Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Lolli-tests sorgeng für Ärger bei Eltern
Seit fast einer Woche sitzt eine ganze Klasse zu Hause. Die Familien finden, dass es dazu nicht hätte kommen müssen. Das Verfahren gehöre dringend auf den Prüfstand.
Kurz nach dem Start des Schuljahrs sind Eltern von Grundschülern frustriert. Der Grund: Lolli-tests und Quarantäne-regeln.
DÜSSELDORF Kurz nach dem Start des neuen Schuljahres sorgen die Lolli-tests, die Coronaviren bei jüngeren Kindern identifizieren sollen, für Irritationen. Aus zwei Grundschulen in Benrath und Pempelfort meldeten sich verärgerte Eltern in dieser Redaktion. „Seit Donnerstag sitzt eine ganze Klasse zu Hause und das müsste nicht so sein“, sagt Sandra Rzewnicki aus Benrath. Ihr Sohn Paul hatte sich auf den Schulbeginn gefreut. Jetzt sitzt er wie zu Zeiten des Distanzunterrichts an seinem Schreibtisch vor Arbeitsblättern oder wartet auf die nächste Videokonferenz mit seiner Lehrerin. So wie Paul ergeht es der kompletten dritten Klasse, die er an der Grundschule Einsiedelstraße in Benrath besucht.
Gleich beim ersten Lolli-test am vergangenen Mittwoch hatte es einen positiven Befund für Pauls Klasse gegeben. Das Ergebnis besagt aber nur, dass es in dieser Klasse – voraussichtlich – mindestens ein infiziertes Kind gibt. Denn das Pcr-basierte Verfahren funktioniert nach dem Pool-prinzip: Die Stäbchen mit den Proben sämtlicher Schüler kommen in den gleichen Behälter. Welches Kind am Ende positiv ist, muss in einem zweiten Schritt ermittelt werden. „Und an diesem Punkt hakte es bereits“, meint Antje Peth-anders. Wie viele Eltern ist sie unzufrieden mit dem, was die Familien seit fast einer Woche erleben.
Denn bei den Nachtestungen, die von den Eltern am nächsten Morgen in eigener Regie durchgeführt wurden, habe es womöglich Verzögerungen gegeben. „Nach dem, was wir wissen, war in mindestens einem Fall ein Röhrchen im Labor eingetroffen, bei dem die Registrierung und Zuordnung zunächst noch fehlte“, sagt Rzewnicki. Nachdem das geklärt war, folgte eine Überraschung, denn ein positives Einzelergebnis gab es in Pauls Klasse nicht. Dieser Widerspruch zum Pool-ergebnis muss nun durch eine dritte individuelle Testreihe aufgelöst werden.
„Die meisten Eltern wollten am Samstagnachmittag für diesen dritten Durchgang über die Corona-hotline einen Termin im städtischen Testzentrum vereinbaren, doch diese Hotline ist ab 16 Uhr für den Rest des Wochenendes gar nicht mehr in Betrieb“, sagt Peth-anders, der dafür jedes Verständnis fehlt. Viele Eltern hätten erst nach dem Wochenende Termine für den Montag oder den Dienstag vereinbaren können. „Manche haben versucht, auf Kinderärzte oder näher gelegene kommerzielle Testzentren auszuweichen, weil sie beruflich eng getaktet sind“, berichtet die Mutter. Andere seien dazu nicht bereit gewesen, weil sie die Kosten für den PCR-TEST selbst hätten tragen müssen.
Die Wut der Eltern richtet sich nicht gegen die Schule. Die habe ihr Bestes gegeben. „Was wir fordern, ist eine Neujustierung der viel zu komplizierten Abläufe bei Lolli-tests durch das Land sowie eine bessere Kommunikation von Hotline und Gesundheitsamt in Düsseldorf“, meint Rzewnicki. Leider habe man die Familien und vor allem die Kinder, die nun erneut isoliert zu Hause säßen, im Regen stehen lassen. So hätten einige Hotline-mitarbeiter zu Wochenbeginn gesagt, sie könnten sich nicht um Termine im städtischen Testzentrum kümmern, weil ihnen keine entsprechende Mitteilung des Gesundheitsamtes vorläge. „Auch bei der Frage, was die Kinder in der häuslichen Isolation eigentlich noch dürften, gab es Unsicherheiten“, bemängeln die Mütter.
Ihr Vorschlag in Richtung Land: Künftig sollten alle Kinder bei den Tests von vorneherein zwei Stäbchen abgeben. „Gibt es für den Pool ein positives Ergebnis, könnte das zweite, bereits hinterlegte Stäbchen aktiviert werden“, meint Rzewnicki. Zudem müsse die Corona-hotline am Wochenende offen bleiben. Auch eine zentrale Nachtestung vor der Schule oder auf dem Hof nach positivem Poolbefund könne die Abläufe beschleunigen. Dass Kinder nach anderthalb Jahren Pandemie eine Woche keine Schule besuchen könnten, obwohl womöglich gar kein Kind infiziert ist, sei „ein Armutszeugnis“.
Michaela Mayer, Leiterin der KGS Einsiedelstraße, versteht die Nöte der Eltern, will die Vorgänge aber nicht im Einzelnen kommentieren. Zum Prozedere sagt sie nur so viel: „Das Verfahren der Nachtestung hat sich nicht deshalb verzögert, weil Eltern Einzeltests nicht korrekt registriert hatten.“Und die Bezirksregierung, die die Schulaufsicht hat, verweist darauf, dass das Düsseldorfer Gesundheitsamt die Pcr-testungen für den dritten Anlauf koordiniere.
Die Stadt widerspricht der Kritik an der Wochenend-schließung der Corona-hotline. Normalerweise sei ein Termin über die Hotline nicht erforderlich, da die Bestätigungstests zu Hause via Röhrchen eigentlich ausreichen sollten. „Erst wenn alle diese Tests negativ ausfallen, werden Kontrolltestungen in Rücksprache mit Hausärzten oder Testzentren durchgeführt. Dies ist nun das erste Mal aufgetreten“, betonte eine Sprecherin am Dienstagabend.