ein Wahrzeichen bedeuten könnte?
Der Standort Hafen macht Letzteres eher möglich, als wenn die Oper an ihrem heutigen Standort neu gebaut würde. Dort wird der Eingriff in den Hofgarten kritisch gesehen, auch wollen weder Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) noch maßgebliche Planungspolitiker dem Wilhelm-marx-haus als Dominante der Heinrich-heine-allee Konkurrenz machen. Im Hafen hingegen ist die freiere Form möglich, zudem können die Bauten eher in die Höhe wachsen als an Heinrich-heine-allee oder Königsallee.
Die Stadt hat, als sie vor der Sommerpause etwaige Standorte für die Oper bewertete, auch die Kesselstraße im Hafen zu einem Favoriten gekürt. Der heutige Opern-standort an der Heinrich-heine-allee und der Wehrhahn (ehemaliger Kaufhof) wurden als A-standort bewertet, mit A-minus kamen der Rheinpark neben der Rheinterrasse und die Kesselstraße ins Finale. Zum erweiterten Kreis gehören für den Planungsausschussvorsitzenden Alexander Fils (CDU) auch das Parlamentsufer und vor allem das Südende der Kö am Graf-adolf-platz.
Furore gemacht hat vor zwei Jahren der Entwurf des Düsseldorfer Büros RKW. Dieter Schmoll, Ge
VISUALISIERUNG: PROJEKTSCHMIEDE schäftsführender Gesellschafter der Architekten, hat damals mit dem assoziierten Partner Jabra Soliman die Oper quasi auf ein Stück Niemandsland gesetzt: die Landzunge am Parlamentsufer. Die Gehry-bauten
stehen in Steinwurfweite, und der Bogenbau von RKW mit seinen 40 Metern Höhe würde im Umfeld dieses modernen Teils von Düsseldorf nochmals ein Ausrufezeichen setzen. Zudem wäre die Oper an dieser Stelle südlicher Schlusspunkt der Rheinuferpromenade, auf ihrem Vorplatz hätte man einen Panoramablick auf den Medienhafen, von der Freitreppe aus ließe sich eine Aufführung auf einer schwimmenden Bühne verfolgen.
Als klar wurde, dass die erste Variante mit 52 Metern zu schmal für die Anforderungen der Oper sein würde, setzten die Architekten ihren Bau auf der Kante der Landzunge auf und verankerten sie im Hafenbecken, Anlegeplätze für Boote inklusive. Insgesamt bietet der Plan nun 140 mal 65 Meter, das dürfte reichen für die Deutsche Oper am Rhein, die ihrem Namen dort tatsächlich gerecht würde. Die Details zum Rkw-entwurf: Die oberirdische Bruttogeschossfläche beträgt 38.000 Quadratmeter, der Opernsaal hätte 1500 Plätze, durch zusätzliche Sitzplätze in den Seitenbühnen und auf der Hinterbühne (durch hydraulisch ausfahrbare Tribünen) entstünde ein Konzertsaal. Auf Geschäfte und Restaurants entfielen 3000 Quadratmeter. Über der Oper wäre ein Hotel mit 310 Zimmern möglich (inklusive Schwimmbad). Die 1200 Stellplätze müssten bei Rheinhochwasser geflutet werden, Operngäste würden wohl zum Landtag ausweichen.
Bei den Kosten hält sich RKW inzwischen zurück. Nach anfänglichen 280 war jüngst von 700 Millionen Euro die Rede, was wahrscheinlicher erscheint. Auch die Stadt geht von einem Betrag in dieser Höhe aus.
Und die Kesselstraße? Für sie wurde schnell eine Visualisierung angefertigt, als die Opern-diskussion startete, aber es gab so viel Kritik an der Dezentralität des Standortes, das seine Auswahl eher verwundern würde. Aber wer weiß? Aktuell wird im Rathaus eine bessere Anbindung des Hafens durch den öffentlichen Nahverkehr diskutiert. Vielleicht hebt dies die Chancen.